Wissenschaft den betreffenden Darstellungen seinen naiven, zum Theil stark
an das Lächerliche streifenden Charakter aufgedrückt hat.
Das Letztere gilt besonders von den Abbildungen, von welchen stets
nur etwa der zu Grunde liegende Gedanke zu verwerthen is t, da die Künstler
hei gänzlich fehlender Anschauung der Eigenthümlichkeiten die offenbar
nur oberflächlichen Skizzen in harmlosester Weise entstellt haben.
So existiren denn in der That bisher nur wenig getreue Portraits von
Hottentotten, die einzigen brauchbaren sind von dem Maler D a n i e l e 2). und
von B u r c h e l l gegeben; doch hat der Erstere es öfters nicht lassen können,
künstlerischen Schwung in seine Zeichnungen zu legen und dadurch den
Werth für den Anthropologen geschwächt. Nach den Skizzen desselben ist
das Portrait des Hottentotten in C u v i b r ’ s Regne animal entworfen, an welchem
die Pelzmütze mit den grossen Ohren eigentlich das Charakteristischste
ist, nach eben diesen die Abbildungen in P K i c h a r d ’ s Researches into the
physic. History of Mankind2) , wo eine irrthümlicher Weise als t> Ama-kosaha
angeführt ist.
B u r c h e l l hat seine Abbildungen nach Vermögen getreu dargestellt,-
doch War er offenbar dieser Aufgabe nicht recht gewachsen, wie man aus
mannigfachen Verzeichnungen ersieht, und ausserdem war das ihm'zu Gebote
stehende Material nicht immer gerade das brauchbarste. , Die genannten
Darsteller sind indessen die einzigen, Welche die charakteristischen Züge
des Hottentotten richtig erfasst haben, Vrm sie der Lesfer in den anbei nach
Photographien gegebenen Abbildungen ebenfalls auffinden wird. So reich
illustrirt die alten Schriftsteller von H e r b e r t , P e t e r K o l b e n , LE V a i l l a n t
an bis auf L i c h t e n s t e i n in dieser Beziehung waren, so ist doch keine Idee
von Portraitähnlichkeit bei ihnen zu finden; in Bezug auf die Lebensweise
und den Zustand der genannten Stämme in ihrer Ursprünglichkeit dürften
die alten Autoren aber maassgebend sein.
In ihnen allein können wir uns zunächst Aufschluss’ suchen über die
Entstehung des Namens »Hottentotten«, welcher im Lande selbst ebenso
wenig heimisch ist als derjenig'e der »Kaffem«, und dessen Ursprung zu
mannigfachen Streitigkeiten Veranlassung gegeben hat.
Die Form und Schreibweise des Wortes ist sehr verschieden, indem
es bald als Hattentotes ( H e r b e r t ) , Ottentoos, Jlottentoos oder Hottentots
(Cape Records) , Hodmodods oder Hodmandods ( D a m p i e r ) , sogar als Hollon-
dootes ? ( S u t h e r l a n d ) erscheint.
Offenbar sind sämmtliche Formen nur Verdrehungen oder Entstellung
der in den Cape Records erwähnten, wie solche beim Uebertragen aus einer
') D. — Sketches representing the Native tribes etc. of Southern Africa.
2) A. a. O. Vol. II. p. 281. 290. Läge wirklich eine solche •’Skizze mit der Unterschrift
Ama-kosah vor, hätte P . sie als nicht charakterisch verwerfen müssen, mir ist aber
in der That nur eine dem betreffenden Bilde äusserst ähnliche bekannt als »Sottaitat«. bezeichnet,
so dass eine Verwechselung unzweifelhaft erscheint. V.
Sprache in die andere leicht eintreten; am genannten Orte findet sich die
Form »Ottmtoo, nur im Anfänge2) und auch dort nur vereinzelt in Anwendung
auf eine bestimmte Person, Herry oder Harry genannt, welcher bald in
den ersten Tagen der Colonie mit den Europäern in nähere Berührung trat und
damals eine ziemlich bedeutende Rolle spielte; die zweite Form »Hottentoo«
ist allerdings in dem frühesten Theil der officieUen Berichte herrschend, verschwindet
aber später2) , so dass nur die dritte Form »Hottentots übrig
bleibt, welche schliesslich allein vorkommt und daher als die endgültige zu
bezeichnen ist.
Sie findet sich dann in derselben Form auch in anderen Autoren der
damaligen Zeit wieder, deren einer, D a p p e r , einen so klaren Aufschluss
über das Wort giebt, dass ich glaube, sein Ursprung kann kaum als zweifelhaft
bezeichnet werden. Der genannte Geograph sagt wörtlich Folgen-
des8).: _ waer over (das Schnalzen und Gluckzen der Sprache hörend)
d’onzen het den opmerke van deze belemmering en ongehoorde hakkelmg
van tale den naem van Hottentots gegeven hebben, g e l i j k d a t w o o r t m
d ie n z in g e p i e e n l i j k s c h im p s - g e w i j z e t e g e n im a n t , der m h e t
u it e n z ijn e r w o o r d e n h a k k e l t en s t am e l t h ie r to la n d e g e
b r u ik t w o r t. Etc. .
Dieselbe Ansicht findet sich vertreten bei einem anderen Reisenden
der frühsten Zeit J o h a n n N i e u h o f f * ) , welcher schreibt: Die Einwohner
hier (am Cap der guten Hoffnung) werden »Hottentots« von den Holländern
genannt, w e g e n ihr es S t o t t e rn s (by reason of their Stammering).
Sollte das Wort, welches jedenfalls nur ein Trivialausdruck ist, sich
auch heutigen Tages in Holland nicht wiederfyiden lassen, so wäre dies
doch immer noch kein Grund gegenüber dem directen Ausspruch nationaler
Autoren aus jener Zeit, andere Erklärungen aufzustellen. Es sei darum
nur kurz erwähnt, dass Manche es auf das beim Tanzen mit den Füssen
hervorgebrachte Geräusch, Andere auf den Namen eines untergegangenen
Stammes zurückführen wollen. Als abschreckendes Beispiel für die Vertreter
der ägyptischen Abstammung will ich noch die Erklärung von S u t h e r l a n d
anführen6) , welcher es ohne Weiteres mit den arabischen Wörtern »ootes
oder »toote<i (Geschoss) zusammenbringt; »dazu möchten die Holländer das
l) j m Briefe d e s Capt. J. VAN T e y l in g e n , 25. Febr. 1652, geschieht Erwähnung
eines »Ottentoo«, welcher Englisch spräche. Cape Rec. pag. 9.
?) Cape Rec. pag. 33 ff. . . . ■ u .
'S) D Neer-Aethiopien etc. pag. 216, »Wesshalb ihnen die Unsngen mit Rücksicht
auf dieses Gebrechen und unerhörte Anstossen mit der Sprache den Namen von »Hottentotten
« gegeben haben, gleichwie die Bezeichnung in demselben Sinn gewöhnlich a s
Schimpfwort gegen Jemand, der beim Aussprechen seiner Worte stottert und stammelt
h i e r zu L a n d e gebraucht wird.«
!) J. N. Voyages to the East Indies pag. 142. 1653.
6) S. South African. Tribes Tom. II- P.ag- 2.