Körper ausstrahlenden wüthenden Schmerzen charakterisiren und scheint also
besonders die sensiblen Nerven zu reizen. Der Tod erfolgt gewöhnlich
innerhalb der ersten zwölf Stunden, bei Menschen oder grösseren Thieren
wohl kaum, v o r Ablauf ein oder selbst mehrerer Stunden.
Als Gegengifte müssen in erster Linie die gegen septische Gifte überhaupt
gebrauchten Mittel empfohlen werden: Reinigen und Ausschneiden
oder Ausbrennen der Wunde, Einträufeln von Ammoniak, rein oder in Form
des Eau de Luce, sowie ähnliche Substanzen; bei dem gemischten Charakter
des Stoffes versprechen zwar auch diese keine vollkommene Wirkung, sie
gemessen aber bei den Leuten mit Recht ein gewisses Vertrauen (es wird
gewöhnlich Urin verwandt, der bald in ammoniakalische Gährung übergeht).
Für das Gift der Ngioct, will B a in e s ein den Eingeborenen bekanntes Gegen-
Pig. 74. Buschmänner bei der Mahlzeit.
mittel, bestehend in einer bestimmten Pflanze, die unter gleichzeitiger Application
von Fett auf die Wunde selbst angewendet werden soll, in Erfahrung
gebracht haben; der Name der Pflanze wird als »Kala haetlwe« angegeben.
Näheres ist darüber nicht bekannt geworden.
Zur Zeit des Vernichtungskrieges gegen die Buschmänner, wo die
Gefahr, von ihren Pfeilen getroffen zu werden, grösser war als jetzt, hatten
einzelne Personen, besonders alte Hottentotten im Dienste der Colonisten
den Ruf, die verschiedenen Gifte genau unterscheiden zu können und sichere
Gegenmittel zu wissen, doch hielten sie ihre Kunst geheim, und es lässt
sich nicht feststellen, wie viel Wahres an dem Glauben der Leute war.
Haben jetzt auch diese Doctoren ihre Wissenschaft leider mit sich in das
Grab genommen, so sind glücklicherweise andererseits die Fälle, wo ihre
Kunst nothwendig wäre, noch seltener geworden, als sie so schon waren;
denn in neuerer Zeit ist eine Tödtung durch die vergifteten Pfeile der Buschmänner
eine durchaus unerhörte Sache in Süd-Afrika, wenn auch bei
manchen Colonisten die überlieferten Schaudergeschichten noch eine grosse
Rolle spielen.
Ausser diesen nationalen Waffen haben die Buschmänner es mitunter
zum Besitz einer Assegai oder eines Messers gebracht, welche aber
keine eigenen Fabrikate sind; sondern' den Kaffern oder Be-chuana ihren
Ursprung verdanken. Zur. Ausrüstung. gehört auch hier ein langer Stock
mit verdicktem Ende, wie ihn die übrigen Eingeborenen tragen* doch hat
er dem Buschmann ganz besondere Dienste zu leisten, da sein Rüstzeug im
Allgemeinen so dürftig ist.
Diese Eingeborenen leben noch halb in der Steinzeit, wie sich aus
dem Gesagten bereits erkennen lässt: sie zerschlagen mit scharfen Steinen
die Röhrenknochen (was der Mann im Vordergründe- auf Fig. 74 thut),
Fig. 75. Buschmanngerätliscliaften.
schleifen die Knochensplitter auf den Steinen zu Pfeilspitzen und machen
centrale Löcher in platte rundliche Steine, welche sie dann über feste Stöcke
schieben. Mit dem so beschwerten Stock (Fig. 75 linker Hand) graben sie
sehr schnell und gewandt die essbaren Wurzeln, welche einen Theil ihrer
Nahrung bilden.
Auf die Beschaffung des Lebensunterhaltes beziehen sich auch ihre
anderen spärlichen Geräthe, die meist unmittelbar der umgebenden Natur
entnommen sind. Da die Buschmänner in fast wasserlosen Gebieten leben,
so spielen bei ihnen die Strausseneierschalen als Wasserbehälter eine besondere
Rolle; diese Schalen werden beim Transport in Netzen aus dem Bast
der Mimose getragen und bilden den Wasservorrath, von dem die ganze
Familie existirt.
Sache der Frauen ist es, diese Wassergefässe Zu füllen, zu welchem
Zwecke sie zuweilen in Ermangelung besserer Quellen, die Feuchtigkeit