Hände und Füsse sind im Vergleich zur Körpergrösse klein, doch
setzen sie sich scharf von den mageren Gliedern ah und fallen daher in den
Abbildungen stärker-auf. In Bezug auf Kleinheit des Fusses überragen sie,
besonders im weiblichen Geschlecht selbst die Hottentotten, welche sich auch
durch die allgemeine Form wesentlich von den Buschmännern unterscheiden.
Während sie bei jenem Volke von mässiger Länge aber schmal sind und die
Zehen nach aussen zu schnell an Grösse abnehmen, sind sie bei diesem kurz
und verhältnissmässig breit, die erste Zehe ist nur eben so lang, selbst von
geringerer Länge als die nächsten, so dass der Fuss wegen der überwiegenden
Breite vorn quer abgestutzt erscheint. Auch hier ist die Wölbung der
Sohle nur gering, die Ferse ist nicht auffallend entwickelt und überragt
die Knöchel nach hinten wenig. Die Hände sind für ihre Kleinheit ebenfalls
breit, die Finger kurz und dicklich, häufig leicht verkrümmt; öfters
fehlen, besonders am kleinen Finger, einzelne der letzten Phalangen, was
seinen Grund hat in dem abergläubischen Gebrauche, von dem schon bei
den Hottentotten eingehender gesprochen worden ist (pag. 332)^
Die Bildung der männlichen Genitalien entspricht dem Gesammthabitus
des Körpers, , d. h. sie haben nicht das Uebermässige wie bei den Kaffern.
Das Präputium scheint häufig sehr lang zu sein, aber trotzdem wird Nichts
davon erwähnt, dass sie die Beschneidung übten (vergl. Fig. 69).
Bei den Frauen der Buschmänner findet sich die oben, als Hottentottenschürze
beschriebene Besonderheit der Genitalien ebenfalls regelmässig
vor, so dass sie zum normalen Charakter gerechnet werden kann. Doch,
wie bereits früher angedeutet, ist dies Merkmal keineswegs ein ausschliessliches
Eigenthum der Koi-kain, und man hat also kein grosses Gewicht auf
diese Uebereinstimmung der beiden Abtheilungen zu'legen, zumal da anderweitig
so wichtige Unterschiede zu Tage treten. Abgesehen von der im Vergleich
zu den Männern bedeutenderen Grösse der Buschmannfrauen, ist ihr
ganzer Habitus ein anderer wie der der Hottentottinnen. Sie sind schlanker,
beweglicher und neigen nicht so durchgängig zur Fettleibigkeit wie diese.
Der grössere Theil ist fast ebenso mager als die Männer, wie die Vergleichung
der Abbildungen iehren wird, jedoch kommen auch hier einzelne
Fälle von starker Entwickelung der Fetthaut, und leichtere Grade von Stea-
topyga vor, die sieh bei der Schlaffheit der Haut und den dünnen Extre-*
mitäten noch auffallender markirt. Solche Bilder, wie die liegende Figur
in der von B a i n e s gegebenen Buschmanngruppe (B a i n e s a. a. O. p. 96), wo
die Haut glatt und gespannt über den Fettpolstern erscheint, bekommt man
sicherlich n i c h t zu sehen; wahrscheinlich hat der Holzschneider durch, die
mechanische Tongebung die Skizze entstellt. Charakteristisch für die geringe
Abweichung zwischen dem männlichen und weiblichen Typus des Körpers
bei der in Bede stehenden Bace ist e s, dass die Figur 70, nach einer in
meinem Besitz befindlichen Photographie, die ich nehst mehreren anderen
der Güte des Herrn Dr. B l e e k verdanke, obgleich die anatomischen Ver—
hältnisse sie als unbestreitbar weiblich erkennen lassen, von T h . H a h n als
männlich abgebildet worden ist *).
Man bemerkt an derselben auch ein ziemlich beträchtliches Fettpolster,
doch trägt die Beckenstellung viel zum Hervortreten der Nates bei; sehr
starke Steatopyga ist-mir überhaupt bei reiner Bace nicht vorgekommen,
'so dass eine derartige. Bildung schon allein den Verdacht auf Vermischung
.mit Hottentottenblut rechtfertigt.
Eine charakteristische Abbildung von Frauen dieses Stammes giebt
Fig. 70 und 7lMauf nächster Seite).*; sowie die weiblichen Personen der
Buschmanngruppe Fig. 66, von denen die kleinere die fettleibigste ist,
welche ich gesehen habe, ohne dass sie darum mit den oben dargestellten
Hottentottinnen verglichen werden könnte.
Da ausser den Momenten der Ernährung, der wechselnden Mächtigkeit
der Fetthaut-etc. hier noch das der Schwangerschaft hinzukommt, so sieht
man die Haut der Bauchdecken bei den Frauen der Buschmänner noch
schlaffer und faltiger als hei. den Männern; um die Schultern und die Gelenke
treten die Falten in derselben Weise auf. Die Bildung der Glieder
weicht im Einklänge mit der übereinstimmenden Grösse wenig oder häufig
gar nicht von der männlichen ab, wesshalb Unkundige bei der Betrachtung
von Portraits dieses Stammes häufig das Geschlecht zu verwechseln pflegen,
obgleich die Figuren fast völlig nackt erscheinen. Es könnte dies nicht Vorkommen,
wenn z. B. auch nur die Entwickelung der Brüste die gewöhnlichen
Unterschiede darböte; aber während bei älteren Individuen weiblichen
Geschlechtes dieselben ganz- schlaff, beutelartig der Brust anliegen, findet
sich wiederum beim anderen Geschlecht häufig^eine abnorm starke Ausbildung
der Brustdrüsen, und es sind unzweifelhaft Fälle eonstatixt, wo der Vater
beim Ableben der Mutter das Säugegeschäft fortgesetzt hat, wenn dies auch
gewiss nur in unzureichender Weise stattgefunden hat.
Fast ebensowenig wie die Brüste verrathen die Hüften das Geschlecht,
wenigstens nicht wie bei civilisirten Völkern, sondern nur durch die stärkere
Beckenneigung bei der Frau (vergl. Figur 70), .doch wird dies aus der
Betrachtung der Skeletttheile sich noch klarer heraüsstellen; nur die Hände
und Füsse tragdn auch hier einen entschieden weiblichen Charakter, indem
Sie bei ihrer Kleinheit sich gleichzeitig durch eine gewisse Breite und
Abrundung der Zehen auszeichnen (in diesem Punkte stimmte die Afandy
noch am besten mit dem Stamme überein, dessen Namen ihr beigelegt
wurde).
Bei einem aussterbenden Volk, wie das vorliegende, ist begreiflicher
Weise kein grösser. Ueberfluss an heranwachsender Generation und es kann
i) Th. TTat-tist : Die Buschmänner. Globus 1870, p. 85.
Dri Bl e ek gab die mir bereits zugesagte Photographie vorher an Th . H ahn,
welcher sie, ohne Absicht mein Interesse zu schädigen, benutzte;