Leder, unten in dünne Streifchen zerschnitten und mit Glasperlen verziert,
entsprach überhaupt ganz derjenigen, wie sie von den colonialen
Hottentotten und Namaqua beschrieben, wird. Heutigen Tages ist dieselbe
verschwunden und die Eitelkeit wendet sich vornehmlich auf bunte europäische
Stoffe zu Kleidern, oder auffallend gezeichnete Tücher als Umhüllung
des Kopfes, dessen Haar noch immer kurz geschoren wird. Als Schmucksachen
sieht man ausserdem kleine Ohrringe, Halsbänder und Fingerringe,
über die nichts Besonderes zu bemerken ist.
Die nationale Bewaffnung der Korana bestand aus der Assegai, welche
sie indessen, ebenso wie.die Messer, meist im Tauschhandel von Bantu-
Stämmen bezogen, und Pfeil und Bogen, die wiederum den Buschmannwaffen
ähnelten und gewiss grösstentheils mit Gewalt diesem allgehassten
Volke abgenommen wurden. Daher erklärt es sich, dass öfters vergiftete
Pfeile der Korana erwähnt werden, ohne dass ein Anhalt für die Annahme
ist, dass diese Eingeborenen, oder die ändern Hottentotten, die Bereitung
der kräftigen Pfeilgifte ausgeübt haben. In industriellen Fertigkeiten verlassen
sie sich lieber auf ihre Nachbarn, denen sie dagegen R e it- und
Zugochsen abgeben.
Von nationaler Bewaffnung ist daher kaum zu sprechen, sondern eher
von einer herkömmlichen, und sie haben diese wieder mit der grössten
Bereitwilligkeit gegen die Feuergewehre vertauscht, wo sie sich solche irgend
verschaffen konnten.
Bei einem so trägen, indolenten Stamm, welcher nicht einmal für
eigene Waffen sorgen mag, ist auch in ändern Kunstfertigkeiten wenig zu
erwarten; die Korana werden in solchen Dingen in der That von allen
übrigen Eingeborenen Süd-Afrika’s übertroffen. Es findet sich wohl ein
oder das andere irdene Geschirr zum Wasserholen oder Kochen, die für
die Koi-koin charakteristischen, aus solidem Holz geschnitzten Gefässe mit
etwas engerer Oeffnung und einige Kalabassen, doch zeigt sich selten eine
Neigung, etwas mehr an denselben zu thun, als unumgänglich nöthig ist:
Schönheitssinn verräth sich kaum durch eine leise Andeutung von rohen
Verzierungen.
Ebenso verhält es sich mit den Behausungen: Die Korana wohnen
auch in niedrigen, halbkugeligen Hütten, wie die verwandten Stämme, aber
diese zeigen keine Spur von Eleganz, sondern dienen lediglich dem Noth-
behelf. Eine richtige Hottentottenhütte, mit den zierlich geflochtenen Matten
bedeckt, so lange sie nur sauber gehalten wird, und der Rauch sich nicht
zu stark darin anhäuft, ist gar kein unangenehmer Aufenthalt und entspricht
den Anforderungen des Landes recht gut; bei den Kor and macht sie
aber einen ekelhaften Eindruck, indem sich unter die unordentliche Bedachung
alle möglichen schmierigen Thierfelle und alte Lumpen mischen,
während auch die ganze Umgebung durch die liederlich umhergestreuten
Abfälle des Wildes, alte, von den Hunden umhergezerrte Knochen und
Gehörne von Schmutz starrt und von Ungeziefer wimmelt. Ihre Art zu
wohnen behalten die Korana gern be i, ' obgleich sie sonst von ihrer Urthüm-
lichkeit so Vieles verloren haben, da die Leichtigkeit des Errichtens, sowie
des eventuellen Abbrechens und Weitertransportirens der Behausung ihrer
Trägheit sehr zu statten kommt.
So'wohnten in der Missionsstation Bethanien1) die Korana auch noch
immer in ihren altväterlichen Hütten, obgleich die Missionaire die Eingeborenen
zur Errichtung civilisirterer Häuschen animirten und theilweise auch
darin erfolgreich gewesen waren.
Ueber Sitten und Gebräuche derselben sei es gestattet kurz hinwegzugehen;.
denn wenn schon die besondere Betrachtung der Namaqua es*
unvermeidlich erscheinen lie ss, manches bèi den eigentlichen Hottentotten
Gesagte zu wiederholen , < um die Zusammengehörigkeit beider Abtheilungen
darzuthun, so würden sich hier die Wiederholungen aus der gleichen Ursache
erneuern müssen.
Die allgemeinen Grundzüge des öffentlichen und privaten Lebens sind
durchaus ähnlich und wenn auch die Vermischung der Stämme sowie europäischer
Einfluss viel von dem nationalen Charakter verwischt hat, lassen
sich diese doch erkennen und zeigen, dass die Korana ursprünglich ebenfalls
richtige Zugehörige der Familie der Koi-koin sind.
Es finden sich die kleinen Häuptlinge von geringer Autorität mit ihrem
Beirath, der Zerfall in kleinere, nomadisirende Abtheilungen, welche, abgesehen
vom Namen, fast jede Beziehung zu dem Ganzen verwerfen, und dadurch
die Bedeutung des Oberhauptes der angesehensten Familie der Gemeinde
in den Vordergrund treten lassen. Häufig sind sie genöthigt, sich wegen
dieser Zersplitterung dem mächtigsten Häuptling der Nachbarschaft, in dessen
Gebiet sie leben, unterzuordnen. So steht ein Theil der Korana unter
Botmässigkeit IVaterboers, ein anderer des -ßa-^ajw-Häuptlings Mahura, die
auf dem rechten Ufer des Vaal-Rivier unter der Regierung des Orange-
Freistaats.
In der Familie war Vielweiberei erlaubt, ohne häufig zur Ausführung
zu kommen, und* das Verhältniss der Geschlechter war nicht schlechter als
bei den übrigen Hottentotten. Das träge Leben floss gleichmässig dahin,
wenn die Noth nicht zur Arbeit drängte, und nur bei den nächtlichen Tänzen,
die gerade unter den Korana sich durch Lascivität ausgezeichnet haben
sollen, bemerkte man die Erregbarkeit der Afrikaner. Die Missionsstation
Bethanien *) war ursprünglich specièll für die Korana bestimmt, und da auch
eine Anzahl solcher Eingeborener sich ihr dauernd anschlossen, so hatten
die Missionaire Gelegenheit Manches kennen zu lernen ; doch hinderte auch
hier die Schwierigkeit der Sprache sehr, und W u r a s selbst, welcher noch
am meisten in ihre Eigenthümlichkeiten eingedrungen is t, äussert sich sehr