eingeschaltet, deren Körper wohl das »glücklichste« Ebenmaass zeigt, welches
Verfasser unter diesen Stämmen zu beobachten Gelegenheit hatte, aber
hier waren die Formen schon dem Ueberschwenglichen sehr nahe, wenn
dies auch in der Photographie nicht besonders
auffällt. Immerhin steht die Person in Bezug
auf die Entwickelung des Körpers über den anderen
hier abgebildeten Individuen und bildet
also eine Ausnahme, welche sich wie bei Fig. 7
dadurch erklärt, dass die Person unter civilisir-
ten Verhältnissen aufgewachsen war. Sie mochte
in einer europäischen Familie als Dienerin aufgenommen
worden sein, wofür wenigstens ihr
ziemlich geläufiges Englisch, eine sonst in Süd-
Afrika unter den Eingeborenen sehr seltene
Sprache, gegründete Vermuthung erweckte.
Von besonderen Eigentümlichkeiten des
Körpers wäre nun noch die Beschaffenheit der
Genitalien zu besprechen, doch ist darüber wenig
zu bemerken.
Fig. 11. Fingoe-Mädchen aus Dihne. ta • a ■ p „ 0„ .Bei den t rauAeTn> di er AA -Br»a nt,u f~i ndet, si. c,h
nicht jene auffallende Verlängerung der Labia
minora und des Praeputium Clitoridis, welche man als Hottentottenschürze
bezeichnet und die unter sehr verschiedenen Stämmen Afrika’s verbreitet ist.
Sie kommt unter den Kaffem nur ausnahmsweise und dann auch nicht in
so hohem Grade vor, wie bei ihren braungelben Nachbarn. , - ‘
Die Lahes sind spärlich und schwach entwickelt, aber ebenfalls kraus
wie das Haupthaar.
Dasselbe findet statt bei den Männern, deren Scrotum eine längliche
Gestaltung zeigt, indem ein Hode viel höher liegt als der andere; die Haut
ist fest und stark contrahirt, die Haarbekleidung schwach. Der Penis ist
verhältnissmässig stark, von normalem Bau. Das Praeputium wird bei den
meisten hierhergehörigen Stämmen durch die Circumcision entfernt.
Es bleibt nun noch die Besprechung der Gesichtsbildung übrig, in
welchem Punkt indessen die Betrachtung der angefügten nach Photographien
gefertigten Kupfertafeln das Meiste wird thun müssen, um ein Verständniss
herbeizuführen, da es kaum möglich ist, durch Beschreibung ein correctes
Bild völlig fremder Züge in damit nicht Vertrauten zu erzeugen. Sehen
wir doch Jeder mit anderen Augen und es fehlt der gleiche Maassstab,
während gerade die Photographie diesem Uebelstande in ausreichender Weise
abhilft und die geeignetste Basis für eine wissenschaftliche Vergleichung von
Objecten, wie die hier in Bede Stehenden abzugeben vermag. Es wird
daher zweckentsprechend sein, unter Hinweis auf die betreffenden Portraits
nur Grundzüge anzugeben, welche als charakteristisch erschienen, ohne dass
damit gesagt werden soll, dass sich dieselben überall in gleicherweise finden
müssten. Schon die starren Knochen sind leider vielen Variationen unterworfen,
aber das Hinzukommen der Weichtheile verdoppelt und verdreifacht
die Zahl der möglichen Abweichungen durch die mancherlei wandelbaren
Momente, welche der Natur dieser Gewebe nach auftreten. können.
Ein Schädel ist aus diesem Grunde ein klarerer, verständlicherer Beleg
für den Anthropologen, als der durch alle möglichen Einflüsse in seinem
Ausdruck veränderte Kopf eines Lebenden. Trotzdem ist es nicht zu verkennen
, dass sich eine gewisse Uebereinstimmung auch in weiteren Kreisen
bei Vergleichung der Portraits auffinden lässt, obgleich es häufig seine Schwierigkeiten
hat, sie in Worten auszudrücken. Um sich in diesem Punkte nicht
ganz in’s Unbestimmte zu verlieren und möglichst positiv zu sein, ist es
nothwendig sich stricter als bisher geschehen ist, an den einzelnen Stamm
zu halten.
Das Gesjcht der Xosa zeichnet sich im Allgemeinen durch Regel-
mässigkeit aus, doch auch, wenn es ausnahmsweise durch gleichzeitige Feinheit
der Züge einen edlen Ausdruck bekommt, ist es nicht mit einem europäischen
zu verwechseln, weil, abgesehen von der Farbe der ganze Schnitt der
Züge ein so wesentlich anderer ist, dass das Fremde dem unbefangenen
Beobachter sofort entgegentritt. Die bedeutendsten Abweichungen finden
sich in Bezug auf Nase und Mund, deren Bildung die Vorderansicht des
Kopfes am geeignetsten darstellt.
Die Nase ist an ihrer Wurzel durchschnittlich breiter als beim Europäer
und gleichzeitig flacher in der Wölbung; der Rücken ist gerundet, es fehlt
die scharf vortretende Kante, welche gerade die Stämme des Kaukasus,
nach denen unsere Race von Manchem benannt wird, in auffallender Weise
zeigen. Die Spitze ist abgerundet, eine wirkliche Zuspitzung findet also
nur ausnahmsweise statt, die Nasenflügel sind meist auffallend niedrig, der
Ansatz derselben ist stark, nach aussen und etwas nach oben gerückt, wodurch
bei dem allmäligen Herunterziehen des Flügels in die Oberlippe das
eigenthümliche, unschöne nach vorn Sehen der Nasenlöcher entsteht.
Ein sehr charakteristisches Beispiel für die eben beschriebene Bildung
zeigen die Portraits auf Taf. VI, die Häuptlinge Xoxo und Hanta, darstellend,
doch auch die auf den folgenden beiden Tafeln, sowie die auf S. 16 u. 17
in den Text gedruckten Holzschnitte Magoma und Sandili, lassen in höherem
oder geringerem Grade dieselbe erkennen. Es soll hier indessen nicht
behauptet werden, dass die Nase als Ganzes im P r o f i l gesehen, nicht
ziemlich markirt vortreten könnte, dies findet- im Gegentheil häufig genug
statt, z. B. in dem.Profil dès Sazini (Taf. VIII, Fig. 1), einem der wohlgebildetsten
Kaffern, welchen Verfasser je gesehen, doch auch dieser lässt
die Raceneigenthiimlichkeiten, von Vorn gesehen, deutlich, obgleich in