und 58 wurden gefangen. Von all* diesen war erwiesener Maassen nur
einer bei dem erwähnten Morde des Farmers anwesend* zwei andere hatten*
angereizt durch einen Bastard, Theil gehabt an der Ermordung eines Schäfers.
Um die zahlreichen Gefangenen, welche aus diesen Zügen zurückkamen*
loszuwerden, vertheilte die Regierung sie unter die ärmeren Ansiedler als
Sclaven* und dieses Princip wurde auch später allgemein eingehalten* so
dass die Leute häufig nur in der Absicht* auf billige Weise Arbeitskräfte zu
bekommen* ihre Jagden in’s Werk setzten* während andererseits* wenn bei
den Unternehmern ein solches Bedürfniss nicht vorlag, die Listen über das
Ergebniss nur Todte aufzuweisen pflegen.
Ueberblicken wir zur Probe einige der Schusslisten* wie sie in den
Berichten der Feld-Corporale enthalten sind. Von dem Commando im Rogge-
veld wurden am 4. September 1774 19 Buschmänner* die sich unterwarfen*'
gefangen; am 11. Sept. 16 erschossen* 6 gefangen; am 12. Sept. 9 erschossen;
am 16. Sept. 8 erschossen* 1 gefangen. Van der Merwe* welcher als Comman-
dant im mittleren und kleinen Roggeveld thätig war* tödtete in verschiedenen
Scharmützeln 142* und nahm 80 gefangen* ohne mehr als einen durch einen
Giftpfeil Verwundeten zu haben (1774). Ein anderer Commandant* Opper-
man* todtete darauf 265 und fing 129* wobei er selbst und einige Leute
durch Giftpfeile verwundet wurden, aber kein Leben verloren ging; es
scheint also* dass damals die Gegenmittel für das Pfeilgift wirklich* wie
es die Tradition berichtet* allgemein gebraucht wurden und auch halfen.
Im östlichen Districte wurde im nächsten Jahre ebenfalls ein Zug gegen die
Buschmänner des Sneeuwberges unternommen* nachdem diese durch Viehdiebstahl
unter Ermordung der Wächter die Ansiedler mehrfach gereizt
hatten. Hier wie meistens waren die Feinde durch ihre Spione gewarnt
und meldeten sich gegenseitig durch Signalfeuer die Ankunft der Boeren.
Trotzdem waren die Buschmänner in ihrer Unbesonnenheit thöricht genug*
sich um Flusspferde* welche die Weisen als Köder*, »wohl wisseiid* wie jene
das Aas liebten«, ausgelegt hatten* in grösser Zahl nächtlicher Weile zu
versammeln. Bei dieser Beschäftigung waren sie so vertieft* dass es den
Boeren gelang sie zu überraschen, worauf in dem Gemetzel 122 getödtet
wurden, 5 sich durch Schwimmen über den Zeekoe-Rivier retteten und ,
70 Wehrlose gefangen wurden; dabei war nur einer der Angreifer durch
einen Pfeil verwundet* vier durch die Kleider geschossen worden. Am
17. August wurde wieder ein Kraal bei Nacht umzingelt, bei Tagesanbruch
das Feuer eröffnet und 15 auf der Stelle getödtet, keiner entkam, 8 Kinder
wurden gefangen; am 19. wurde eine Abtheilung in Höhlen eingeschlossen,
am Morgen in dieselben hineingeschossen* wobei 44 fielen* keiner entkam*
7 Kinder gefangen wurden.
Nach diesen Schlägen fanden die Buschmänner den Boden doch zu
heiss für ihre Behaglichkeit und zogen sich in die nördlichen Wildnisse
zurück, um indessen schon im folgenden Jahr (1776), durch die reiche
Beute angelockt* zahlreicher wie je wieder zu erscheinen* als wollten sie
durch eine Art von Guerillakrieg die Ansiedler zum Aufgeben ihrer Wohn-
plätze veranlassen. Diese waren bereits so an das Blutvergiessen gewöhnt*
dass sie vielfach ganz auf eigene Hand sich Ruhe zu verschaffen suchten*
und gewiss ist der grösste Theil der Buschmänner diesen privaten Unternehmen
erlegen.
C o l . C o l l in s erzählt1)* dass er bei seinen Nachforschungen in den
nordöstlichen Gränzdistricten einen respectabeln* allgemein geachteten Farmer
sich rühmen hörte, dass* als er noch jung war* unter seiner Anführung
nicht weniger als 3200 dieser unglücklichen Geschöpfe getödtet worden
wären. Ein Anderer bestätigte* dass er betheiligt gewesen sei bei der Vernichtung
von 2700. Nehmen nun auch die südafrikanischen Boeren gern
zu ihren Erzählungen den Mund etwas voll* so wäre immerhin die Hälfte
der angegebenen Zahlen schon eine recht erhebliche Summe für so blutige*
grausame Metzeleien unter fast Wehrlosen; denn wie früher bei den Kriegen
der Russen im Kaukasus ist der eine verwundete Boer bei diesen Kämpfen
eine beinah stereotype Figur.
Ausser den privaten Ausübungen der Lynchjustiz nahmen auch die
offiziellen in diesen Jahren ungestörten Fortgang: Am 8. December 1775,
berichtet Feld- Corporal J o u b e r t * habe er auf der Verfolgung, um geraubtes
Vieh wiederzuerlangen, 25 Buschmänner getödtet* 26 Kinder gefangen* am
12. Februar 1776 in gleicher Weise 15 erschossen* 10 gefangen. Doch
wollten diese kleinen Schläge nicht recht wirken * sondern reizten die
Feinde nur* so dass es für nöthig erachtet wurde* im folgenden Jahre ein
grosses Commando auszusenden* welches im Januar beim ersten Zusammentreffen
62» todtete oder gefangen nahm, auf der Verfolgung im April 53
erschoss und 11 Kinder fing. In dieser Weise laufen die Berichte weiter*
indem nur die Namen der Befehlshaber sowie die verrätherischen Kunstgriffe,
welche man gebrauchte* um die scheu gewordenen Eingeborenen in’s
Garn zu locken, wechselten; allmälig erlahmte indessen die Mordgier der
Ansiedler* während die Buschmänner trotz aller Verwegenheit und Zähigkeit
den so äusserst ungleichen Kampf nicht mehr fortzusetzen wagten. Anstatt
grösser, gemeinsamer Unternehmungen sehen wir dann die Buschmannjagd
mehr aus Liebhaberei als, eine Art Sport betrieben* oder aus Rache, um
vereinzelte Unthaten zu bestrafen, und schon im Jahre 1797 gab es Stimmen,
welche sich zu Gunsten der Unterdrückten geltend machten*, indem sie
gleichzeitig nicht ohne Erfolg versuchten* dieselben durch Güte zu gewinnen.
Unterdessen hatte sich aber die öffentliche Aufmerksamkeit ändern Angelegenheiten
zugewendet.
0 Co l . Co l l in s R e p o r ts e tc .