Es erfüllt sich so der Lebenslauf des Zulu mit zeitweisen Unterbrechungen
durch Kriegszüge oder Jagdunternehmungen in einförmiger
Weise, indem der heranwachsende Knabe mit der Zeit unter die jungen
Krieger aufgenommen wird, dann Übertritt unter die Zahl der Veteranen,
und nun auch dazu gelangt, sich eine Familie zu gründen. Stirbt er
schliesslich eines natürlichen Todes, so endet sein armes Leben in gleich
armseliger Weise und die Gebräuche bei der Beerdigung, das Hinweg-
schleppen des Halbtodten, die im Ort erhobene Wehklage, das Verlassen
der Hütte oder, bei Personen von Rang des ganzen Ortes, findet hier in
gleicher Weise statt wie bei den Xosa.
Heutigen Tages wird der Körper in der
Regel in der Nähe seiner früheren Wohnung
beigesetzt, und ich selbst hatte in Natal Gelegenheit
in dem verlassenen Kraal ein solches
Grab zu eröffnen, welches nebenstehende Skizze
veranschaulichen soll.
Die ganze Abtheilung der Eingeborenen
von Zulu- Abstammung, welche in der Colonie
lebt, hat viel von dem nationalen Charakter
verloren, aber ohne Nachtheil für ihre allgemeine
Entwickelung. Diese Stämme zeigen
sich auch darin als echte Nigritier, sie haben
eine solche Zähigkeit in ihrer Natur, dass sie
durch die Civilisation zwar als geschlossene Gemeinschaften zu Grunde
gehen aber im Blute erhalten bleiben,^ während die braunen Stämme Süd-
Afrika’s wie die rothen Amerika’s einer so rapiden Vernichtung anheimgefallen
sind.
Fig. 29. Zulu der. Colonie bei der Mahlzeit,
In Natal leben die Nachkommen der unabhängigen Eingeborenen bereits
schon als ein integrirender Bestandtheil der civilisirten Bevölkerung.
Sie helfen den Colonisten oder den Kaufleuten der Städte als freie Arbeiter,
sind Viehhirten, Fuhrleute oder Boten und geberden sich dabei sehr unabhängig,
da sie ihren Lebensunterhalt mit Leichtigkeit verdienen. In diesen
Uebergangsstadien zur Civilisation geben sie meist sehr groteske Figuren
ab, wie sie die umstehende Abbildung zeigt, welche solche Arbeiter bei
ihrer gemeinsamen Mahlzeit darstellt.
Noch unstäter als bei den eigentlichen Ama-zulu verlief das Leben bei
der Abzweigung von ihrem Stamme, welche unter dem Namen der Matabele
gekannt und gefürchtet wird. War doch diese Vereinigung von Menschen
um den Häuptling U'mselekazi als Mittelpunkt, besonders im Anfang seiner
Regierung, nur ein andauernder Kriegszug gegen jede Nation, die sie erreichen
und bewältigen konnten. Die Trennung des Schwarmes yom Mutterstock
fällt nicht früher als das Jahr 1820 und doch erscheinen die Matabele
heutigen Tages politisch nicht nur vollständig von den Ama-zulu getrennt,
sondern zeichnen sich auch durch eine grimmige Feindschaft gegen ihre
einstigen Landsleute, » ChakcCs Volk«, aus.
Nach mannigfachem Umherziehen unter beständigen Kämpfen, die mit
wechselndem Glück geführt wurden, haben sie sich in den nördlich vom
Transvaal gelegenen Gebieten festgesetzt, dagegen abgegränzt durch den
mittleren Lauf des Limpopo, während sie im Osten und Nordosten das Territorium
der Mashona, im Westen das Land der Ba-mangwato berühren. Im
Norden ist ihre Herrschaft in ähnlicher Weise unbegränzt wie bei den Zulu,
indem gerade in dieser Richtung und gegen den See Ngami zu die kriegerischen
Vorstösse ausgeführt werden, welche sie so gefürchtet machen.
Die Entdeckung der Goldfelder am Tate und weiterhin im Matabele-
Gebiet im Jahre 1866 hat zur Folge, dass sie auch in diesem Besitz nicht,
ungestört bleiben, besonders da der 1868 erfolgte Tod ihres grossen Führers
den innern Halt der Nation erschüttert hat. Noch halten sie ihr Land gegen
den Strom der Goldsucher, und der Einfluss derselben äussert sich zunächst
nur durch einen verstärkten Druck auf die Nachbarvölker, doch wird
gewiss auch hier bald der nationale Charakter des Stammes verloren gehen.
Obgleich ansässig geworden, verleugneten die Matabele nie ihren kriegerischen
Beruf. Ihr Gebiet ist eins der wasserreichsten und fruchtbarsten
von' Süd-Afrika und könnte bei fleissiger Bebauung wohl eine dichtere Bevölkerung
tragen, aber die Bestellung der Felder ist auch hier lediglich
Sache der Weiber und erst wenn ein Kriegszug in Vorbereitung ist und die
»Matshagaa (die Krieger) sich in ihrem Putz zu zeigen beginnen, gewinnt
der Stamm die unheilverkündende Rührigkeit.
Die grossen Kriegstänze bilden wie gewöhnlich die Vorbereitung und
Einleitung des Auszuges. Wenn die Schaar der wilden Gestalten in ihrem
phantastischen Putz die wechselnden Evolutionen des mimischen Tanzes zu
Ende gebracht habt, dringt sie in dichter Phalanx gegen den Häuptling
an, unter dem tausendstimmigen Rufe: »Gieb uns einen Feind.« Nur zu
oft entsprach es der Neigung und Politik des Despoten,' dem ¡Strom die
' F r i t s c h , Die Eingeborenen Süd - Afrika’». \ Q