angehefteten Ledevstreifen befestigt wurden, regelmässig getragen, sondern
hauptsächlich auf der Reise.
Endlich ist als ein Gegenstand der Tracht der Männer noch der
Schakalschwanz zu erwähnen, welchen man sehr häufig in den Händen der
Hottentotten sowohl als der dunkelpigmentirten Eingeborenen sieht, die es
von ihneii angenommen zu haben scheinen, da schon in den ältesten Abbildungen
der Ersteren der Schakalschwanz dargestellt is t1). Diese Schwänze
werden auf kurze diinne Stöckchen gezogen, so dass ein bequemer Griff
für die Hand bleibt, und dienen den Leuten zugleich als Fliegenwedel,
Wischtuch, sich die Augen oder Nase zu säubern, und als Spielzeug.
Auch die elfenbeinernen Ringe, welche als Abzeichen höherer Würde
hei den Ama-xosa bereits Erwähnung fanden, erscheinen schon bei den
Hottentotten in frühster Zeit und wurden von ihnen in gleicher Weise um
den Oberarm in der Gegend des Ellbogen - Gelenkes getragen, wie K o l b e n
angieht »um heim Fechten damit zu pariren«, doch werden sie wohl auch
bei ihnen hauptsächlich zum Schmuck gedient haben. Bei der Anfertigung
dieser dicken, soliden Elfenheinringe wird das Stück vorher für einige Zeit
in saure Milch gelegt, worauf es sich bedeutend leichter schneiden lässt.
Anderweitige Schmucksachen waren hei den Männern wenig in Gebrauch,-
messingne oder kupferne Ringe, etwas seitlich in den Rand des Ohres ein-
gefiigt, da das Ohrläppchen nur schwach entwickelt ist, sieht man noch
heute an den Nachkommen, wie sie ehedem getragen wurden; um den Hals
hing man Schnüre mit Zaubermitteln sowie den kleinen ledernen Sack,
welcher die Schätze des Besitzers in Gestalt einer Pfeife nebst Taback, eines
Messers, Zunderhüchse und ähnliche Kleinigkeiten enthielt.
Die Tracht der Frauen weicht nicht wesentlich von derjenigen der
/L-bantu— Frauen ab; auch bei ihnen findet sieh ein lederner Schurz um die
Hüfte, welcher hauptsächlich das Gesäss deckt und bis in die Gegend der
Kniekehlen reicht, darunter werden vorn mehrere in verschiedener Grösse
getragen, um die Genitalien zu bedecken. Von diesen reicht der oberflächlichste
Schurz bis gegen die Kniee herab, ist mit Glasperlen und bunten
Lederstreifen verziert und dient zugleich als Gegenstand des Putzes; darunter
finden sich einer oder zwei von geringerer Grösse ebenfalls von Leder
gewöhnlich in schmale, frangenartige Streifen geschnitten, aber ohne Zier-
rathen, welche ausschliesslich zur - Bedeckung dienen und die beim Nieder—'
sitzen untergezogen werden. Der kleinste von diesen, welcher dem Körper
dicht anliegt und yom Schamberg her klappenartig über die Genitalien herunterhängt,
ist wohl von K o l b e n für das wunderbare Organ gehalten worden,
welches er bei den Hottentottinnen beschreibt, aber sich in der von ihm
angegebenen Weise sicherlich nicht als etwas Natürliches vorfinden kann.
Um die Schultern tragen die Frauen auch einen kürzeren oder längeren
Fellmantel, zuweilen auch beide über einander, welche in gleicher Weise
präparirt und ausgeputzt sind als bei den A-bantu. Bei gutem Wetter
gingen sie meist mit entblösstem Oberkörper oder mit dem T-ragetuch zur
Aufnahme eines Kindes auf einer Seite, während auf der ändern der unvermeidliche
Allerweltsbeutel mit Pfeife, Taback, Toilettengegenständen, Schmucksachen
und Aehnlichem herunterbaumelte. Nach S p a r r m a n n ’s *) Angabe soll
am ICaross der Frauen ein längerer Kragen befestigt gewesen sein zu dem
Zwecke, ihn nach oben zusammen zu raffen, und so eine Tasche zur Aufnahme
des Kindes zu bilden. Den Kopf haben die Frauen der Hottentotten
auch heut noch gewöhnlich bis gegen die Stirn verhüllt und sie
scheinen dies als eine unabweisbare Regel des Anstandes zu betrachten. Als
nationale Bedeckung wurde von ihnen früher eine konische Mütze von Fellen
getragen, welche, im unteren Theil häufig mit Muscheln, Glaskorallen oder
ähnlichen Schmucksachen verziert war. S p a r r m a n n , der die Frauen auch
oft mit blossem Kopfe gesehen haben w ill, beschreibt einen solchen Putz,
dazu bestimmt, um die Mütze gelegt zu werden, und bildet denselben
ab2):. Heutigen Tages pflegen alle Frauen, die. ihrer Abstammung nach zu
den Koi-koin gehören, den Kopf mit Tüchern europäischen Fabrikates zu
umwickelnj deren bunte Farben und Muster sie sehr lieben, mit blossem
Kopfe pflegt man sie nicht zu sehen, und ich konnte auch bei der auf
Tafel XXIV abgebildeten Gona - Hottentottin das Abnehmen des Tuches
nicht erreichen, ebenso wie die in Figur 54 dargestellte Person lieber den
ganzen übrigen Körper als den Kopf entblösst hat.
Auch hier spielen beim weiblichen Geschlecht Schmucksachen eine
grössere Rolle, unter denen Ringe, oder eigentlich Wülste um die Unterschenkel
und Unterarme am verbreitetsten sind und am meisten in die Augen
fallen. Sie sind denjenigen der Be-chuana—Frauen ähnlich, unterscheiden
sich aber in ihrer äusseren Bedeckung, indem die Hottentottinnen die Ringe
aus Streifen, dem dicksten Theile einer Haut entnommen, durch mechanische
Manipulationen verschiedener Artj wie Einweichen, Klopfen, Glätten,
Zusammennähen etc., hersteilen, und solche ohne weitere Ausschmückung,
oder mit feinem Draht umwickelt, tragen, .während die Ringe der Be-chuana—
Frauen als Regel einen dichten Ueberzug von zusammengeflochtenen Glasperlen
haben, welcher die Grundlage verhüllt. Zuweilen trugen die hier
in Rede stehenden Eingeborenen auch ganz metallene Ringe um die Gelenke
und den Hals von starkem Draht angefertigt, doch scheint dieser Schmuck,
wie die Glaskorallen, nicht so beliebt gewesen zu sein, als bei den A-bantu.
Dass er aber schon in der ältesten Zeit vorkam, darüber belehren uns die
Cape-Records, wo in v a n R i e b e c k ’s Journal die Saldanhier mit Elfenbein-
1) A. a. 0 . p. 178.
2) A. a. O. Taf. III, Fig. 5.