getrockneten und zerspaltenen Gedärmen hergestellt wird, die Sehne ist
eine sauber gedrehte, zweisträhnige Darmsaite, • an dem einen Horn des
Bogen umgeschlungen, an dem ändern mittelst einer Oese in einen vorspringenden
Zahn gehakt.
Die Pfeile werden in einem Köcher getragen, gewöhnlich aus der Rinde
von Aloearten (Aloe dichotoma oder perforata, desshalb »Kokerboom« genannt),
welche abgeschält und durch Umwickeln zu einer Röhre geformt wird; Boden
und D eckel bilden Fell stücke, die nass übergezogen, zusammengeschnürt und
so beim Trocknen in die richtige Form gebracht werden. Ein Schulterriemen
zur Erleichterung des Tragens vervollständigt das schmucklose Geräth,
welches gegen 30 der gefürchteten Geschosse nebst dem Pinsel zum Aufstreichen
des Giftes enthält; für das Tragen im Köcher pflegt man, um, die
vergifteten Spitzen zu schonen , dieselben umzukehren und verkehrt in das
hohle Zwischenstück zu versenken, während ein einziger Griff genügt, um
den Pfeil wieder zu armiren.
Um auch diesen zu sparen, steckt sich der Buschmann, wenn er ver-
muthet schnell seiner verderblichen Waffen zu bedürfen, eine grössere Anzahl
derselben mit aufwärts gekehrten Spitzen in eine schmale Stirnbinde, welche
ihm, so arrangirt, unmittelbar zur Hand sind, um mit bewunderungswürdiger
Rapidität gegen den Feind versandt zu werden; dennoch dürfte es ihm
schwer fallen, in weniger als zwei Secunden drei Pfeile in’s Ziel zu schicken,
wie W ood versichert, da es nun einmal ohne Uebertreibungen bei ihm nicht
abgeht.D
er furchtbare Kranz dient zugleich dazu, die Feinde zu schrecken,
und die Träger kehren zu dem Zweck durch eine Kopfbewegung zuweilen
in wirklichem oder’'geheucheltem Zorn die Masse der rückliegenden Pfeile
nach vorn, dass die Spitzen sich drohend gegen den Angreifer wenden.
Werfen wir nun einen Blick auf die Leistungsfähigkeit des ganzen,
in seiner Roheit immerhin sinnreichen Apparates, dessen Ausführung um so
mehr Bewunderung verdient, weil der Buschmann, unkundig der Bearbeitung
der Metalle in der Glühhitze, ihn mit unendlicher Mühe fast nur mittelst
einiger geeigneten Steine herstellt, so ist unzweifelhaft, dass die unscheinbaren
Waffen ihn zum Herrn seiner Wildniss gemacht haben.
Es -wurde bereits erwähnt, dass diese Eingeborenen ausser ändern
Fertigkeiten sich auch sehr leicht eine bemerkenswerthe Gewandtheit mit
dem Feuergewehr aneignen und sichere Schützen abgeben; dagegen lässt
sich ein ungleicher Bogen von fast kindischen Dimensionen und Rohrpfeile
von wenig mehr als y 2 Meter Länge, die ebenfalls nicht immer symmetrisch
sind, nicht mit der Sicherheit handhaben wie-eine Büchse, und die Treff-
fähigkeit lässt daher stets viel zu wünschen übrig. Auch darüber ist viel
gefabelt worden, aber man darf festhalten, dass weder die Genauigkeit noch
die Distanz, auf welche die Pfeile versandt werden, etwas Erstaunliches i s t ;
es liegt sogar nicht einmal in der Absicht des Jägers, auf weite Entfernung
zu schiessen, wo der Wind den leichten Pfeil unter allen Umständen stark
beeinflussen muss, sondern seine Hauptkunst beruht darin, auch an scheues
Wild nahe heranzukommen, und sein Stolz ist e s, dass er selbst die Nähe
gefährlicher Thiere nicht fürchtet.
Es wird von glaubwürdiger Seite berichtet, dass die Buschmänner den
Löwen, wenn er vollgefressen ist, im Schlafe beschleichen, und während
dann der Eine den tödtlichen Pfeil entsendet, wirft der Andere dem 'J’hiere
einen weiten Kaross über den Kopf, um ihn zu verwirren und an der Verfolgung
zu hindern; ebenso schleicht sich der vermummte Schütze mitten unter
die Nichts argwöhnenden Strausse, oder liegt tagelang an der Salz-Pfanne,
um sie zü érwarten: Alles dies würde nicht geschehen, wenn der Pfeil des
Buschmanns auf 200 Schritt sein Ziel sicher erreichte. Sechszig Schritt darf
man wohl als die Gränze bezeichnen, über die hinaus der Jäger nicht gern
das schwache Rohr versendet, es sei denn, dass er wesentlich die Absicht
hat zu schrecken und nicht zu tödten, wie es häufig vorkommt. Der Bogen
wird vom Schützen in fast horizontaler Lage gehalten, wie das Spielzeug
europäischer Kinder, dem die Waffe überhaupt sehr ähnlich sieht, was schon
deswegen geschehen muss, um befähigt zu sein in allen möglichen Stellungen
den Schuss abgeben zu-können.
Selbst auf kürzere Entfernungen wird mancher Pfeil vorbeigeschossen,
wie auch B u r c h e l l z u seiner Ueberraschung beobachtete1), ein vorbeizischendes
Rohr alarmirt aber das Wild nicht so stark, -wie ein Büchsenschuss,
und der zweite nachfolgende kann alsbald den Fehler verbessern.
Was nun die Wirkung anbelangt, so muss dieselbe bei der Verschiedenheit
und wechselnden Mischung der Gifte begreiflicher Weise ebenfalls
sehr ungleich se in, zumal da der Grad der Affectiön sehr abhängig bleibt
von dem Eindringen des Pfeiles und der dadurch gegebenen Möglichkeit des
Giftes sich dem Blute beizumischen.
Ueberhaupt sind die Fälle,.- in denen Menschen den schrecklichen
Waffen der Buschmänner zum Opfer gefallen sind, wie erwähnt, keineswegs
zahlreich, und ich kann nur nach dem Hörensagen darüber berichten.
Darnach ist die Wirkung nicht entfernt so rapide , wie bei dem Kurare und
trägt den Charakter eines septischen Giftes unverkennbar an sich. Die
Wundränder verfärben sich sehr bald, werden livide und die ganze Gegend
schwillt in den nächsten Stunden stark an, während allgemeine Erscheinungen
, bestehend in Erbrechen , Convulsionen und Delirien den Uebergang
des Giftes in das Blut kennzeichnen. Die nervösen Erscheinungen sind
besonders stark und wachsen bald zu Wuthanfällen und Raserei, wenn das
MalTcopvergif zur Verwendung kam, bei dem Bottetjesvergif herrschen die
septischen Zustände vor, die Wirkung der Ngwa soll sich durch die in den