2. Kleidung, Bewaffnung, Geräthe und Wohnungen.
ln der Tracht weichen die Ama~ zulu von den Xosa in einigen Punkten
wesentlich ab. Im Allgemeinen ist auch hier über Verschwendung und
Ueberfluss an Kleidungsstücken nicht zu klagen, vielmehr erscheint unter
gewöhnlichen Verhältnissen die von Mutter Natur verliehene Hülle als ganz
ausreichende Bedeckung. Der Zulu verschmäht indessen das oben beschriebene
Büchschen der eigentlichen Kaffern * trägt dafür aber um die Lenden
einen schmalen Ledergürtel, an welchem in gewissen Abständen gedrehte
Streifen langhaariger Felle, oder die geringelten Schwänze der wilden Katze
hängen, so dass sich vorn und hinten ein dichtes Bündel solcher Zierratlien
sammelt. Es entsteht dadurch eine Art Schurz (.Isinene), welcher die Scham
und die Nates (dieser Theil des Schurzes »TJmucha«) nothdürftig bedeckt,
doch legen die Ama-zulu darauf überhaupt keinen Werth und noch vor
einem Jahrzehend waren auch die weissen Ansiedler in Natal so an den
Anblick der unbekleideten Eingeborenen gewöhnt, dass selbst in Europa
auferzogene Damen bald nichts Unanständiges mehr darin sahen.
Bei ungünstiger Witterung, wie sie im schönen Zulu - Lande schon
seltener vorkommt als weiter südlich, erscheint alsdann auch hier der lange
Fellmantel oder die Decke, in welche der Körper in gleicher Weise eingewickelt
wird wie ,bei den eigentlichen Kaffern. Bei feierlichen Gelegenheiten,
Festlichkeiten, Kriegstänzen, ' und zum wirklichen Kriege putzen
sich die eitlen Eingeborenen in sonderbarer Weise heraus.
Die Stirn umzieht, ausserhalb des Ringes anliegend, ein dicker Wulst
von buntem Pelz werk oder geschlissenen Federn, welcher den Stützpunkt
Fig. 24. Zulu im Kriegskostüm vor einer Hütte.
für den eigentlichen Kopfputz abgiebt; dieser ist gewöhnlich aus einer Art
Krone von gerade aufstehenden steifen Federn gebildet, über welche Büschel
von weicheren herabwallen. Meist werden auch weisse Strausserffedern
dabei verwandt, die dann weit nach rechts und links abstehen; die eigentliehe
Kriegsfeder der gesammten Kaffern, auch bei den Am a -zulu in Gebrauch,
ist. aber die lange Schulterfeder des blauen Kranichs (Grus caffer),
welche einzeln oder zu zweien gerade aufstehend getragen wird und bei der
Bewegung sehr anmuthig flattert (siehe Fig. 24}',¿-f.
Da der Schwarze überhaupt grelle Farben sehr liebt, so herrschen dieselben
auch bei dem Kriegsornat vor; ausser den weissen und bunten Federn
des Kopfputzes, werden zur Ausschmückung des Körpers buntes Pelzwerk
und langhaarige weisse Fellstreifen verwandt. Früher dienten dazu wohl
fast ausschliesslich die. weissen Quasten der Ochsenschwänze, doch jetzt,
nach Einführung der Angoraziege, muss diese öfters zu dem Schmuck beisteuern.
Meist hängen schon zu beiden Seiten des Kopfes weisse Büschel
herab, dann aber fügt sich um den Hals ein Gehänge von solchen Fellstreifen
, welches die ganze Brust bedeckt. Auch der Gürtel wird ausser
den gewöhnlichen Katzenschwänzen noch mit buntem Pelzwerk behängen,
und die Oberarme, sowie die Unterschenkel oberhalb der Waden werden
ebenfalls mit langhaarigen, weissen Büscheln umwunden. Durch alle die
flatternden, wallenden Anhänge verschwindet der Umriss des Körpers vielfach
und bei heftiger Bewegung, wie sie während der Kriegstänze oder in
der Schlacht vorkommt, entsteht dadurch der viel beschriebene, ungemein
phantastische Effect,., welcher gewiss bedeutend zu dem Ruhme und Kriegs-'
erfolge der Am a -zulu beigetragen hat.
Es kommt hinzu die eigenthümliche Bewaffnung der Krieger, welche
gerade bei ihnen streng Uniform ist und sich von der der X.osa in mehreren
Punkten unterscheidetär Charakteristisch ist zunächst der 4—5 " hohe, ovale
Schild aus roher Ochsenhaut von regelmässigem Zuschnitt und sauberer
Arbeit (vergl. Fig. 17), mit einem langen Stabe in der Längsaxe als Stütze,
welcher oben mit dem geringelten Fell des Leopardenschwanzes oder ähnlichem,
wechselnden Pelzwerk verziert ist. An diesen Stab-ist die Haut
mittelst Streifen von rohen Fellen befestigt ^w e lch e aussen als Reihen
paralleler Bänder erscheinen und zwar in der Regel so angeordnet, dass sie
sich hell auf dunklem Grunde und dunkel auf hellem absetzen. Unter den
grossen kriegerischen Führern der Nation; wie Dingaan, unterschieden sich
die Regimenter durch die Farbe der Schilde, , und es existirte'also wirklich
eine Art Uniform in europäischem Sinne.
Die Wurfkeule, der _/fm, wird, wie von allen südafrikanischen Stämmen,
auch von den Ama-zulu in gleicher Weise geführt; es scheint diese
Waffe den Leuten zugleich als Spielzeug zu dienen, in ähnlicher Weise wie
die kleinen Stöckchen europäischer Stutzerg|vergl. die mittlere Figur in
nachstehender Gruppe)|| Form und Gestalt sind im Wesentlichen dieselben
wie schon oben beschrieben; es erscheinen viele der kostbareren von Rhino-
ceroshorn, oder hölzerne mit reicher Arbeit, doch mögen solche öfters einem
schwächeren, aber kunstsinnigeren Stamme als Kriegsbeute abgenommen
worden sein (z. B. den Be-chuana).
F r i t s c h , Die Eingeborenen Süd-Afrika’s. Q