mehr, welche dem Bilde ganz entsprechen, die Neigung zu derselben Anlage
ist aber noch öfters zu erkennen.
Als die Reste der Hottentottenstämme, welche ihre Originalität vor
dem vernichtenden Einfluss der Civilisation nicht ganz verloren hatten, nach
Norden zu auswichen, fanden sie eine wenigstens temporäre Zufluchtsstätte
im sogenannten Buschmannslande und an den Ufern des Orangeflusses, wo
sie sich in alter Weise noch bis in die letzten' Jahrzehnte erhielten. Es
konnte nicht ausbleiben, dass Theile der in den Gegenden herumschweifenden
Buschmannhorden von den geschwächten Stämmen gern aufgenommen
wurden, und der Charakter der Niederlassungen etwas Schwankendes erhielt.
Die reichsten Notizen über die Kraale dieser Eingeborenen und ihre Lebensweise
finden sich in B u r c h e l l ’s Werk, welches ich nie zur Hand nehmen
kann, ohne die grösste Bewunderung über die Schärfe, Genauigkeit und
Objectivität dieses Forschers zu empfinden. Ich nehme Gelegenheit, dies
nochmals zu betonen, weil ich genöthigt bin, zwar nicht seinen Beobachtungen,
wohl aber seiner Auflassung derselben hier entgegenzutretep; es
erwächst ihm daraus um so weniger ein Vorwurf, als die authentischen
Quellen über die Geschichte der Colonie ihm damals noch nicht zu Gebote
standen und er von seiner Umgebung vieles Unrichtige auf Treu und Glauben
hinnehmen musste.
Während er sonst ’als scharfer Beobachter die Trennung der Hottentotten
und Buschmänner gut aufrecht erhält, so hat* er für die in Rede
stehende Bevölkerung die Nothwendigkeit der Annahme einer Vermischung
nicht erkannt, bezeichnet daher ganz summarisch die Bewohner dieser
Inlanddistrikte als »mannigfache S täm m e von Buschmännern« und beschreibt
ihre Dörfer als Buschmann-Kraale, während wir . in denselben den alten
Charakter des Hottentottenkraales nach seinen eigenen Beschreibungen am
besten bewahrt finden. Das nachstehende Kapitel wird weiteren Aufschluss
darüber gehen, dass unmöglich wirkliche Buschmänner als die Erbauer
solcher Kraale zu betrachten sind, und viele der von B u r c h e l l überlieferten
Einzelheiten nur auf die Hottentotten passen. Bei dem von ihm (II, p. 55)
eingehend beschriebenen Kraal hat er das Princip richtig erkannt, indem er
andeutet, wie die Hütten im Cirkel angeordnet sind um einen freien Platz, •
auf dem die Einwohner des Nachts ihr Vieh bewachen, und wie die Eingänge
der Hütten alle nach innen münden, um dasselbe gut übersehen zu können.
W as er später1), als Hottentottenkraal abbildet , sind nur einzelne Wohn-
plätze versprengter Familien, wo eine Gruppirung nicht mehr möglich war;
dagegen ist in der grossen Skizze Seite 198 »View of a Bushman Kraal«
das beschriebene Princip wieder deutlich und charakterisirt das Hottentottendorf;
das Ganze hat nur den verfallenen Charakter3, welcher auch den
Bewohnern als Stamm zukam, es fehlen hier und da Hütten, um den
Abschluss•. des Innenraums vollständig zu machen,' und die Wohnungen
selbst sind unvollständig mit. den verwitterten Matten bedeckt.
Di ese Matten, welche den wesentlichsten Theil der Hottentottenbehausung
ausmachen, werden von den Eingeborenen aus mehreren Arten von
Binsen, besonders häufig aus Cyperus textilis oder Scirpus tegetalis gemacht,
und solche Matten sind so bequem und nützlich, dass die Colonisten sich
jetzt derselben ebenfalls zu verschiedenen Zwecken bedienen. Die Binsen
werden bei der Mattenfabrikation der Länge n ach an einander gelegt, und die
Vereinigung geschieht vermittelst dünner Schnüre aus Bast, welche entweder
die Binsen sich beständig kreuzend umfassen , oder die Binsen werden mittelst
einer Ahle durchbohrt und einfach aufgereiht. Bei der ersteren Methode
ziehen sich an jedem Ende ein paar solcher Schnüre durch die Matte', ausser-
dem aber zur Verstärkung des Haltes auch noch andere durch den mittleren
Theil; durch das straffe Anziehen der Schnüre kann man nach Beendigung
der Arbeit der Matte eine bedeutende Dichtigkeit verleihen, die Breite ist
durch die Länge der Binsen gegeben, die Länge aber ganz in das Belieben
des Arbeiters gestellt und ausserdem bietet sie den Vortheil, sich stets mit
Bequemlichkeit aufrollen zu lassen.
In diesem Umstande lag eine grosse Annehmlichkeit; denn auch in
der Zeit, wo die Hottentottenstämme noch florirten, banden sie sich nicht
gern an den Ort, sondern liebten es, auf geringfügige Veranlassung hin
den Wohnplatz zu wechseln. Dafür ist die ganze Anlage der Hütte sehr
geeignet, indem die Stäbe, welche das Gerüst bilden (gewöhnlich der Clif-
fortia conoides entnommen) nur leicht in den Boden gesteckt und nach der
Mitte zusammengebogen werden, wie es die Abbildung zeigt. Die beschriebenen
Matten werden alsdann über das Gerüst befestigt, mit Auslassung
einer Eingangsthür, welche schon durch eine Art Bogen angedeutet ist, der
Fussboden wird geebnet und mit Thon gestrichen, eine umwallte Vertiefung
als Feuerstelle angelegt, und der Palast ist fertig. Die Höhe des Ganzen
pflegt so gering zu sein, dass ein Mensch mittlerer Grösse schon nicht mehr
ungebückt unter dem höchsten Theile stehen kann, der Durchmesser entsprechend
der flachen Bienenkorbform.
Die Mattenbedeckung erlaubt je nach der Witterung, die Hütte dicht
zu schliessen, oder bei schönem Wetter durch Verschiebung derselben mehr
Luft zu schaffen; auch kann man auf diese Weise bei anhaltend ungünstiger
Windrichtung den Eingang leicbfc auf eine andere Seite verlegen und die
ursprüngliche Thür verschliessen, mitunter wird es unter solchen Verhältnissen
sogar nöthig, um das Verwehen des ganzen Hauses zu hindern,
Steine auf den oberen Theil zu packen.
Soll der Wohnplatz verändert werden, so nimmt man die Matten ab,
rollt sie auf, zieht die gelösten Stäbe aus dem Boden, packt Alles auf einen
Packochsen und in wenigen Stunden steht die Hütte bereits wieder an einer
anderen Stelle. In Zeiten, wo die Hottentotten den Wechsel des Aufent