Dies führt uns hinüber zu dem System von Aberglauben, welches wir
bei den Be-chuana in ähnlicher Weise entwickelt finden als hei den Ama-
xosa uncl Zulu,
Nächst den Häuptlingen sind unter den hier in Bede stehenden Stämmen
die Doctoren die einflussreichsten Personen. Erweckte es schon bei
den Xosa falsche Vorstellungen solche Männer »Priester« zu nennen, so ist
es liier noeli viel weniger zulässig. Ich glaube diese Behauptung um so
schärfer hinstellen zu können, als ich eine so namhafte Autorität wie M o f -
f a t dabei auf meiner Seite habe. Ein »N y aha« der Be-chuana ist ein rich-
* |» tiger Zäüberdoctor; denn um den Namen .eines Priesters zu verdienen,
müsste doch eine Idee der Gottheit im Volke’vorhanden sein, deren Cultus
er dient. Dass eine solche unter diesen Eingeborenen fehlt, kann selbst
C a s a l is nicht umhin anzuerkennen, wenn er auch aus den abergläubischen
Gebräuchen schliessen zu müssen glaubt, dieselbe sei nur verloren gegangen *).
Am sachlichsten und genausten wird hinsichtlich der Be-chuana dieser Punkt
von M o f f a t behandelt , welcher ausser dem bereits oben (p. 98) angeführten
Ausspruche des Missionars v a n d e r K e m p einen anderen von C a m p b e l l herrührenden
citirt, wodurch es ausser Zweifel gestellt wird, dass auch dieser
die Ansicht vollständig theilte%) .
Der erfahrene Missionar weist nach, dass der ^Mo-rimo«, welcher von
unkundigen Leuten immer wieder herbeigezogen wird, um den Eingeborenen
die Idee der Gottheit zu vindiciren, in der Meinung der Leute ursprünglich
Nichts gewesen ist, als eine Art Kobold (bugbear)- der Zauberdoctoren, ein
kleines übelwollendes Ding, welches Unfug trieb, das aber weder mit göttlicher
Macht ausgestattet, noch als von Uranfang bestehend gedacht wurde,
sondern mit den Menschen und Thieren zugleich aus einer Höhle in dem
* B a -k oni- Lande hervorging und seitdem existirt. Die Fussspuren des Mo-
rimo, sowie der gleichzeitig erschienenen Menschen sollen noch an Ort und
Stelle zu sehen sein.
Es ist auch unverträglich mit dem Geist des Se-chuana »Mo-rimo« mit
» der Himmlische« zu übersetzen, da dies » Mo-gorimo « (.Le-gorimo — Him-
mel): .heissen müsste. M o f f a t führt gleichzeitig a n , was mir ebenfalls bekannt
geworden is t, dass bei manchen Stämmen der Plural obigen Wortes,
Ba-rimo, gleichbedeutend ist mit »L ir iti« die Schatten der Verstorbenen;
es finden sich also im Se-chuana zwei Wörter, welche sich ähnlich zu einander
verhalten wie* im Zulu »Isi-tunzia,, dieSchatten, zu »Ama-hlozio., die
Geister der Verstorbenen.
In wie weit darin die ^Stämme sich gegenseitig beeinflusst haben, lässt
sich schwer feststellen, man darf aber behaupten, dass die Be-chicana sich
noch weniger Ideen über eine Fortdauer nach dem Tode und überirdische
1) C. a. a. O. p. 251. »Ges peuples, avaient entièrement perdu l’idée d’un Dieu
créateur«.
2) Ca m p b e l l ’s A n tw o r t auf M o ffa t ’s Frage: Wie er über die Religiosität der
JBe-chuana dächte? soll gelautet haben: »A, s ir, the people in England would not believe
th a t- men could become like pigs, eating acorns unter the tr e e , without being capable of
looking up to see from whence they came. People who have had the Christian lullaby
sung over their cradles, and sipped thé knowledge of Divine things with their mothers
milk, think all men must see as they do«.
V e rg l. M o ffa t a. a . O. p . 266.