errichtet. In dieser Eigentümlichkeit, ferner in der geringeren Regel-
mässigkeit und Sorgfalt des Flechtwerkes und endlich in der Gruppirung
der Hütten liegen die Hauptunterschiede der Wohnungen der eigentlichen
Raffern von den A m a - Zulu.
Die Dörfer der Xosa sind meist ganz regellos angeordnet, ohne bestimmten
Plan, wie gerade die Bodengestaltung' es wünschenswert erscheinen
liess. Die Viehhürden, im colonialen Dialekte Kraale genannt, von
dem portugiesischen »coral«, bilden nicht immer den Mittelpunkt des Ganzen,
wie bei ändern Stämmen als Regel änzunehmen ist; sie haben eine unregelmässig
kreisförmige Gestalt und die Hütten gruppiren sich darum, ohne
nach Aussen von einem zweiten Dornenzaun eingeschlossen zu sein. Die
Kraale sind von starken Domen und Pfählen unter Benutzung von Streifen
roher Thierhäute oder Bastseile dicht zusammengefügt, um das Ausbrechen
des Viehes wie das Eindringen von Raubtieren zu verhindern und stellen
in den Augen der Raffern als Bewahrungsort ihres ganzen Reichtums eine
Art H e ilig tum dar.. In Gegenden, wo Baumwuchs fehlt, pflegt man die
Einfriedigung von Steinen oder Rasenstücken aufzuhauen. Als ein wie
integrirender Bestandteil die Viehhürde für die ganze Niederlassung betrachtet
wird, geht schon daraus hervor, dass man den dafür erfundenen
Namen »Kraal« allgemein ohne Weiteres für einen Wohnplatz der Eingeborenen
braucht.
Der heistehende Holzschnitt (Fig. 21) , dem eine Chromolithographie
nach B a in e s z u Grunde liegt, gieht einen guten Begriff von dem Anblick
eines Hafferndorfes und dem Getreibe in demselben in friedlichen Zeiten:
die Männer in lässiger Ruhe vor den Hütten herumliegend, die Weiber
mit häuslichen Arbeiten beschäftigt oder schwatzend.
Das Innere der Hütten ist fast ganz kahl, indem nur die beschriebenen
Gerätschaften des Haushaltes im dunklen Hintergründe der Hütte
herum stehen, während die Waffen meistens an den Stützpfeilern aufgehängt
sind; in der Nähe des Einganges ist der Schlafplatz für den Besitzer der
Wohnung, wo zur Nachtzeit Ruhhäute oder Matten als Lager ausgebreitet
werden.
Nachdem wir so mit einem flüchtigen Blick überschaut haben , wie
der Raffer sich seine Umgebung gestaltet hat, können wir ihm in seinen
täglichen Beschäftigungen, seinen Sitten und Gebräuchen folgen.
3. Sitten und Gebräuche der Ama-Xosa.
Das B ild, welches von dem Leben der Xo sa , sowie der übrigen
Ä -b a n tu - Stämme zu entwerfen ist, erhält seinen eigenthümlichen Charakter
durch die sehr verschiedene Stellung der Geschlechter, welche auch eine
besondere Arbeitstheilung im Gefolge hat. Der Mann beansprucht für sich
den Rrieg, die Jagd und die Beschäftigung mit dem Vieh; die ganzen
häuslichen Sorgen, der Haushau seihst, sowie die Cultivation des Bodens
ist die Sache der Frau , kaum dass der Mann ihr hei den schwersten Arbeiten
etwas zur Hand geht.
Rrieg und Jagd sind die Lieblingsbeschäftigungen der Raffern, Ersterer,
nicht weil sie , wie bereits angedeutet, besonders blutdürstig wären, sondern
weil sich damit unwillkührlich der Gedanke an Beute, bestehend aus Vieh,
sowie die Hoffnung, in reichlicher Fleischnahrung zu .schwelgen, verbindet.
Es scheint, dass in Süd-Afrika das Rriegführen besonders leicht in Viehräubereien
ausartet, denn seihst die Europäer sind zuweilen, wie wir sehen
• werden, nicht ganz frei geblieben von dem Vorwurf, diese in den Vordergrund
gedrängt zu haben *). Der Grund dafür liegt wohl darin, dass man
in dem genannten Lande wegen der grossen Ausdehnung in die Fläche,
sowie wegen der Unzugänglichkeit vieler Gegenden, wie Felsschluchten,
Busch u. s. w. mehr als anderswo darauf angewiesen ist, dem Feinde die
Subsistenzmittel abzusehneiden, die eigenen Leute aber gleichzeitig möglichst
gut zu verproviantiren.
Der Charakter des Rrieges ist demgemäss auch ein sehr einförmiger:
Meistens nach vorhergegangener Absage an den Feind wird der Rriegsruf
erhoben, ein eigenthümliches, weit schallendes Geheul, welches sich in
kürzester Zeit durch das ganze Gebiet des Stammes fortpflanzt. Alle, die
den Ruf vernommen haben, greifen zu den Waffen und eilen nach dem
Wohnplatz des Häuptlings, »dem grossen Orte«, so dass die Armee in
Stunden lawinenartig anwächst. Nach Vollziehung gewisser Ceremonien
(siehe weiter unten über TTkuhafula) und Exercitien rücken die Truppen
aus, und suchen den Feind womöglich unvorbereitet zu überfallen, indem
sie ihre Aufmerksamkeit besonders darauf verwenden, sich des Viehes zu
bemächtigen. Werden die zur Vertheidigung desselben herheieilenden Besitzer
überwältigt, so erfolgt als Regel ein allgemeines Blutbad, in welchem
Weiher und Rinder ohne Unterschied gemordet, der Ort selbst verbrannt
wird. Glückt der Streich nicht, und werden die Angreifer gezwungen sich
zurückzuziehen, so suchen sie wenigstens so viel als möglich von dem
gegnerischen Vieh auf dem Rückzug mitzunehmen. Sind die Bedrohten
rechtzeitig von der Annäherung des Feindes benachrichtigt und halten sie
') Schlacht an der Berea gegen MoshesTme.