berg unter, während die Frauen und Mädchen nur ausgeplündert und vertrieben
wurden.
Sir Harry Smith, welcher geglaubt hatte, durch sein persönliches Eingreifen
ohne grosse Truppenzahl die Feindseligkeiten beilegen zu können,
sah sich durch die wie eine Sturmfluth anwachsende Empörung in Fort Cox
eingeschlossen und befreite sich, nachdem Somerset vergeblich versucht hatte,
ihn zu entsetzen, nur durch einen kühnen Ritt mitten zwischen den Be-
lagerern hindurch.
Der grösste Theil der Gränzdistricte war in dieser Zeit völlig in der
Gewalt der Eingeborenen, die vereinzelten Farmen wurden gänzlich aufgegeben,
und was sich von den Bewohnern zu retten vermochte, floh in
die Forts oder zog sich in Lager zusammen. Ausser P a to , dem Häuptling
der Ama-gqunukwehi, welcher jetzt ebenso treu den Frieden bewahrte als
er 1846 ein zäher Feind gewesen war, standen allmälig sämmtliche Stämme
der Nachbarschaft in Waffen gegen die Colonie, und besonders bedenklich
war es, dass auch die früher neutralen Ama-gcaleka unter K re li, sowie die
Ama-temhu unter Mapassa am Kriege Theil. nahmen. Bald nachdem die
Feindseligkeiten in Gang gekommen waren, machte sich die Verrätherei
der colonialen Farbigen, zunächst im Kat-River-Settlement und Hermanns
Station Blinkwater bemerklich.
Indem so die Feinde gleichsam ringsum aus dem Boden emporwuchsen,
fanden die Colonisten ausser sich selbst nur e in e Stütze, und dies waren
die Fingoe, deren Besitzthum und Leben in gleicher Weise durch die
Kaffem bedioht wurde als das der Ansiedler; auch hatte europäische Dis-
ciplin brauchbare Soldaten aus ihnen gemacht, so dass sie sich in den
Kämpfen als schätzenswerthe Hülfstrappen zeigten, entschlossen, mit ihren
Beschützern zu stehen oder zu fallen.
Die Aufgabe der Kaffem musste es nun sein, womöglich die einzelnen
Lager und Posten, deren sich die Ansiedler als Stützpunkte für ihre weiteren ’
Unternehmungen bedienten, ebenfalls in ihre Hände zu bekommen; es
gelang indessen den Aufständischen vom Kat-River nur das schwach besetzte
Fort Armstrong zu überrumpeln. Vergeblich griffen sie im Anfang des
Jahres 1851 Fort White an, und ebenso resultatlos war ein hartnäckiger
Sturm, den der fromme Kaffer Hermanns mit allen seinen Anhängern gegen
Fort Beaufort ausführte. Nach mehreren Stunden erbitterten Kampfes flohen
die Angreifer und Hessen unter den Todten auch ihren Führer auf dem
Schlachtfelde zurück. Einen anderen Angriff auf Alice schlug Somerset
selbst mit grossem Verlust zurück, wobei die Fingoe sich durch Muth und
Entschlossenheit auszeichneten; Fort Retief und ein grosses Lager am
Koonap wurde vergeblich von den Aufständischen belagert und konnte
schliesslich glücklich Entsatz erhalten. Nach der Affaire bei Alice schickte
der kriegerische Seyolo, welcher gewiss mit Ingrimm das Eingreifen der
Fingoe in den Kampf beobachtet hatte, eine feierliche Herausforderung nach
King-Williams-Town hinein: Die Engländer möchten herauskommen mit
ihm zu kämpfen, wenn sie Muth hätten, mit Landsleuten wolle er nicht
mehr fechten. Als die Truppen ausrückten, freilich nicht ohne wiederum
eine Schaar Fingoe bei sich zu haben, stellte sich Seyolo wirklich und
lieferte ein hartnäckiges, wenn auch für ihn unglückliches Treffen, in dem
er selbst verwundet worden sein soll.
Im Nordosten bildeten die Orte Siloh und Whittlesea einen weiteren
Mittelpunkt der Kämpfe; beide Orte wurden, da man den feurigen Versicherungen
von Treue seitens der ¿SV/oÄ-Hottentotten noch Glauben schenkte,
durch Cap. Tylden in Vertheidigungszustand gesetzt, und als dér Aufstand
im Kat-River ausbrach, retteten sich die vertriebenen englischen Ansiedler
nach Whittlesea. Bald zeigte sich, dass man auch den Bewohnern von
Siloh zu viel vertraut hatte, und als die Missionäre sich in Verzweiflung
von ihrem Wirkungskreis trennten, folgten ihnen nur 5 Eingeborene nach.
Das benachbarte Whittlesea wurde nun von allen Seiten angegriffen,
indem die ¿SV/oA-Hottentotten sich mit den Bewohnern des Kat-River und
den Ama-temhu vereinigten, um den kleinen Ort zu überwältigen. Obgleich
gegen 12 grössere Angriffe versucht wurden, waren die tapferen Vertheidiger
stets so glücklich, dieselben unter Verlust der Angreifer zurückzuschlagen.
Allmälig organisirten sich jetzt die Streitkräfte der Colonie, es fand
von entfernteren Gegenden Zuzug statt, so dass man an Stelle von blosser
Vertheidigung activ gegen die Aufständischen vorgehen konnte. Freilich
waren die Schaaren der Interimsoldaten nicht sehr zuverlässig, und da sie
oft die bedeutendste Uebermacht zu bekämpfen hatten, so erscheint es nicht
wunderbar, dass sich solche »Bürger-Commandos« neben manchen tapferen
Thaten zuweilen auch rückwärts concentrirten. Die Hauptschläge führte
zunächst wieder der Gen. Somerset, unter dessen Anführung das hartnäckig
vertheidigte Fort Armstrong erstürmt und zerstört wurde; darauf hob er das
Kat-River-Settlement auf, woselbst einige von den Missionären trotz der
unabweisbaren Ueberzeugung, dass sich ihre Schüler in Rebellen verwandelt
hatten, bis zum Einrücken der Truppen verblieben waren. Nicht unbedeutende
Lorbeeren erwarb sich gegen die Ama-tembu ein von Colesberg aus
gesandtes Commandö unter Joubert, von welchem Mapassa veranlasst wurde
über den Bashee zurückzuweichen, als aber die Colonisten in ihre Heimath
zurückgekehrt waren, brachen die Ama-tembü wieder auf’s Neue gegen
Whittlesea hervor.
In diese Zeit fällt auch eine unglückliche Unternehmung gegen den
Häuptling Morosi, geleitet von einem gewissen Cole, wobei ein Ineinandergreifen
der Partheien Nord und Süd des Orange-Flusses stattfand. Das
wesentlich aus Boeren zusammengesetzte Commando wurde, als der Feind
in grösser Anzahl zur Einschliessung vorging, von einem panischen Schrecken
ergriffen und floh, während einige Muthigere, die Stand hielten, von den
Nachdrängenden niedergestossen wurden. Major Warden dirigirte eine