Ausbiuch ernsterer Feindseligkeiten unvermeidlich erscheinen, wozu end-
lieh die Fehden der Eingeborenen den letzten Anstoss gaben. Molitsane,
Moshesh’s Bundesgenosse, welchem die Rolle der Katze in der Fabel zuge-
theilt gewesen zu sein scheint, deren Pfoten sich der Affe bediente, um
die Kastanien aus der Asche zu holen, hatte für wirkliche oder vorgebliche
Belästigungen durch Sinkonyella so reichlich Rache genommen, dass Warden
für den Letzteren eintrat.
Molttsane weigerte sich, diö ihm auferlegte Entschädigung zu entrichten
und wurde daher 1850 von Warden im Verein mit Sinkonyella angegriffen;
er floh darauf zu Moshesh, der nach alter Sitte seine Herausgabe
verweigerte, und man beschloss in Folge dessen vom Ba-suto - Häuptling
selbst Rechenschaft zu verlangen.
Bevor dieser Beschluss aber in Ausführung gebracht werden konnte,
brach das Feuer des Aufruhrs, welches in Kafferland nur unter der Asche
geschlummert hatte, wieder in hellen Flammen hervor.
Die Ngqika - Häuptlinge hatten im Jahre 1846 eine friedfertige Maske
getragen, da sie die Zeit für eine Erhebung nicht geeignet hielten, und
ganz im Stillen würden die verderblichen Plane geschmiedet. Sie hatten
die Macht der Weissen erprobt und sagten sieh wohl, dass, wenn der.Erfolg
mit den Waffen der Eingeborenen sein sollte, dies nur geschehen könne durch
einen gemeinsamen Aufstand womöglich sämmtlicher Stämme, und zur
Erreichung des genannten Zweckes setzte man alle Mittel in Belegung.
Besonders rechnete man auch darauf, den Aberglauben, diesen mächtigen
Hebel in der Seele der Kaffem, in Bewegung zu bringen, um sie zum
Widerstand anzuspornen und ihren Muth zu erhöhen.
Es wurde ein Zauberdoctor, U'mlangeni, angestiftet, als Prophet aufzutreten,
und als solcher behauptete er, mit den Geistern in Verkehr zu
stehen, deren Verheissungen und Befehle er der Oberwelt übermittelte. Er
verkündete die bevorstehende Vertreibung der Weissen, wozu die Ama-Mozi
ihren Beistand zugesagt hätten, und unterwies seine Landsleute in der Art
und Weise, die Cokmisten zu bekämpfen; sie sollten sich nämlich platt auf
die Erde werfeu, um die Gewehrsalve über sich Weggehen zu lassen, dann
aufspringen und die Feinde, bevor sie laden könnten, im Handgemenge
bewältigen. Noch bedenklicher war es für die Weissen, dass nicht ohne
Erfolg versucht wurde, auch die Reste der farbigen Bevölkerung in
der Colonie, welche seit Jahrhunderten Frieden gehalten oder sogar
brauchbare Bundesgenossen abgegeben hatten, feindlich zu stimmen. Selbst
die Hottentotten erschienen jetzt noch einmal auf dem Kriegsschauplätze,
wenn es auch einige Mühe kostete,.sie in ihrer Treue wankend zu machen;
die Hauptcontingente für die Rebellion stellten das sogenannte Kat-River-
Settlement, wo sich in den Personen eines gewissen Vithaalder und Brander
muthige Führer der Aufständischen entwickelten, die Hemhuter Mission
von Siloh und die Niederlassung von Blinkmater.
Das allzu grosse Vertrauen, mit welchem die frommen Herren in
bester Absicht ihren Schützlingen entgegen kamen, wurde durch schnöden
Undank belohnt, und die geringere Ueberwachung der genannten Niederlassungen
zog allerhand unsaubere Elemente a n , wodurch sie zu geheimen
Heerden des Aufstandes wurden. Ein christianisirter Kaifer, mit Namen
Hermanns, dem die Stellung eines kleinen Häuptlings gegeben worden war,
steckte ebenfalls die Fahne der Empörung auf, die Hottentotten der Cape-
mounted Rifles desertirten zum Theil, um sich den Aufständischen anzu-
schliessen, und diè aus colonialen Kaffern gebildete Police musste wegen
der umsichgreifenden Widerspenstigkeit entwaffnet und aufgelöst werden.
Aus allem Diesem leuchtet es klar heraus, dass die Leitung der Angelegenheiten
in den Händen von Männern ruhte, welche wussten, um was
es sich handelte, und die Macht der Gegner nicht unter schätzten. Die
Seele des Ganzen bildeten zwei Häuptlinge, Magoma und TJmhala, welche
die Befehle für die Uebrigen ausgaben und wegen ihrer klugen Berechnung
selbst bei Mächtigeren Autorität fanden. Der alte Magoma hatte manchen
Strauss mit den Weissen bestanden, und sein Hass derselben verblendete
ihn nicht in dem Grade, um grosses Vertrauen in den Erfolg der Unternehmung
zu setzen, doch liebte er die Aufregung des Kampfes und der
Intriguen zu sehr, als dass er, einmal hinein verwickelt, nicht mit ganzer
Energie für die Sache eingetreten wäre.
1850 wurde es hinlänglich klar, dass eine Schilderhebung im Werke
sei, und Sir Harry Smith veranstaltete als letzten Sühneversuch eine Zusammenkunft
der Häuptlinge, bei welcher Sandili, durch sein böses Gewissen
zurückgehalten, sich weigerte zu erscheinen und in Folge dessen
seiner Häuptlings würde verlustig erklärt wurde. Eine bewaffnete Patrouille
von 600 Mann unter Col. Mackinnon, welcher gegen Sandili’s Schlupfwinkel
im Keiskamma Hoek entsandt wurde, gerieth in einen Engpass und verlor
hier durch die aus dem Hinterhalt angreifenden Feinde viel Leute, worauf
die Truppen unverrichteter Sache zurückkehrten (Fig. 12). Auf den Debe-
Flats fanden sie beim Rückmarsch die verstümmelten Leichen von 15 Soldaten,
welche daselbst von den Kaffern niedergemacht worden waren.
Die Stunde der Erhebung war da, und in hellen Haufen drangen die
wüthenden Feinde unter Mord und Brand in die Gränzdistricte ein: galt es
doch, wie der Prophet verkündet hatte, die Weissen mit Feuer und Schwerdt
gänzlich zu vernichten. , In diesem ersten Anprall wurden wieder schreckliche
Grausamkeiten bei den Ueberfällen einzelner Farmhäuser verübt; am
schlimmsten hausten die übermüthigen Feinde aber in den Militaircolonien,
welche gänzlich verwüstet wurden, indem die Kaffern sich auf verrätherische
Weise wie nach alter Gewohnheit unter die Ansiedler mischten und auf
ein gegebenes Zeichen plötzlich die Wehrlosen niederstiessen. So gingen
die meisten der männlichen Bewohner von Auckland, Woburn und Johannes