sich auch schon den europäischen Formen nähern, die Lippen sind massig
aufgeworfen, die Farbe dunkel aber matt, die Haare nicht mehr verfilzt,
sondern kraus und buschig. Der Ausdruck des Gesichtes ist männlich,
entschlossen aber wenig intelligent oder schlau; der Körper robust, von
breiten Schultern und mittlerem Wuchs.
Dieser Habitus findet sich bei der genannten Klasse von Mischlingen
recht häufig, bemerkenswerth ist aber, dass die Hautfarbe zuweilen auffallend
dunkel wird; in anderen Fällen ist der Teint wieder so hell, dass
der Unkundige die Vermischung nicht bemerkt, welche indessen auch dann
an einem eigenthümlichen grauen Ton, den das Gesicht beim Erblassen der
Personen annimmt, dem matten Glanz des leicht gekräuselten Haares und den
bläulichen Fingernägeln sichtbar wird.' Nicht selten treten in den Zügen
solcher Menschen die edlen Linien europäischer Adelsgeschlechter wieder in
wunderbarer Deutlichkeit zu Tage, während sie der afrikanische Aufenthalt
beim weissen Vater vielleicht schon stark verwischt hatte, und beweisen
durch unmittelbare Vergleichung, wie viel dem schwarzen Blut Afrika’s zu
solcher Formation fehlt.
Eine genaue Statistik, welche über solche Verhältnisse überhaupt
schwer zu beschaffen sein dürfte, ist nicht vorhanden, doch ist so viel unzweifelhaft,
dass das Blut der Duplessis. de Pelissier, du Toit, Vivier,
FouchlP) u. s. w. auch in den Adern manches Farbigen fiiesst, und sie nicht
die Namen allein tragen.
In keinem Lande hat sich so schnell eine zahlreiche Bevölkerung von
Mischlingen gebildet, als in Süd-Afrika, wobei als begünstigendes Moment
die relativ gute sociale Lage derselben, welche das Auf bringen und ihre
spätere Existenz sehr erleichtert, bedeutend beigetragen hat.
Am leichtesten scheinen sich, wie es sich auch in ändern Ländern
herausgestellt hat, dort europäische Nationen mit den heller pigmentirten
Eingeborenen zu vermischen; denn unter den Bastaar den herrschen diejenigen
mit Hottentottenblut vor und geben für die so benannte Klasse der
Bevölkerung den durchschnittlichen Typus ab. Bei ihnen unterliegt die
Gesichtsbildung begreiflicher Weise den bedeutendsten Schwankungen; sie
ist im Allgemeinen nicht günstig, doch finden sich besonders unter dem
weiblichen Geschlecht zuweilen Personen, bei denen der eigenthümlich sinnliche
Ausdruck der geschlitzten Augen, die geschwellten Lippen und leicht
gelbliche Färbung, welche Merkmale sie den hottentottischen Vorältern verdanken,
keineswegs zur Beeinträchtigung üer Reize beiträgt. Es kommt dazu,
dass die selbst bei reinem Eingeborenenblut in jüngeren Jahren nicht unschöne
Büste, die zierlichen Hände und Füsse der Hottentotten in der
*) Diese Familien gehörten meist der hugenottischen Einwanderung an und sind
noch heut sehr verbreitet.
Kreuzung mit weissem Blut nicht zu verlieren pflegen, sondern sich noch
verfeinern.
Bei männlichen Individuen ist der Wuchs durchschnittlich nicht
niedrig; die Körper sind robust und kräftig entwickelt, die Muskulatur
nähert sich mehr der europäischer Raren und die Bastaarde fühlen sich nicht
nur, sondern sind dem reinen, afrikanischen Blut wirklich überlegen. Ueber
die Gesichtsbildung sind wegen der grossen Schwankungen allgemein günstige
Angaben nicht zu machen, die Hautfarbe nimmt häufig, ohne wesentlich
heller zu werden, einen röthlichen Fleischton an, wie das Feld No. 6
der Farbentafel andeutet.
Haupthaar und Bart bleiben bei den ersten Kreuzungen gerade dieser
Kategorie meist noch sehr afrikanisch, besonders pflegt der Bartwuchs sich
gewöhnlich unbedeutend zu entwickeln.
Der sehr wechselnde, unbestimmte Habitus aller dieser Mischlinge hielt ^
mich ab, von solchen Individuen Portraits wiederzugehen, da keine Möglichkeit
vorhanden .is t , allgemein gültige Gesetze daraus abzuleiten; es wird
Fig. 65. Farbige der Colonie.
hier nur ein Holzschnitt eingefügt, nach Photographie entworfen, welcher
eine Vorstellung von dem äussern Ansehen und der grossen Unähnlichkeit
gehen kann. Die drei Personen sind Farbige der Colonie und zwar hat der
Mann rechter Hand (welcher leider nicht glücklich wiedergegeben ist) den
Habitus der Griqua, die mittlere Frau verräth sich durch das nach oben
und unten verjüngende Gesicht als Hottentottenbastard, die dritte zählt zu
den Nigritiern (Fmgoefrau%k
Unberechenbar und schwankend, wie die äusseren Merkmale der Mischlinge
sind, so unberechenbar ist auch ihr Charakter und ihre geistigen
Eigenschaften. Durchschnittlich überragen sie die Eingeborenen auch geistig,
wie es hinsichtlich des Körpers der Fall ist, aber allerdings sowohl in Tugenden
wie in Lastern.