doch überall da, wo die gesammte Betrachtung die Vermuthung der Rein-
heit der Race ergab, war der Unterschied der Hautfärbung ersichtlich l) .
Die auffallend niedrige Statur und die röthlich. braune Pigmentirung
erscheinen derartig charakteristisch für die Buschmänner, dass man wohl
berechtigt ist (wie auf Seite 236 angedeutet), die Ton D a p p e r gegebene
Notiz von Eingeborenen, welche sich durch diese Merkmale von den Hotten-
totten unterschieden, für solche zu halten.
Gewiss ist die Constatirung der Naturfarbe bei einer unreinlichen Nation
nicht immer ganz leicht, doch ist diese Schwierigkeit von den Autoren auch
vielfach übertrieben worden. Einmal ist die Ockerbemalung des ganzen
Körpers bei ihnen lange nicht so häufig als bei vielen Stämmen der A-bantu,
indem der Buschmann überhaupt der Eitelkeit wenig unterworfen ist und
nicht so viel auf die Pflege seines Körpers hält wie ein Kaffernstutzer; dann
aber kommt der Erstere auf seinen Lebenswegen doch auch wohl oder Übel
zuweilen mit Wasser in Berührung, was den abgelagerten Schmuz wenigstens
stellenweise von dem Leibe entfernt; endlich (trägt die Haut durch den
ihr eigenen Regenerationsprocess selbst dazu bei, die fremden ihr anhaftenden
Elemente abzustossen. So kann man ohne besondere Kunstgriffe dazu
gelangen, sieh eine Vorstellung von der natürlichen Färbung zu bilden,, auch
wenn der Körper stellenweise stark marmorirt aussieht. Im Vergleich mit
den anderen südafrikanischen Nationen, besonders den A-bantu, scheint die
Art der Pigmentirung recht constant zu sein; denn abgesehen von-den
theilweise durch Vermischung zu erklärenden häufigen Uebergängen in die
Hottentottenfärbungen finden sich keine stark abweichenden Varietäten2).
Trotz aller Unreinlichkeit des Körpers, durch welche sich die Buschmänner
in so bemerkenswerther Weise hervorthun, findet sich .auch bei
ihnen die auffallende Hautausdünstung der A-bantu nicht; sind sie ordentlich
gewaschen und der schmierigen Lumpen entkleidet , so verschwindet der
üble Geruch, den sie verbreiten3).
Wenn schon Textur wie Färbung der Haut des Buschmannes das
Ansehen von roh gegerbtem Leder geben, so trägt auch die Kahlheit derselben
nicht wenig dazu bei', den Eindruck zu erhöhen. Obgleich der Körper
ausser der etwa zufällig ihm anhaftenden Schmutzkruste den grössten Theil
des Jahres über kaum eine Bedeckung erhält und beständig den atmosphä-
>) Auch Moffat hat öfter bei jungen Buschmännern einen leichten Anflug von Roth
gesehen a. a. O. p. 7.
2) Es war dem Verfasser sehr erfreulich, in persönlicher Besprechung mit einem
deutschen Arzte, Dr. Me t e r , der 7 Jahre in den westlichen Districten der Colonie gelebt
ha t, zu finden, dass der genannte Herr in Bezug auf die Hautfarbe der Buschmänner
sowie viele andere wichtige Fragen in seinen Ansichten mit dem hier Gesagten vollständig
übereinstimmte.
3) Auch hierin stimmte der in voriger Note genannte H e rr, welcher als Gefängniss-
arzt hinreichende Erfahrungen über den Einfluss des Wassers auf die Haut des Buschmannes
zu sammeln Gelegenheit h a tte , mit dem Autor überein.
rischen Einflüssen exponirt ist, findet keine Entwickelung der Lanugo statt.
Der grösste Theil der Körperoberfläche erscheint ganz kahl, die Achselhöhle
hat nur eine schwache Andeutung von Haarwuchs, selbst die Puhes sind
sehr spärlich, Bart wird gewöhnlich nur als ein rudimentärer, unregelmässiger
Schnurrbart beobachtet, der nie auch nur einige Länge erreicht,
mitunter finden sich vereinzelte krause Stoppeln am Kinn, aber ein richtiger
Backenbart wurde vom Verfasser an Buschmännern nie gesehen.
Auf dem nach B a i n e s ’ Originalskizze gezeichneten Holzschnitt1), eine
.Buschmanngruppe darstellend, scheinen hei einem oder dem anderen der
Männer schwache Spuren von Backenbart vorzukommen, die den nämlichen
Gegenstand betreffenden Photographien C h a p m a n ’s zeigen zwar Nichts davon,
doch könnte die Dunkelheit derselben die Ursache davon sein, und es ist
immerhin möglich, dass in jenen Gegenden (0 va-herero - Land) stärkerer
Bartwuchs auftritt; dies stände im Einklang mit der bereits angedeuteten
besseren Gesammtentwickelung des Körpers.
Die bemerkenswerthe Kahlheit der Haut bei einem der niedrigst
stehenden, ausserordentlich stark exponirten Volksstamm erscheint als ein
recht wichtiger Einwand gegen die Affentheorien der Jung-Darwinianer. Während
so mancher hochgebildete, übercivilisirte Europäer sich unter seiner warmen
Kleidung eines recht ansehnlichen, natürlichen Pelz Werkes erfreut, sind
diese ungeleckten Nachkommen der Urmenschen nackt in des Wortes verwegenster
Bedeutung, und es ist schwer zu sagen, wo sie die von ihrem Stammvater,
dem Uraffen, als Erbtheil überkommene Behaarung gelassen haben2).
Es geht daraus hervor, dass stärkere oder schwächere Entwickelung
der Körperhaare, wie so manches ähnliche Merkmal, welches Analogien mit
dem Thierreich bietet, eine zufällige Eigenthümlichkeit einer bestimmten
Race, häufig auch nur eines Individuum ist und mit der Stellung derselben
in der Stufenfolge der Civilisation gar Nichts zu thun hat.
*) B. Explor. in S.-W.-Africa p. 96.
2) Die wegen einiger Uebereinstimmung als Buschmänner Central - Afrika’s von
d u Ch a il l u beschriebenen Obongo im Ashangi - Lande sollen kurze, zwerghafte Gestalten
und b e h a a r t e G l i e d e r haben, was eine auffallende Abweichung darstellen würde; doch
wäre es wünschenswerth, erst noch genauere Angaben über die Obongo zu haben, um über
die Möglichkeit eines Zusammenhanges zu entscheiden.
Nachrichten, welche unser verehrter Freund Su hw e in fu r th von seiner letzten Reise
in die Njam-njam - Länder mitbringt, erscheinen von ganz besonderer Wichtigkeit für die
vorliegende Frage über nördliche Verwandte der Buschmänner. E r erzählt von einem
rothbraunen Zwergenvolke des Inne rn, gewöhnlich Akka genannt, welches er geneigt ist,
für die Ureinwohner zu halten. Seine Beschreibungen dieser Eingeborenen, sowie mitgebrachte
Portraits derselben erinnerten mich so lebhaft an die Buschmänner, dass ich
gegründete Hoffnung habe , es sei in den Akka ein neuer Rest dieser Ureinwohner des
südafrikanischen Continents gefunden. Nach Notizen von H artmann und K rap f giebl es
südlich von Abyssinien und südöstlich von Sennär ein kleines Jägervolk von dunkel gelbbrauner
.Farbe, Döqo genannt, welche in den Wäldern hausen, sich von allerhand Gethier,
besonders auch Reptilien, Heuschrecken, Termiten nähren, und eine glucksende Sprache
haben. Die Wahrscheinlichkeit ist bedeutend, dass auch diese zum gleichen Stamm der
Ureinwohner gehören.