genauere Angaben über diese Musik, sowie ihr Verhältniss zur unsrigeii
gemacht; doch ich selbst bin zu wenig Musiker, um mir ein eigenes Urtheil
darüber bilden zu können, weshalb ich lieber auf die Autoren verweise.
Es war mir nur wichtig zu constatiren, dass wie die Malerei auch die
edle Musica nicht ungeehrt bleibt von den »verkommenen, auf gleicher
Stufe mit dem Thier stehenden (?)« Buschmännern; vielleicht bildet ihre,
von der gebräuchlichen europäischen so abweichende Tonleiter den Ausgangspunkt
für die zukünftigste aller Zukunftsmusik.
Lässt sich nach dem Gesagten sehr darüber streiten, in wie weit man
die in Rede stehende Race als eine verkommene zu betrachten hat, so ist
doch unzweifelhaft, dass sie geächtet und vogelfrei ist, weshalb es leicht
begreiflich erscheint, dass sie keine mühsamen Wohnungen errichten. Wie
der Buschmann ausser Branntwein und Taback die Genüsse der Civilisation
Fig. 76. Buschmänner beim Feuer machen.
verschmäht, so denkt er gering von der Behaglichkeit einer festen Behausung,
zumal da die Unbilden der Witterung keinen Eindruck auf ihn machen.
Für seine ganz temporären Niederlassungen ' ist geringe Mühe aus~
reichend, ein Obdach herzustellen, und in vielen Gegenden hat die Natur
selbst für ihn vorgesorgt durch Bildung von Grotten und Höhlen, welche
von jeher eine beliebte Zuflucht für den Verfolgten ahgaben. Den Eingang
einer solchen Höhle, in einer kraterförmigen Vertiefung unweit Kuruman
gelegen, welche für längere Zeit von einer Horde Buschmänner bewohnt
war, stellt die beistehende Figur dar. Hier wie in ähnlichen Fällen veran-
lasste sie die durch den beschwerlichen Zugang gebotene Sicherheit, dem
Orte treu zu bleiben, bis ihre Verfolger auch dazu den Weg fanden, häufiger
aber sichern sie sich jetzt durch das Zurückweichen in die unwirthbaren
Gegenden oder den schnellen Wechsel des Aufenthaltes.
Alsdann begnügt sich der Buschmann mit der einfachen Vorrichtung,
welche auch von ändern Bewohnern Südafrika’s als Nothbehelf angewendet
und in colonialer Bezeichnung »Seherm«. genannt wird: Man wählt einen
dichten Busch als Schutz, entfernt die überflüssigen Aeste, verflicht nach
der Wetterseite zu die übrigen, zieht sie herunter und verstopft die Zwischenräume
mit Reissig, so dass ein niedriges, überhängendes Schutzdach entsteht,
unter dem man sich behaglich zusammenrollen kann; besonders geeignet
sind dazu die Büsche des Tarchonanthus.
Da der Buschmann vermöge seiner Statur und der grösseren Fertigkeit
im Zusammenrollen picht so viel Platz gebraucht als ein gewöhnlicher Sterblicher,
so findet er durch Auseinanderbiegen der Aeste wohl auch Raum
mitten in dem Busch, und er wird diese Unterkunft vorziehen, wenn er
Grund hat, seine Anwesenheit verborgen zu halten. Solche durch Niederlegen
und Verflechten der innern Aeste hergestellte Lagerplätze sehen durch
Fig. 77. Busdnnannhöhlen im Griqua - Lande.
das ganze Machwerk und das mannigfache zum Ausstopfen der Rücken
benutzte Material grossen Vogelnestern ähnlich, und gerade diese Buschwohnungen
sollen, wie erwähnt, nach* der Meinung mancher Forscher dem
Stamme den Namen eingetragen haben. Sie sind indessen keineswegs so
häufig wie die Felsenwohnungen, und wo die Buschmänner sich sicherer
fühlen, vervollkommnen sich auch ihre Hütten, wenn dieser Name überhaupt
zulässig, ist. Anstatt des »Scherm« findet man alsdann die Form, welche
der Afrikaner »Bosjesman zyn struys« nennt und die entfernte Aehnlichkeit
hat mit den Reisighütten unserer Waldläufer. Einige stärkere Stöcke
werden in einem Durchmesser von etwa zwei Metern in die Erde gestossen,
oben vereinigt und dann rings herum mit Gestrüpp verkleidet bis auf eine