wenig brauchbaren Truppen den ungleichen Kampf nicht fortsetzen zu
müssen,
Warderis Nachfolger, Sir George Clerk, bemühte sich darauf ebenso
vergeblich mittelst einer neuen Landcommission die Gränzregulirung zu
bewerkstelligen. Das Gerücht des bevorstehenden Verzichtes der englischen
Regierung auf die Souvereignty war schon allgemein verbreitet und machte
Moshesh im Hinblick auf die unvermeidlichen Verwickelungen mit den
Boeren noch schwieriger als früher, so dass er für diesen Fall nur von dem
ältesten mit Maitland abgeschlossenen Vertrage etwas wissen wollte. Dem
im Jahre 1854 wirklich ausgeführten Zurückziehen der englischen Verwaltung
folgte unmittelbar ein Einrücken der Eingeborenen in die streitigen
Gränzdistricte, bis Präsident Hoffmann in persönlicher Zusammenkunft mit
Moshesh die Verhältnisse wenigstens theilweise ordnete. Die im ganzen
Wesen der Ausbreitung seitens der Boeren und der widerstrebenden- Eingeborenen
- Interessen liegende Unmöglichkeit einer dauernden friedlichen
Einigung stellte sich in den nächsten Jahren immer deutlicher heraus; es
war nur leeres Stroh, was in den verschiedenen Zusammenkünften gedroschenwurde:
man suchte nach Vorwänden, um das Odium des Friedensbruches
von sich abzuwälzen.
Der Streit drehte sich zunächst um den Caledon- und den. Witteberge-
District; in ersterem trieben die kleinen, Moshesh tributären Häuptlinge
Bushuli, Jan Letelle und Seperi damals die Boeren zurück, während in
dem anderen der Häuptling Witsi 1856 durch ein Commando wiederholent-
lich geschlagen und aus den Gränzdistricten vertrieben wurde. Im September
dieses Jahres fasste der Volksraad des Freistaates den Beschluss Major Warden’s
Linie als Gränze gegen Moshesh, wenn erforderlich mit bewaffneter
Hand durchzusetzen, unabhängig von sonstigen Streitobjecten.
Die Feindseligkeiten steigerten sich nun bis zum vollständigen Kriegszustand,
der 1858 seinen Höhepunkt erreichte, doch wurde der Feldzug
von beiden Seiten lasch geführt, indem mehr demonstrirt als wirklich gekämpft
wurde. Im offenen Felde erwiesen sich die Boeren trotz Mosheshs
berittenen Schützen den Ba-suto stets überlegen, das unzugängliche Thaba-
Bosigo bot den Letzteren aber eine sichere Zufluchtsstätte. Nach einem
grösseren Gefechte vor diesem Orte gewann die Neigung zum Frieden die
Oberhand, welcher am 12. October wirklich abgeschlossen wurde, wobei
Moshesh die Gränzdistricte grossentheils an den Freistaat abtrat.
Nichts destoweniger dauerte der unsichere Zustand fort, 1864 waren die
Witteberge aus Furcht vor den feindseligen Ba-suto wieder gänzlich verlassen,
im nächsten Jahre brach der offene Krieg heftiger als vorher aus.
Nach einem erfolgreichen Ueberfall der nachlässig anrückenden Boeren in
einem Pass der Witteberge wurden die Ba-suto in Thaba-Bosigo belagert,
das man unter schweren Verlusten vergeblich zu stürmen versuchte. Es
trat -alsdann eine Erschlaffung im Lager der Oolonisten ein, welche grossentheils
in ihre Heimath zurückkehrten, bis das Bewusstsein, dass die Existenz
auf dem Spiele stehe, zu erneuten, energischeren Maassregeln zwang. Der
Freistaat nahm den Krieg wieder mit Entschiedenheit auf, und bedrängte
die Ba-suto durch Wegnahme des Viehes und Verhindern der Feldbestellung
so, dass sie; um dem Untergang zu entgehen, sich 1868 unter englische
Oberhoheit stellten, die Vermittlung mit den Boeren ihrem Schutzherm überlassend.
Nicht minder unglücklich für die Eingeborenen war die Gründung des
Trans-vaal-Freistaates, wo A. Prätorius’ Hand schwer auf den schon stark
decimirten Stämmen ruhte. Die Ost-Be-chuana leisteten keinen grossen
Widerstand, dagegen fanden Feindseligkeiten der stets weiter landeinwärts vordringenden
lioeren mit den noch zahlreicheren Stämmen der West-jBe-chuana
statt. Die Ba-hurutse und ihre Nachbarn am Mariqua und Limpopo ordneten
sich unter, darüber hinaus aber trafen die Jagdparthien auf die Stämme
der Ba-hhaÜa und Ba-huena, deren Häuptlinge Mosieleli und Secheli sich
zu sicher wähnten, um den unbeschützten Jägern mit besonderer Rücksicht
zu begegnen.
Vereinzelte Gewalttaten wurden wohl nicht mit Unrecht dem Ba-
Mai/a-Häuptling zur Last , gelegt, und im August 1852 sammelte sieh am
Mariqua ein Commando unter Veld-cornet Scholz, um ihn zur Rechenschaft
zu ziehen. Mosielele hielt nicht Stand, sondern floh Zu Secheli, während
sein Stamm sich theils in die Berge zurückzog, theils nach schwachem
Widerstande unterwarf. Darauf rückten' die Boeren weiter gegen Liteyana
vor, wo sie unter dem schwer zugänglichen Plateau unbelästigt von den
Ba-huena am Flüsschen Posto fassten. Auf die an Secheli ergangene Aufforderung,
Mosielele auszuliefern, erfolgte laut dem Bericht eine prahlerische
Antwort des Häuptlings, in der er die Auslieferung verweigerte, die Boeren
mit hochtönenden Worten zum Kampfe aufforderte und mit der übermüthigen
Phrase schloss: Sich habe Euch schon in meinem Topfe und brauche nur
noch den Deckel darüber zu stülpen«.
Die schlaue Aufforderung der Angreifer, er möchte,' um die Frauen und
Kinder zu schonen, in die Fläche herauskommen, wies er im Vertrauen auf
die ausserordentlich feste Lage des Ortes (ganz ähnlich dem abyssinischen
Magdala) zurück, und die Boeren sahen sich zu ihrem Leidwesen gezwungen,
den bedenklichen Sturm zu unternehmen. Sobald es ihnen gelungen war,
einen Theil der Stadt in ihre Gewalt zu bekommen, steckten sie die Häuser
in Brand, und in der folgenden Nacht flohen die feigen Vertheidiger nach
allen Richtungen. Bei sechsstündigem Kampf unter den ungünstigsten Verhältnissen
sollen die Boeren nur 3 Todte und 6 Verwundete gehabt haben,
obgleich einer entschlossenen Verteidigung gegenüber wahrscheinlich die
grössten Opfer vergeblich gewesen sein würden.