Ruhe an den östlichen Gränzen. Die Eingeborenen wollten sich nur der
Macht beugen. Freilich handelten sie nicht ganz nach Willkühr, wenn sie
gegen die Colonie vordrangen, sondern damals, wie fast beständig, waren sie
selbst gedrängt durch innere Fehden, obgleich die wachsende Macht der
Ansiedler ihnen eine ernste Warnung zur Eintracht hätte sein sollen.
Die Nachrichten, welche C o l . C o l l in s im Jahre 1 8 0 9 i n den Gränz-
districten von den Kaffem seihst einzog, erzählen von einer ganzen Kette
innerer Zwistigkeiten, als deren schliessliches Resultat sich das Vordrängen
nach Südwesten äusserlich bemerkbar machte.
Nach Tshiwo’s (Tzeeo).*) Tode war die Macht grösstentheils ühergegangen
an U'mdange (Mandankee) einen ändern Sohn des Ngconde und Palo’s Sohn
Gcaleka, welcher mit seinem Bruder Khakhabe häufig in Fehde stand und
meist siegreich aus den Kämpfen hervorging. Andererseits kämpfte Khakhabe
auch gegen die Ama-tembu, aber ebenfalls unglücklich, wesshalb sein
zweiter Sohn Dhlambe, der nach dem Tode des Aeltesten, U’mlawu, die
Regierung und zugleich die Vormundschaft seines Neffen Ngqika an sich
riss, gezwungen wurde, mit seinem Anhänge nach dem Gebiet zwischen
dem Kogme (Buffalo) und dem Keiskamma auszuweichen.
Dort trafen sie auf den Theil der Nation, welcher unter Mahode’s
(.Mahota s) , eines Sohnes des U'mdange, Führung lebte; diese versuchten
die Eindringlinge mit bewaffneter Hand zurückzutreiben, doch, waren sie
darin so wemg glücklich, dass sie selbst wiederholentlich gezwungen wurden,
in das Zuurveld auszuweichen, Mahode seihst im Jahre 1 7 8 0 im Kampfe
fiel, sein Sohn Jalamba {Jalumba) aber es vorzog, mit seinen Unterthanen
ganz in das Gebiet von A g t e r - B r u y n ’s - H o o g t e überzusiedeln. So kam
es, dass Jalamba zwischen zwei Feuer gerieth und wie bereits erzählt, 4 7 8 1
von den Boeren erschossen wurde. Sein Sohn hatte einige Zeit darauf
dasselbe Schicksal hei einem ändern Versuch, den District auf’s Neue zu
besetzen und die Imi-dange wichen darauf bis in die Gegend des Koonap
zurück.
In diese Zeit ( 1 7 8 2 ) fällt auch ein Ereigniss, welches von Einfluss auf
die innere Entwickelung einiger Stämme war, doch sind die darüber an-
gestellten Nachforschungen ( v a n R e e n e n ’s Expedition) von wenig klaren
Ergebnissen gewesen 2) .
Es ereignete sich nämlich, dass ein grösser Ostindienfahrer, der Gros-
venor, an der Küste von Kaffraria Schiffbruch litt, wobei der grösste Theil
der Passagiere sich an das Land rettete. Unter diesen befanden sich eine
grosse Anzahl Frauen, die von den Häuptlingen der benachbarten Stämme
') Die emgeklammerten Namen bezeichnen Collin’s eigene, nicht sehr correote
»Schreibweise.
unter die Zahl ihrer Weiher aufgenommen wurden, und dem zu Folge
sollen ein Theil der Nachkommen — man nennt ausdrücklich den Häuptling
Diiapu und die Königin Nonebi .— weisses Blut in ihren Adern haben.
Die Gegend der Algoa-Bay, welche bisher weniger beachtet worden
war, wurde jetzt|§1785$iein Gegenstand der -Sorge für die holländische
Regierung, indem ein englisches Schiff, Pigot, in der Bay landete und ein
Theil der Passagiere von dort aus die Reise über Land nach Capetown
antrat. Es entstand so die Befürchtung, die Engländer möchten sich
daselbst festsetzen und man gründete, um dies zu verhindern, im Jahre
1786 die Division Graaff-Reinet mit der Stadt gleichen Namens, zu welchem
auch das Gebiet an der Algoa-Bay gehörte.
Hier sollten alsbald die Feindseligkeiten mit den Kaffern, welche
einige Jahre geruht hatten, wieder aufs Neue beginnen, indem die Ama-
gqunukwebi unter ihrem Häuptling Tshaka bis an den Baka-Fluss (heutige
Gegend von Port-Elisabeth) gezogen waren und dort mit den Colonisten,
die vom Westen her vorrückten, für einige Zeit friedlich zusammenlebten,
bis 1786 ein Streit ausbrach. Die Eingeborenen, sich seihst zu schwach
fühlend, riefen die Ama-dhlambe zur Unterstützung herbei, welche auch
3000 Mann stark anrückten, aber eine achselträgerische Rolle gespielt zu
haben scheinen. Die Ama-gqunukwebi wurden nämlich trotzdem geschlagen,
ihr Häuptling fiel, und die Beute an Vieh wurde von den Colonisten an
Dhlambe gegeben. Als sich einige Zeit darauf die Besiegten wiederum
erhoben, wurden sie gänzlich aus der Gegend vertrieben; doch auch jetzt
blieben sie nicht lange jenseit des Fischflusses, sondern kehrten in verstärkter
Anzahl zurück, wie man sagt, durch Bestechung an den Landdrost
der Gegend, Wocke, die stillschweigende Erlaubni'ss zum Verbleib im
Zuurveld-District erkaufend. Jedenfalls geschah Nichts, um gegen etwaige
Feindseligkeiten geschützt zu sein, die Farmer trieben Handel mit den Eingeborenen
und nahmen sie in ihre Dienste, bis allmälig Erbitterung eintrat
und 1792 die Kaffern plötzlich über die Ansiedler herfielen und viele derselben
vertrieben und ausplünderten. Es wurde nun ein grosses Commando
ausgehoben unter der Führung des .Landdrostes Maynier von Graaff-
Reinet, der die Angelegenheiten erbärmlich genug leitete, wesshalb er
gezwungen war, einen Frieden abzuschliessen, in welchem die Kaffern ruhig
im Besitz der usurpirten Districte belassen wurden.
Die Verwaltung der Landdroste von Graaff—Reinet und Sioeliendam
hatte so gerechte Gründe zur Klage gegeben, dass sich unter den Ansiedlern
eine grosse Unzufriedenheit entwickelte und man laute Anklagen gegen die
-Regierung erhob, die sich bald zur vollen Flamme der Rebellion entwickeln
sollten.W
erfen wir, ehe zu einem ändern Abschnitt übergegangen wird, noch
einen kurzen Rückblick auf die Reste der Koi-koin, welche nur noch sporadisch
in der Geschichte dieser Jahre auftauchen.