Natürlich wuchsen damit gleichzeitig die Gelegenheiten für den in den Bergen
lauernden Buschmann einen glücklichen Schlag auf einsam weidendes Vieh
oder eine verwegene Jagdgesellschaft auszuführen, und es tauchen daher
nun in den Berichten die bereits oben erwähnten zahlreichen Räubereien
und Ermordungen von Hirten auf, die eine immer feindseligere Stimmung
'gegen die Unglücklichen erzeugten.
Dem Gouverneur S im o n v a n d e r S t e l l war es Vorbehalten, die einleitenden
Schritte zu ihrer Bekämpfung zu thun, er berichtete ausführlich »über
den gefürchteten Stamm, Oebyqua, oder vielmehr deren Sunqua«, welche nur
vom Jagen und Plündern leben sollten. Es scheint nach dieser Bemerkung,
als hätte ursprünglich wirklich ein Hottentott-Stamm des Namens Obiqua
existirt, während die früher erwähnte Angabe darin nur eine andere Benennung
der Soaqua fand; jedenfalls galt von jetzt an das Wort gleichbedeutend mit
Buschmannhorden, als welche sie in den Berichten dieser Jahre eine grosse
Rolle spielen. Bereits 1685 wurde ein Streifzug gegen sie unternommen,
um den ewigen kleinen Beunruhigungen ein Ziel zu setzen; das Commando
traf auch wirklich auf 40 bewaffnete Obiqua, welche sich zusammengerottet
hatten, sie ergriffen aber alsbald die Flucht und es gelang nur, drei davon
zu erschiessen.
Damit war das Uebel nur verschlimmert, doch lehrte der Häuptling
der Soeswa Darka [Claas], der getreue, standhafte Freiifid und Helfer der
Colonisten, eine wirksamere Weise, mit ihnen zu verfahren. Eine Anzahl
der Obiqua kam mit ihrem Capitain zum Kraal des Claas, um Taback zu
erhandeln (Nov. 1685), ohne an etwas Arges zu denken. Die Aufnahme
war freundschaftlich und es wurden ihnen neun oder zehn Schaafe als
Beköstigung geschlachtet, (ganz gering kann also die, Zahl nicht gewesen
sein); nachdem die Gastfreundschaft auf’s beste etablirt war, überfielen die
Hottentotten plötzlich ihre Gäste und machten sie sämmtlich nieder, weil
sie im Verdacht standen, bei einer früher an Ansiedlern begangenen Mord-
that betheiligt gewesen zu sein (!).
Um das Abhängigkeitsverhältniss, in das die cap’schen Hottentotten
bereits übergegangen waren, auch äusserlich kenntlich zu machen, bestätigten
die Holländer bestimmte Personen als Häuptlinge und verliehen
ihnen als Abzeichen der Würde grosse Stöcke mit Metallknöpfen, den
sogenannten Königen aber (in der westlichen Colonie galt der Herrscher
der Hankumqua für den ersten) eine Art messingner Krone. Es war
jetzt wieder die Möglichkeit zu weiterer Ausbreitung gegeben, und dazu
wurde mit Freuden eine Botschaft der Inqua-Hottentotten als Anknüpfungspunkt
benutzt, welche zum Cap kamen, um Handelsbeziehungen
anzuknüpfen: ein weiteres Zeichen dafür, wie machtlos sich die westlichen
Stämme bereits fühlten, da sie früher eifersüchtig auf die Respeetirung ihrer
Gränzen zu achten pflegten. Diese Inqua wohnten nach Angabe »einen
Monat entfernt« in östlicher Richtung, trotzdem unternahm man im Jahre
1689 um sie aufzusuchen eine grössere Expedition unter Fähndrich S c h r i j v e r ,
welcher sie auch glücklich auffand an einem Fluss, in den Berichten Kaluiga
genannt, ein westlicher Nebenfluss des heutigen Zondags- Rivier, unter
einem Häuptling Hycon oder Hecon, dessen Namen der Stamm, wie so
häufig, später zu dem seinigen machte. Nach eingehenden Unterredungen
mit Hykon und Einziehung von Informationen über die Nachbarstämme
kehrte die Expedition zurück und hatte in der Krommen-Kloof (Kromme-
Rivier) ein Gefecht mit den Hougliqua zu bestehen, bei welchem 30 von
feindlicher Seite fielen; in der nach Holland gesandten Depesche über diese
Angelegenheit wird dieser selbige Stamm »Makrigga« genannt, ein Name,
welcher in den Berichten der schiffbrüchigen Mannschaft der Stavenisse für
ein Kaffernvolk gebraucht wird.
Bis zu diesem Punkt der Geschichte erscheinen die Notizen über die
dunkelpigmentirten Eingeborenen Süd-Afrika’s nur ganz dürftig, zum Theil
auch unsicher. Es scheint, dass v a n R i e b e c k ’s Angaben über »Chobona«
auf Kaffernstämme zu beziehen sind, obgleich dieser auch nicht recht
wusste, was er aus denselben machen sollte, und an einer Stelle Chobona
als den Namen eines Königs anführt, tief,im Innern, welcher die benachbarten
Hottentottenstämme durch zwei Armeen in beständiger Unterwerfung hielte.
Im Jahre, 4680 berichtet S im o n v a n d e r S t e l l in einer Depesche,
die hauptsächlich die Feindseligkeiten der Geregriqua mit den Namaqua zum
Inhalt hat, dass die geschlagenen Geregriqua, welche sich unter den Schutz
der Ansiedler begaben, versprachen unsere Leute zu den Namaqua zu geleiten,
von denen Handelsbeziehungen unterhalten würden mit einem sonderbaren,
s c hwa r z e n Volke jener Inland-Districte1) , womit offenbar die
Be-chuana gemeint sein müssen.
Einige Jahre später (1688) traf eine Jagdgesellschaft der Boeren im
Innern das erste Mal mit den Kaffern zusammen, welche allmälig nach
Üeberschreitung des Kei ihre Wohnsitze mehr und mehr nach Süden ausgedehnt
hatten und in dieser Zeit westlich bis zum grossen Fischfluss vordrangen.
Die Bahn in die östlichen Gegenden war für die Ansiedler durch
die Expedition zu den Inqua offengelegt und bald genug bediente man sich
häufiger dieser neuen Verbindung. So ging im Jahre 1702 ein grösser
Jagdziig von 45 Bürgern mit 4 Wagen nach dem Lande der Kaffem, und
wenn auch anfänglich keine Collisionen vorkamen, so konnten solche doch
bei der entgegengesetzten Richtung des Vordringens beider Partheien nicht
ausbleiben.
Die genauen Forschungen, welche von verschiedenen unter den Kaffern
thätigen Regierungsbeamten und Missionären mit grossem Fleiss angestellt
wurden, haben uns einige, wenn auch nicht sehr bestimmte Daten über die