die Besitztitel von gewissen Farmen in den Gränzgebieten durch Moshesfi
für widerrechtlich erklärt wurden.
In der Colonie trug dagegen die falsche Politik der Regierung jetzt
schon reiche Früchte, indem vom Jahre 1842 an die östlichen Districte
immer häufiger über Gewaltthaten der Kaffem zu klagen hatten, und auch
innere Zwistigkeiten zwischen den Häuptlingen Gazella und Umhala stattfanden.
Bereits im Jahre 1843 wurde ein Commando gegen den aufrührerischen
Häuptling Tola gesendet, jedoch war der Gouverneur Sir P. Ma.it-
land noch immer bemüht, durch gütlichen Ausgleich den Frieden zu erhalten.
Hie unverständigen Stockenstrom-Verträge wurden beseitigt (184 5). und neue
abgeschlossen, die Häuptlinge temporisirten aber nur, da sie gutwillig nicht
wieder aufgeben wollten, was, wie sie glaubten, ihnen aus Schwäche überlassen
worden war.
Im genannten Jahre ereignete sich auch ein Zusammenstoss der Truppen
mit den emigrirten Boeren, welche die Gri(jua angegriffen hatten, aber
durch Colonel Richardson, zur Unterstützung der Grigua entsendet, bei
Zioartkopjes geschlagen und zur Unterwerfung gezwungen wurden. 1846
brach darauf der seit 1842 drohende Krieg mit den Kaffern wirklich aus,
die Uneinigkeit derselben war aber so gross, dass der Erfolg für sie nur
ein ungünstiger sein konnte; der verschlagene Magoma war sogar so überzeugt
von dem Fehlschlagen des Unternehmens, dass er bat, Gefangener
bleiben zu dürfen und mit Gewalt aus Fort Beaufort entfernt werden musste.
Bei Burmhill in den Amatola fand ein Zusammenstoss statt, die Hauptaufmerksamkeit
richteten die Kaffern aber auf ihre tückischen Ueberfälle,
wodurch es ihnen gelang, mehrere gi-osse Transporte von Kriegsmaterial in
den Engpässen abzufangen. Die bedeutendsten Anführer in diesem Kriege
waren Umhala, Seyolo und Pato, darunter Seyolo, so weit mir bekannt
wurde, der einzige Häuptling, welcher den Namen hervorragender persöri-
licher Tapferkeit aus den Kämpfen davon getragen hat; dieser kriegerische
Geist äusserte sich in einem kühnen, wenn auch erfolglosen Angriff der
Kaffem auf Eort Peddie.. Bald darauf war ihr alter, gefürchteter Gegner,
General Somerset, wieder über ihnen und schlug sie in der Schlacht am
Gwanga auf’s Haupt, worauf sich der Kampf in die alten Schlupfwinkel
der Amatola-Berge zog.
Trockenheit des Landes und Mangel drückte dann beide Partheien,
das Kriegsfeuer dämpfend, so dass zuerst Magoma und dann Sandili sich
auf die Bedingung der Unterordnung unter die englische Oberhoheit ergaben.
Nur Pato hielt in den unzugänglichen Uferdickichten des Kei etwas länger
aus, doch wurde er auch schliesslich verdrängt und durch die Noth zum
Nachgeben geneigt gemacht, bis Sil- H. Smith 1848 in einer grossen Zusammenkunft
der Häuptlinge bei King-Williams-Town die Feindseligkeiten
wenigstens äusserlich beilegte. Die Häuptlinge mussten dabei sich erklären,
ob sie den Frieden halten wollten, und wurden gezwungen, als
Zeichen der Unterwerfung den Stiefel des zu Pferde sitzenden Sir H. Smith
zu küssen.
Die Regierung bekam durch die Beendigung des Krieges Luft, um
einen lange verzögerten, entscheidenden Schritt hinsichtlich der Gebiete
nördlich vom Orange-Fluss zu thun, welche jetzt durch Proclamation unter
die Oberhoheit der Königin gestellt wurden. Diesen Erlass beantwortete
Prätorius durch offene Auflehnung, und die Boeren sammelten sich, um
mit bewaffneter Hand dem Vordringen der Truppen Widerstand zu leisten.
Sir Harry Smith ging ohne irgend welche Vorsichtsmaassregeln vorwärts,
da er mit grösser Hartnäckigkeit den Gedanken eines thätlichen Widerstandes
von Seiten der Gegner zurückwies, und verlor beim Uebergang über
den Kromme ElboJc bei Boomplaats durch Schützenfeuer viel Leute, doch
hielten die Boeren nicht dauernd Stand und unterwarfen sich, während Prätorius
und sein Anhang weiter landeinwärts über den Vaal-Rivier zogen und
den Transvaal-Freistaat gründeten.
In Bloemfontein wurde der Major Warden als Resident der britischen
Regierung eingesetzt, er vermochte aber auch nicht die Feindseligkeiten
zwischen den Partheien beizulegen, und zwar waren es wiederum die Eingeborenen
selbst, die trotz der drohenden Vernichtung durch die Weissen
in beständigem Unfrieden unter einander lebten. Es entwickelten sich
zahlreiche Fehden von wechselnder Bedeutung und Ausgang, in denen
Sinkonyella und Hör oho feindlich gegen Moshesh und Molitsane auftraten,
während sie mit den Boeren Freundschaft hielten; andererseits kämpften die
Ba-suto gegen die Korana und Bastaards, im Süden aber gegen die Ama-
tembu, und es entstand so ein unlösbares Wirrsal von Verwickelungen, in
die Major Warden sich vergeblich bemühte einige Ordnung zu bringen.
Jeder beschuldigte den Ändern, er sei der Friedensbrecher gewesen und
habe geheiligte Rechte verletzt, während der Gegner nie in Verlegenheit
war, eine Ausrede oder einen Sündenbock ausfindig zu machen, dem das
Vergehen aufgebürdet werden konnte. Die zum Ausgleich des bei den Streifzügen
verursachten Schadens auferlegten Strafen wurden entweder nicht
entrichtet, oder durch erneute Räubereien sehr bald wieder zurückgenommen.
Um den äusseren Grund des Zwistes wenigstens zu entfernen, sollte
eine Commission die Gränzregulirung vornehmen, jedoch wich diese in der
Gegend der Koesberge aus Furcht, die Kaffern möchten Widerstand leisten,
von der Gränze zurück und liess den streitigen Theil zwischen Comissie-
Drift und Aliwal unregulirt. Es wurde indessen eine Linie von der Commission
aufgestellt, welche man als »Warden9s Linie« bezeichnete, ohne
dass Jemand im Stande gewesen wäre, den Verlauf dieser ganz genau anzugeben.
Moshesh protestirte alsbald gegen die Annahme der neuen Gränze
und verlangte die für ihn günstigere Linie Jouberts. So steigerten sich
die Verwickelungen in der Souvereignty, wie der Orange - Freistaat unter
englischer Regierung genannt wurde, immer mehr und liessen einen
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