Auch hier ist die Assegai die eigentliche nationale Angriffswaffe,
jedoch mit dem Unterschiede von den eigentlichen Kaffern, dass bei den
Ama-zulu fiir den Kriegsgebrauch eine Form vorherrscht mit kürzerem,
starkem Holz und langer, kräftiger
Klinge, deren kurzer Stiel fest und
sicher in die Handhabe eingefügt ist.
(Siehe Fig. 17.) In solcher' Gestalt
eignet sich der Spi’ess wegen des bedeutenden
Gewichtes und der geringeren
Schwungkraft nicht sowohl zum
Wurf als zum Stoss, und dies ist auch
seine Bestimmung. Wohl nirgends hat
sich die Macht der blanken Waffe in
stürmender Hand so gewaltig • gezeigt
wie unter den • Eingeborenen Süd—
Afrika’s. Der von Natur feige Cha^
rakter derselben, welcher sie die enge
Fühlung mit dem.Feinde fürchten lässt,
ms. 25. Zuiu-Grnppe. veranlasst« sie allgemein, den Kampf
aus der Ferne vorzuziehen. Eines einzigen
Mannes, Chakafs, Verdienst ist
e?, erkannt zu haben, welches Uebergewicht eine Streitmacht haben müsste,
die den Spiess m geschlossenem Angriff zum Nahekampf verwendete. Indem ,
er, auf diesem Gedanken fussend, die Gestalt der Assegät änderte und seine
Unterthanen gewöhnte, dieselbe in der entsprechenden Weise zu führen, ’
schuf er aus .einer schwachen, wenig kriegerischen Nation von Krämern’
was sie bis dahin waren, die gefürchtetste Eingeborenen-Maeht Süd-Afrika’s.
Bei sonst gleichen Bedingungen war die üeberlegenheit so entschieden auf
Seite der Stürmenden, dass kein Stamm im freien Felde Widerstand zu
leisten, vermochte, bis die Europäer ihnen einen Damm entgegensetzten.
Die Am a -sw a zi, ebenso wie die Matabele all Abzweigungen der
Ama-zulu bedienen sich derselben Kampfart und haben gleichfalls dadurch
einen gewaltigen Kriegsruhm begründet.
Auch die gewöhnliche Form der Assegai ist den Zulu nicht fremd,
sie bedienen sich derselben aber wesentlich auf der Jagd gegen die Thiere
des Feldes, die solchen gleichgeordneten Buschmänner und bei Einzelkämpfen,
während beim Angriff in der Masse die Stosswaffe den Vorrang hat.
In friedlichen Zeiten, besonders auf Reisen, ersetzt der lange patriarchalische
Stock von etwa 1.5 M. Länge, oben in der Regel mit einem Knopf
versehen, den verderblichen Speer (siehe Fig. 3 und 4). Ein solcher Stock
dient dem Träger nicht nur als Stütze, sondern ist auch besonders nützlich,
um lose gehendes Vieh zu leiten oder zu »keeren «, wie-'der Roer sich ausdrückt;
daher sehen wir ihn bei den Colonisten in gleicher Weise erscheinen
und die Patriarchen der Bibel werden ihn wohl zu ähnlichem Zwecke verwendet
haben. Ueberall soll er gleichzeitig dem Träger eine gewisse Würde
verleihen, ohne dass er beabsichtigt, seine Üeberlegenheit damit handgreiflich
zur Geltung zu bringen. Vielmehr führen die Zulu zu diesem Zweck
«•ewöhnlich zwei kürzere Stöcke, die an dem einen Ende etwas verdickt zu
sein pflegen, und fechten mit beiden Händen zugleich, wie die Japaner mit
zwei Schwerdtern, während der historischer
» Quarterstick« der Angelsachsen
eigentlich zwei in einer Hand vereinigte
Stöcke repräsentirt, da er in der Mitte
gefasst wurde. Zwei solche Zw/w-Klopf-
fechter in der Gardesteilung zeigt Fig. 26.
Man kann daraus recht gut erkennen,
wie der eine Stock zum Parireri verwendet
wird, indem der Fechter .mit dem
ändern den Hieb anzieht. Die Rollen
wechseln aber beständig mit Blitzesschnelle
und das Fechten wird dadurch
so schwierig, dass e s , sobald die Kämpfenden
etwas in’s Feuer gerathen, hauptsächlich
darauf ankommt, welcher von
beiden am schnellsten und kräftigsten
zuschlagen kann und gleichzeitig das
dickste Fell hat.
Die empfindlichste Stelle des Körpers
ist bei den dunkel pigmentirten Fig* Znlu mit stocken fechtend.
Afrikanern nicht der Kopf oder ein anderer
edler Körpertheil, sondern die Schienbeine, und letztere werden daher
bei diesem Fechten der Ort des Hauptangrifles. E s ist in der That eigentümlich
zu sehen, mit welcher Ruhe oder kaltem Lächeln der Schwarze
einen Stockschlag über den Kopf hinnimmt, wenn er keine Veranlassung
hat, seine Würde dadurch verletzt zu glauben; eine einfache Bedrohung
seiner Schienbeine dagegen ist ausreichend, ihn zu den wunderlichsten
Caprioien zu veranlassen.
Wie die eingefügten Holzschnitte erkennen lassen, unterscheidet sich
der Zulu in gewöhnlicher Tfacht hinsichtlich der Zierrathen nicht wesentlich
von den ändern Kaffern; das Ohr scheint häufiger zur Aufnahme von
grossen weissen Glaskorallen oder von röhrenförmigen Schnupftabacksdosen
verwendet zu werden, wie solche schon oben erwähnt wurden.- Aussei’dem
tragen die Männer Hals- oder Armbänder von Messing, Glasperlen oder auch
von Jagdtrophäen, wie Fig. 6 z. B. ein solches von den Hörnern der
Duikerantilope, doch wechseln darin Mode und Geschmack sehr häufig.
Bei festlichen Gelegenheiten, zu Kriegstänzen und so weiter beladen sie