Auch das Werk S pa r rm a n n ’s , obgleich seine Aufmerksamkeit der
Ethnographie nicht hinlänglich zugewendet gewesen zu sein scheint, um die
Stämme gehörig unterscheiden zu können, enthält manche wichtige Notiz
über sie , l e V a il l a n t ist unzuverlässig, L ic h t e n s t e in hat sie nicht eingehend
beschrieben.
Immerhin sind die Angaben der erstgenannten sowie die gelegentlichen
Notizen einiger anderer Reisenden ausreichend, um eine Basis festzustellen,
auf welcher sich die meisten vereinigen und die trotz des geringeren Materials
unangefochtener dasteht als die Charakteristik der A-bantu.
So finden sich hier keine wesentlichen Abweichungen über die Hautfarbe,
sondern alle vereinigen sich dahin, dass dieselbe fahl, braungelb ist
und B a r r o w vergleicht sie sehr richtig mit derjenigen eines vertrockneten
Blattes J), D a p e e r weniger zutreffend mit der der Mulatten oder der gelblichen
Javanern Das Gelbbraun hat einen matten, aschigen Ton, der wohl
variirt, aber nicht eigentlich in eine andere Farbenreihe übergeht.
Es wird heller oder dunkler in geringen Schwankungen, so lange man
es mit reinem Blut zu thun hat, oder es gewinnt an Lebhaftigkeit, indem
Gelb zuweilen auch Roth als Beimengung stärker hervortritt.
Das Feld Nr. 5 der Farbentafel giebt die fahle, unbestimmte Mittelfarbe
in einer etwas dunkleren Schattirung, das Feld daneben (Nr. 4) mit
deutlich durchschimmemdem Gelb ist die häufigste der Pigmentirungen bei
den Koi-koin, die Varietäten liegen meist zwischen den beiden Tönen und
gehen zuweilen über den zuerst erwähnten hinaus, indem sie noch fahler,
aschiger werden. Das Feld Nr. 6 zeigt eine andere, nicht seltene Varietät,
bei der das Gelb wesentlich durch Roth ersetzt ist; letztere Pigmentirung
ist zugleich in der Regel sehr hell und erweckt leicht den Verdacht der
Vermischung, sie scheint aber auch unabhängig davon vorzukommen.
Es lässt sich nicht verkennen, dass diese Hautfarbungen anderen nicht
afrikanischen, wie den mongolischen und selbst den europäischen viel näher
treten als die der A-bantu, und so zeigt es sich auch, dass bei wirklich
eintretender Vermischung die Unterschiede scheller verschwinden.
Man sieht häufig Individuen, welche noch den charakteristischen
Schnitt des Gesichtes an sich tragen, während die Hautfarbe, besonders
beim weiblichen Geschlecht, so hell ist, dass ein viel in Luft und Sonne
sich bewegender Europäer oder ein in Afrika aufgewachsener Nachkomme
europäischer Eltern dunkel dagegen erscheint; der eigentümliche / ; nicht
zoo besneden von troni gevonden (waar toe niet weinigh helpt dat zij geene maselen, noohte
kinderpocken onderwarigh zijn) als met een p'enzeel zoude kunnen afgetrokken worden,
behalve dat zij wat platachtigh van neuze vallen. Dan vallen boven mate, versta de ge-
troude, groot van boesem ook zoo groot, dat zij de borsten, die zij los en bloot hebben
hangen, den kinderen van achteren over de schouderen, daer zij die gemeenlijk op dragen,
in den mont knnnen te zuigen geven; doch te ongetroude wederum ge los i s , also haer op
zommige plaetzen wat uithangt,
*) B. Trav. i. S.-A. Tom I p. 157.
unschöne Ton, welcher bei solchen Frauen das Gesicht überzieht, lässt sich
am besten mit dem Teint einer spanischen Donna vergleichen. Ich habe
indessen nie einen Fall von derartiger Pigmentirung gesehen, wo ich mich
nicht genöthigt gesehen hätte, Vermischung anzunehmen, muss daher bestreiten,
dass so helle Färbungen u r s p r ü n g lic h unter den Koi-koin Vorkommen.
Bei den Individuen, deren Haut schwach" pigmentirt ist, erscheinen
die Wangen leicht geröthet, was bei denen von reiner Abstammung nicht
bemerkbar wird, und auch die Schleimhäute, die Lippen etc. nehmen einen
deutlichen Anflug von Roth an, während sie sonst nur eine grauliche, livide
Färbung zeigen.
P r ic h a r d bildet sie nach DANiELL’schefi Skizzen mit sehr zierlich ge-
rötheten Wangen und Lippen ab '}, was mit Rücksicht auf die im Allgemeinen
übliche Schönfärberei nicht so sehr auffallen kann. Viel richtiger
ist der Ton in der von B u r c h e l l gegebenen Abbildung eines Hottentotten2)
•(Speelman); dessen Portrait überhaupt recht charakteristisch is t, mir erlaubt
die gewählte Stellung, Dreiviertel - Profil, keine genaue Controlle der Verhältnisse.
Bei einem anderen (Juli, a faithful Hottentot) ist ebenfalls auf
den Wangen Nichts von Roth zu bemerken, sondern nur die Lippen zeigen
einen Anflug davon; da aber B u r c h e l l selbst angiebt, dass das Individuum
zu den Mischlingen gehörte, so erscheint dieser Umstand sehr erklärlich.
K o l b e n !)? behauptet, die Wangen wären roth, man könnte es aber
kaum wahmehmen wegen des Schmutzes im Gesicht; ich habe es auch ohne
Schmutz nicht wahrnehmen können.
Wie die Haut der Koi-koin der europäischen durch die Färbung näher
steht als. die der A-bantu, so stimmt sie auch in den anderen Merkmalen
mehr damit überein. Es gilt nicht von ihr, was oben in Beziehung auf
die Haut der Letzteren über auffallende Turgescenz gesagt worden ist; auch
ist der sonderbare, penetrante Geruch, welchen die dunkelpigmentirten Racen
. Afrika’s häufig zeigen, hier nicht so auffallend und da die Körperbedeckungen
in der Regel in Rücksicht auf Schmutz wenig zu wünschen lassen, wird
zugleich bewiesen, dass die Unreinlichkeit es in der That nicht ist,
was diese Eigenthümlichkeit ursprünglich hervorruft. Es soll damit natürlich
nicht gesagt sein, dass altes ranziges Fett; zusammengerieben mit den
Blättern der Buchu - Pflanze (Diosma verschied. Spec.),; sowie die piit solchen
Substanzen imprägnirten alten Scbaafsfelle" der Bekleidung den Leutchen
einen besonders angenehmen Wohlgeruch verliehen; im Gegentheil ist der
Parfüm oft für eine gebildete europäische Nase entschieden zu stark, wie
dies auch B u r c h e l l ausdrücklich betont. Der übliche Geruch verschwindet
*) A. a. 0 . Vol. II . p. 280.
2) B. Travels in S. A. Vol. I. p. 167. Vol. II. p. 160,
3) K. a. a. O. p. 50.
P r i t s c h , Die Eingeborenen Süd-Afrika’s. j 8