»Nyaha« keinen Priester, sondern einen Mann, dem übernatürliche Kräfte
zu Gebote stehen. Ohne solche Kräfte können sie sich überhaupt einen
Doctor gar nicht denken; denn Aberglauben ist einer der mächtigsten.Hebel
im Gemüthe dieser Leute.
Sie glauben natürlich auch an Hexen und Zauberer, doch selten erreicht
ihr Fanatismus dabei die furchtbare Höhe wie bei den Zulu und Xosa,
und schreckliche Hinrichtungen wegen Zaüberei sind nicht so an der Tagesordnung
als bei den genannten Stämmen. Auf diese Verhältnisse wird bei
Betrachtung der Sitten und Gebräuche noch einmal kurz zurück zu kommen
sein.
2. Kleidung, Bewaffnung, Geräthe und Wohnungen.
Ebenso wenig wie die Betrachtung der körperlichen und geistigen
Entwickelung ergiebt die Betrachtung des äusseren Menschen und seiner
Umgebung, so weit er sich diese''Selbst gestaltet, einen ausreichenden Grund
zu einer durchgreifenden Trennung der Be-chuana ’von den Xo sa ; _ doch
lässt es sich nicht leugnen, dass manche recht bemerkenswerthe Abweichungen
Vorkommen. Es lässt sich daher vermuthen, dass diese Stämme,
wenn auch von gleicher Abstammung, schon seit Jahrhunderten abgezweigt
sind und in anderen Wohnsitzen, beeinflusst durch ihre Nachbarn; manche
Eigenthümlichkeiten angenommen haben, die den eigentlichen Kaffern fehlen.
Sie bilden dadurch, wie durch die bereits beschriebene Gesichtsbildung ein
vermittelndes Glied, welches uns zu den central-afrikanischen und selbst-
nördlichen Stämmena hinüberführt. Sehr auffallend ist zunächst die Verschiedenheit
hinsichtlich der Tracht. Dieselbe ist bei beiden Familien von
nahezu paradiesischer Einfachheit, aber gerade in dem Ersatz für das. historische
Feigenblatt liegt der Unterschied. Während die Ama-xosa und ihre
Verwandten auch ein Blatt noch für Luxus betrachten und als Bedeckung
der Genitalien nur einen Ueberzug des Glans penis tragen (vergl. pag. 58),
im Uebrigen aber entblösst gehen, sträubt sich das sittliche Gefühl bei • den
Be-chuana geg'en einen solchen Naturzustand und die Genitalien werden
sorgfältig durch eine lederne Bandage verhüllt, deren Gestalt sehr an ein
Suspensorium erinnert und die auch in ähnlicher Weise umgelegt wird.
Der umhüllende Theil ist nur etwas grösser und bedeckt die Organe vollständig;
die zwischen den Beinen herumgezogenen Schenkelriemen werden
hinten in der Kreuzgegend an dem Lendenriemen befestigt. Dies Kleidungsstück
wird aus einem Fellstreifen gefertigt, dessen Haar in der Regel entfernt
ist. In Gegenwart von Fremden pflegen die Be-chuana den Schurz