
 
		gleich  die .absoluten  Werthe  10.9  $   und  10.7  q  sind;  man  bekommt  also  
 auf  diese  Weise  das  für  ein  weibliches  Becken  charakteristische  Plus  des  
 Querdurchmessers  trotz  der  allgemeinen,  ungünstigen Entwickelung.  In  anderen  
 Fällen,  wo  die  generellen  Unterschiede  besser  .ausgeprägt  sind,  wird  
 dieser  Gang  der  Zahlen  noch  viel  hemerkenswerther  sein. 
 Die  Besonderheiten  der  einzelnen Becken können  am besten durch Vergleichung  
 der beigegebenen Tafeln  erkannt werden  und  es  dürfte  nur  nöthig  
 sein,  kurz  darauf hinzuweisen.  Die Figuren  sind nach P h o t o g r a p h i e   a u s g 
 e f ü h r t ,   doch  wurde  ein  mit dem  LüCAs ’s c h e n   Ap p a r a t   e n two r f e ner  
 Umr i s s ,   der  photographisch  auf  die  Hälfte  reducirt  ist,  zu   Grunde   
 g e l e g t .   Für  Schädelabbildungen  is t  man  schon  seit  längerer  Zeit, darüber  
 einig,  dass  genaue  gerade  Projectionen  erforderlich  sind,  auffallender  Weise  
 hat  man  dies  aber  nicht  auf Darstellungen  von  Becken  ausgedehnt,  wo  es  
 mindestens  ebenso nöthig  erscheint.  In  einem  unter beliebiger Neigung  abge—  
 bildeten Becken  ist wegen der perspectivischen Verkürzung weder die Gestalt-des  
 Beckeneingangs  noch  der  Schambeinwinkel  oder  die  Krümmung  der  Darmbeine  
 richtig zu erkennen.  Um dies  zu vermeiden, wurden hier von jedem Stück  
 zwei Projectionen gewählt:  die  eine in der Ebene des Beckeneingangs,  die andere  
 senkrecht auf  denselben.  Man  sieht  auf  diese Weise,  wie  wechselnd  die Figuration  
 des Ganzen,  so  wie  der  einzelnen Theile ist,  und  kann-sie mit Sicherheit  
 vergleichen. 
 In  dem  Becken  der  Tafel  XXXVII  ist  der  Eingang  von  unbestimmtem  
 generellen  Charakter,  die  Darmbeine  sind  mässig  geschweift,  die  Fos&cte  
 ihacae  nicht  sehr  geräumig,  das Kreuzbein  von  ziemlicher Breite;  Der Winkel  
 der  Schambeine  ist  fast  weiblich,  das  ganze  Os innominatum  im Vergleich  zur  
 Breite  nicht  sehr  hoch,  was  ebenfalls  ein  weibliches*  Charakteristicum  ist. 
 Das  Becken  der  nächsten  Tafel  hat  einen  Eingang,  welcher  dem'weiblichen  
 auf  Tafel  XLI  sehr  ähnlich  ist,  die  Darmbeine  sind  stark  geschweift,  
 die  Fossae  iliacae  geräumiger  als  bei  dem  eben  angeführten,  dagegen  ist  der  
 Beckenausgang durchaus männlich,  der Schambeinwinkel  ebenfalls,  das Kreuzbein  
 ist  schmal,  die  Höhe  des  Ganzen  im  Vergleich  zur  Breite  bedeutender.  
 Bei  dem  der  folgenden  Tafel  XXXIX  (Becken  eines  Herero)  ist  der  männliche  
 Charakter  nicht  wohl  zu  verkennen,  obgleich  auch  hier  die  Entfernung  
 der  Tubera  nicht  unbeträchtlich  und  der  Querdurchmesser  verhältnissmässig  
 nicht  geringer  ist  als  bei  manchem  weiblichen  Becken  der  Koi-hoin  (Siehe  
 weiter  unten].  Auch  das  Ba-mangwatohecken  (Taf.  XL)  ist  deutlich  männlich, 
   doch  zeigen  Tubera  und  Spinae  ossis  isehii  für  einen  Mann  immer  noch  
 bedeutende  Entfernung,  die  Darmbeine  sind  wenig  geschweift,  flach  und  nach  
 aussen  gerichtet.  Die  Knochen  zeigen  im  Ganzen  nicht  die  massige,  robuste  
 Entwickelung  wie  auf  den  vorangehenden  Tafeln,  was  zu  den  für  die  Be-  
 chuana  charakteristischen  Eigenthümlichkeiten  gehört1).  Es  macht  sich  dies 
 ')  Der  besseren  Vergleichung  wegen  wird  das  Skelett  der  A-banlu  an  dieser  Stelle  
 im  Zusammenhänge  besprochen. 
 einmal  in  der  geringeren  Dicke  der  Leisten,  besonders  der  Crista iliaca,  dann  
 aber  auch  in  der  geringen Breite  des  absteigenden  Schambein-  und  aufsteigenden  
 Sitzbein-Astes  bemerklieh,  wodurch  die innere untere Begränzung  des Fo-  
 ramen  obturatorium  verschmälert  wird. 
 Noch  viel  stärker  ist  dies  im  nächsten  Becken  (Taf.  XLI)  ausgeprägt,  
 welches  das  einer  älteren  Frau  vom  Stamme  der  Ba-mangwato  ist.  Bei  ihr  
 waren  die  Knochen,  entsprechend  dem weiblichen Habitus,  noch  zarter  als  bei  
 dem  eben  beschriebenen,  wesshalb  sie  durch  das Vermodern  in  der Erde stark  
 gelitten  haben,  und  die  Seitentheile  der  unteren  Hälfte  des  Kreuzbeines  sind  
 in  Folge  dessen  weggebrochen.  Die  allgemeine  Form  des  Ganzen  ist  aber  
 dabei nicht gestört worden  und  lässt  sich  noch  vollständig  mit  den vorangehenden  
 männlichen  vergleichen. 
 Wenn  man  auch  bei  eingehender Betrachtung  nie  zweifelhaft  sein kann,  
 -dass  ein  weibliches  Becken  vorliegt,  so  lässt  sich  ein  solcher  Schluss  doch  
 eher  aus  dem  allgemeinen  Habitus  der  Knochen  und  dem  Ueberwiegen  der  
 Breite  im  Vergleich  zur  Höhe  der  Ossa  innominata  ziehen,  als  aus  einzelnen  
 Merkmalen,  welche  sonst  für  charakteristisch  gehalten  werden.  Wie  bereits  
 angedeutet,  ist  der  Beckeneingang  nicht  breiter  als  der  auf  Taf.  XXXVIII  
 abgebildete,  nur  ist,  die Form etwas  mehr herzförmig,  indem  das  Promontorium  
 stärker  hereinragt,  und  das  Kreuzbein  unterhalb  mehr  nach  hinten  gekrümmt  
 ist;  die  mässig  entwickelten  Spinae  sind  durch  den  Zerfall  etwas  abgestumpft. 
   Die  Darmbeine  sind  nur  wenig  entwickelt,  die  Fossae  iliacae  daher  
 nicht  so  geräumig,  wie  es  sonst  beim  Weibe  der  Fall  zu  sein  pflegt,  der  
 Schambeinwinkel  übertrifft  den  mancher  männlichen Becken  nicht.  Es  bleiben  
 also ausser  dem Habitus  als'durchgreifende Merkmale  für  das weibliche Becken  
 nur  ührig  die  grosse  Breite  des  Kreuzbeins  bei  geringer  Höhe  und  starker  
 Krümmung  und  die  im  Ve r g l e i c h   mit  den  C r is ta e   i l i a c a e   bedeutende  
 Entfernung  der  Tubera. 
 Weniger  charakteristisch  als  das  Becken  ist  das  Schultergerüst,  aber  
 auch  hieran  ist  der  schlanke,  gracile  Bau  das  Bemerkenswertheste.  Es  tritt  
 dies  hervor  an  dem  schmalen  Brustbein  mit  tief  eingeschnittenen  Einkerbungen  
 zwischen  den  einzelnen  Knochen,  an  dem  dünnen,  ziemlich  stark  geschweiften  
 Schlüsselbein  und  dem  langen,  schmalen  Schulterblatt.  Das Letztere  
 unterliegt besonders  starken Schwankungen,  bedingt  durch  das  Geschlecht  und  
 die  mehr  oder  weniger  kräftige  Ausbildung  der  Muskulatur;  doch  weicht  die  
 typische  Form  sehr  stark  von  derjenigen  der  Koi—koi?i  ab.  Der innere Rand  
 ist  in  seinem  oberen Theil  verhältnissmässig  gerade,  der  obere Winkel  scharf  
 vortretend,  die  Gräte  ist  hoch,  schräg  nach  aussen  und  aufwärts  steigend  
 und  in  ein  langes  zugespitztes  Acromion  übergehend. 
 Ueber  die  beziehungsweisen  Grössenverhältnisse  des  Humerus  ist  schon  
 weiter  oben  gesprochen  und  angedeutet  worden,  wie  auch  er  dem  allgemeinen  
 Charakter treu bleibt.  Die Achsendrehung desselben zeigt,  wie bei vielen  
 afrikanischen  Stämmen,  einen  beträchtlichen  Winkel,  ohne  dass  Verfasser