was wohl darin seinen Grund hat, dass unter den Xosa zufällig eine Reihe
auffallend hoher Gestalten zur Messung kamen. Die Letzteren dürften indessen
den Ersteren an Grösse jedenfalls nicht viel nachstehen, wenn auch
die Zulu in Rücksicht auf die Gesichtsbildung einen entschiedenen Vorzug
beanspruchen können.
Es treten hier nicht selten Züge auf, welche man ohne nähere Vergleichung
versucht ist, als europäische zu bezeichnen und die von oberflächlichen
Autoren auch ohne Weiteres so bezeichnet werden. Ein Beispiel
für solche Bildung findet sich in Fig. 1 auf Taf. II; dasselbe ist im Vergleich
mit dem der ersten Tafel auch wirklich beziehungsweise europäisch,
doch lassen sich bei sorgfältiger Betrachtung selbst an ihm durchgreifende
Unterschiede finden, die nur ahgeschwächt erscheinen. Dabei steht in
erster Linie die sehr breite Nasenwurzel, wodurch sich die Flachheit der
Nasenbeine und die grosse Interorbital-Breite des Schädels kenntlich macht.
Das Vorspringen der Nase im Profil beruht hei diesem Kopf, wie hei ähnlichen
wesentlich auf der starken Entwickelung der Nasenfortsätze des Oberkiefers
und nicht auf der Wölbung der Nasenbeine*); Dieser ganze
Gesichtstheil wird dadurch etwas massiv, der Rücken erscheint breit und
flach, die Spitze rundlich. Die Flügel haben zwar auch den dicklichen,
unteren Rand bei geringer Höhe und die etwas nach vorn gerichteten
Nasenlöcher, aber die Entfernung ihrer seitlichen Ansatzpunkte ist ungewöhnlich
gering und darin liegt hauptsächlich der europäische-Ausdruck des
Gesichtes.
Der Mund ist immer noch breiter als er heim Europäer durchschnittlich
vorkommt, die Lippen dick, die Oberlippe hat schon einen gewissen
Schwung, aber es fehlt auch hier wie in den übrigen Zügen an F e in h e i t
u n d A n m u th , w e l c h e s e ih s t b e i r e la t iv e d l e n , r e g e lm ä s s i g e n
F o rm e n d em N i g r i t i e r na ch d en E r f a h r u n g e n d e s V e r f a s s e r s
s t e t s - a b g e h t .
Die ändern Figuren auf Taf. I I , sowie die auf Taf. I würde wohl
Niemand für europäische halten; dagegen ist in dem oberen Portrait auf
Taf. III wiederum eins gegeben, welches unter die günstigsten des Landes
gezählt werden muss. Doch an ihm zeigt sich besonders im Profil ebenfalls
die erwähnte Plumpheit der Züge, der untere Theil des Gesichtes ist über1)
Den diametralen Gegensatz zu solcher Gestaltung bilden die Mumiennasen, welche
geringe Interorbitalbreite, feine Nasälfortsätze des Oberkiefers und kolossal gewölbte stark
hervortretende Nasenbeine haben. Da bei den Koi-hoin die Bildung der Nase noch flacher
ist als bei den A-bantu, so erscheint dieser einzige Umstand bedeutend genug,' alle" die
Phantasien über den ägyptischen Ursprung südafrikanischer Stämme über den Haufen zu
werfen. Jedenfalls ist er wichtiger als die s o g e n a n n t e , im entgegengesetzten Sinne ver-
werthete, Verwandtschaft der Sprachen , welche nicht durch V o c ab u la rien so n d e rn nur
durch die Grammatiken nachgewiesen werden so ll, als wenn die letzteren sich bei ähnlichen
Gesetzen des Denkens nicht ähnlich entwickeln könnten.
mässig entwickelt, die Mundparthie tritt stark hervor. Die Nasenwurzel
ist ebenfalls verbreitert.
Beide soeben ausführlicher besprochene Portraits gehören jungen Män-
nern an, welche zu dem gewöhnlichen Volk der Zulu in Natal zählen,
und man wäre also vielleicht geneigt, zu glauben, dass die Beispiele ungünstig
gewählt seien,, und man unter der Aristokratie der Stämme (d t
venia verbo.') bessere Gestaltungen fände, b ie s ist nun keineswegs der Fall,
•sondern auch hier sehen wir wieder, d a s s M it g lie d e r der E in g e b o r
e n e n s täm m e in de r N ä h e u n d u n t e r dem E in f lu s s de r C i v i l i -
s a tio n d ie b e s tm ö g l i c h e E n tw ic k e lu n g d e s K ö r p e r s e r r e ic h e n .
Dies wurde schon mehrfach betont und mit besonderer Rücksicht auf die
allgemeine Rundung der Formen, Entwickelung der Muskulatur und des
Skelettes näher ausgefiihrt, es finden , sich aber in der Portraitsammlung
des vorliegenden Werkes Beweise, dass, auch in Bezug auf die Gesichtszüge
der Erfolg zu Gunsten einer civilisirten Lebensweise spricht.
Taf. V, Fig. t zeigt die Abbildung eines Individuum — es stellt einen
Sohn des Matabele — Häuptlings bFtnselekazi dar IjSHin dessen Adern das
beste Zafa-Blut fliesst, welches überhaupt existirt, und es ist nicht zu
verkennen, dass dasselbe dem Gesicht einen gewissen edlen Stempel aufgedrückt
hat, obgleich die Züge wie aus Bronce gegossen erscheinen. Der
Parisapfel der Schönheit würde aber wohl dem auf Taf. II abgebildeten
Plebejer zuerkannt werden, wenn durchaus eine. Wahl zwischen solchen
Bewerbern stattfinden sollte. Das erwähnte Portrait des Häuptlingssohnes
ist das einzige , welches unter den hier veröffentlichten von ^hochgestellten
Personen auf gute Gestaltung; wenn auch nicht auf Schönheit Anspruch
machen kann. Man vergleiche die Abbildungen der Ama-ngqika-Häuptlinge
der Reihe nach, ferner die weiter unten eingefügten regierenden Häupter
der Be-chuana, sowie die entsprechenden Figuren anderer Autoren (Häuptling
Dingaan in G a r d in e r ’s Zululand;1' Ooza in W oo'd ’s Natural History of
Män, Sin tza in A l e x a n d e r s W e s t e r n Afrika) und man wird allgemein
finden, dass dieselben unmöglich wegen hervorragender Schönheit an die
Spitze der Nation gestellt worden sein können.
Die Fingoe- Mädchen dagegen , welche öfters zur Wartung der Kinder
m den Häusern der Colonisten aufgezogen werden, haben zu einem grossen
Theil angenehme Gesichtszüge (Taf. X I I, Fig. 2 , die schöne Sarah); die
sanfter gerundeten Formen verlieren den wilden Ausdruck, die gesteigerte
Intelligenz prägt sich den Zügen unverkennbar auf und verwischt die angeborene
Stumpfheit des Ausdrucks, welche so sehr abstossend wirkt.’
Auchbei den männlichen Fingoe wird der Unterschied des civilisirten
und ursprünglichen Gesichtes deutlich, wenn man die Figuren der Tafel X
vergleicht. Freilich kommt in diesem Falle der entstellende Einfluss des
Alters hinzu, welcher das Gesicht des oben abgebildeten Mannes gewiss
nicht verschönert hat; doch lassen sich “die durch die Jahre bewirkten