danken der Leute ein, und das Auffinden oder die Benutzung einer Quelle
ist ein Ereigniss von politischer Bedeutung. Liegt ein solcher Ort schon
den Gränzen der Aach barst.¡innur: nahe, so wird der Besitz leicht streitig,
weil sichere Gränzmarken nach Art anderer Länder nicht existiren, und es
ist damit Gelegenheit zu diplomatischen Verhandlungen, im schlimmsten Fall
für einen Casus belli gegeben , wie es zur Zeit meines Aufenthaltes mit einer
Quelle auf der Gränze des Ba-kuena- und Ba-mangwato- Gebietes geschah.
Dies sind in der Kürze die wichtigsten leitenden Gesichtspunkte, welche
die Seele des Mo-chuana bewegen; über seine Beschäftigungen in Musse-
stunden, die Schnitzereien, das Bearbeiten der Felle und die geselligen Vergnügungen
wurde bereits oben gesprochen und es bleibt somit nur noch
übrig sein Abscheiden aus dem Leben zu betrachten.
Wie bei den Xosa und Zulu herrscht auch bei den Be-chuana eine
grosse Abneigung gegen Alles, was mit dem Tode zusammenhängt. Die
alten Leute werden als eine überflüssige Last betrachtet, man bezeiohnet sie
alB »Nierenfresser«, da die Nieren aus Aberglauben von Männern, die noch
auf Nachkommenschaft rechnen, verschmäht werden, und entledigt sich ihrer
gern auf irgend eine Weise.
Naht sich der Tod dem Schwachen oder Kranken> so wirft man ein
Netz oder Tuch über den Körper, welches man so zusammenzieht,' dass
der Körper in einer sitzenden Position verharrt, und schafft ihn, womöglich
ehe der letzte Hauch entflohen ist, in das Freie. Dazu benutzt man aber
nicht die Thür der Hütte oder der Umzäunung, sondern durchbrieht zu
diesem Zwecke die Wand und trägt ihn hindurch, während alsbald von.
den Frauen der Nachbarschaft eine laute, heulende Wehklage erhoben wird.
Unfern der Wohnung wird ihm sofort das Grab ausgeworfen, in der Kegel
aus einem senkrechten Schacht von geringer Tiefe bestehend, von dem
aus eine seitliche Aushöhlung gemacht wird, in welche man den Leichnam
in sitzender Stellung mit dem Gesicht nach Norden placirt. Es wird
dadurch, auch wenn man das Grab kennt, das Auffinden des Körpers erschwert
und mit dem nach Norden Kichten des Gesichtes verbinden die
Eingeborenen wohl den Gedanken, ihn der Sonne zuzukehren.
Das Grab wird alsdann zugeworfen, oben mit einigen grossen Steinen
beschwert, und wenn der Nyaka des Stammes die beim Begräbniss Betheiligten
mittelst seiner Zaubermittel gereinigt hat, so ist der Erdenbürger,
welcher sein freudenarmes Dasein geendet hat, bald völlig vergessen, da
auch sein Grab scheu von den Ueberlebenden gemieden wird.
IY. Die Ova-herero.
An die Stämme der Be-chuana sehliesst sieh als am weitesten nach
Nordwesten vorgeschoben ein Volk, welches die coloniale Bezeichnung
Damara führt, sich selbst aber O va-herero nennt. Dieser allgemeine Name
umfasst zwei Abtheilungen, von denen die eine, welche im Westen an der
Küste wohnt, sich denselben speciell beilegt, die andere aber, früher im
Nordosten davon wohnend und jetzt fast ganz aufgerieben, im Gegensatz
dazu O va-mbantieru genannt wird. Die Bezeichnung Herero hängt zusammen
mit dem Adjectiv »herems«, welches »froh« bedeutet. O va-herero
hiesse demnach also, »das fröhliche Volk«, während 0 va-mbantieru nach
J. H a i in ’s Angabe eigentlich ein Schimpfname, mit » Betrüger« übersetzbar,
sein soll.
Die Stämme unterscheiden sich auch nach einem von der Hautfarbe
genommenen Merkmal in 0 va-thorondu (die Schwarzen) und O va-therandu
(die Rothen).
Der Ausdruck »Damara« ist nicht ein Schimpfwort, wie manche Autoren
angeben, sondern rührt nach Dr. B l e e k ’s 1) Angabe her von dem
Namaqua-Worte Kamagha Da/man, welches von den Colonisten in die Bezeichnung
Vieh - Damara übertragen wurde, indem man die dem Nama-
Dialecte zukommende Endung ra des Commune plur. anhängte. Durch die
Beisetzung des Wortes »Vieh«, wird das Volk von einem anderen Stamm
unterschieden, den B e rg -Damara, deren Natur nie recht festgestellt worden
ist, welche ursprünglich aber sicherlich Nichts mit den Ersteren gemein
hatten, wenn auch allmälig manche ausgestossene Elemente derselben sich
mit ihnen vereinigt haben mögen. Die Berg-Damara nennen sich selbst
Hau-koin (rechte Menschen), ein Hottentottenwort, und sprechen auch einen
dem Nama zugehörigen Dialect, waren aber ursprünglich ebensowenig
Hottentotten, wie sie Herero waren.
Es erscheint nicht unwahrscheinlich unter gehöriger Berücksichtigung
der allgemeinen, örtlichen Verhältnisse, sowie der Notizen, welche über die