Gute Abbildungen existiren wenig, da die im Ä N D E R S soN ’s c b e n Buche unverkennbar
den Stempel tragen von einem unkundigen, europäischen Zeichner
ausgeführt worden zu sein, während die B A iN E s ’s c h e n , obgleich der
Autor zugleich Maler ist, doch zuweilen den Charakter der Carricatur an
sich haben, auch überhaupt typische Formen der Damara gar nicht zur
Darstellung gekommen sind. Das brauchbarste Material in diesem Gebiete
hat unzweifelhaft C h a p m a n durch Photographien geliefert, welche freilich'
wegen localer Schwierigkeiten an technischen Unvollkommenheiten leiden
und desshalb wohl von ihm selbst zur Illustrirtfng der Reise nicht verwandt
wurden.
Die hier eingefügten Schnitte sind nach Originalphotographien, welche
Verfasser der Güte des genannten Reisenden verdankt und werden, wenn
auch nur in dürftigem Maassstabe der Vorstellung einigen Anhalt gewähren.
Fig. 50. Berg-Damara.
Die genauere Kenntniss der Formen, welche die ausführenden Künstler
durch das für die vorliegende Arbeit bestimmte, umfangreiche Material erhielten,
machte es möglich, Undeutlichkeiten der Originale in geeigneter
Weise aufzuklären.
In der Abbildung Nr. 51 ist eine Gruppe von O va-herero dargestellt,
in welcher die männliche .Figur links als ein typisches Individuum für die
langen Gestalten betrachtet werden darf. Obgleich der Wuchs regelmässig
ist und nicht eigentlich unproportionirt aussieht, fehlt doch eine gewisse
Eleganz der Formen; der Rumpf sowohl wie die Glieder sind sehr schlank,
und verrathen durch ihre Bildung keine besondere Kraft, wohl aber A u s dauer.
Die Photographie liess dies deutlicher erkennen als der Holzschnitt,
wo der Zeichner sich durch die Vorlage doch nicht stark genug gebunden
fühlte, um nicht die den Gliedmassen abgehende Rundung etwas zu ergänzen.
Bei dem Manne auf Fig. 52
war der Umriss markirter und hat
daher mehr von charakteristischen
Eigenthümlichkeiten behalten; dieser
erreichte weder an Grösse noch Re-
gelmässigkeit der Gestalt den erste-
ren ebenso wenig wie der sitzende
Musiker auf Figur 53, wesshalb
A n d e r s s o n ’s Angabe, ihre Erscheinung
verriethe grosse Körperkraft,
in Frage gestellt werden muss , bis
andere, Beweise dafür beigebracht
werden. Da der genannte Autor
selbst angiebt , dass sie an Kraft Fis - 51 ■ Herero-Gruppe,
mittelmässig starken Europäern nicht
gleichkommen, so erscheinen die hier abgebildeten Männer wohl normal zu
sein, und seine Beschreibung ist nur ein neues Beispiel der beliebten
Schönfärberei, welche sich schon durch die landläufigen Ausdrücke »excee-
dingly fine race o f man«., — »many might serve
as 'perfect models o f the human figure« etc. kenntlich
macht1).
Die an dieser Stelle des erwähnten Buches
eingefügte Illustration ist hinsichtlich des Mannes
wohl wenig charakteristisch, die Figur der Frau
dagegen dürfte die beste Darstellung eines Herero
sein, welche existirt. Es ist wunderbar genug*
solche Gesichtszüge, wie die Abbildung des Mannes
sie zeigt, als ideal hinzustellen, indem man glauben
möchte, dass der Zeichner in Rücksicht auf
Plumpheit derselben, seine Instructionen sogar
überschritten hat.
Bei der Kleinheit der Originalaufgaben und
der Dunkelheit der Züge ist die Sicherheit, welche
die Photographie in diesem Falle bietet, auch nur
Unvollkommen, doch dürfte das Gesicht auf Fig. 51 Fig. 52.‘ Herero-Mann und Frau,
der Wirklichkeit ziemlich nahe kommen. Es lässt
auch erkennen, dass die Haare das Gesicht buschig umgeben und in keine
so künstlichen Frisuren gebracht sind, wie sie bei den Ama-zulu gewöhn