sogar überragen. So betrug das Mittel aus den Zahlen • für 5 Frauen der
Buschmänner 144.8 CM., also 0.4 CM. mehr als für die Männer und 0.6 CM.
mehr als für die Hottentottenfrauen gefunden wurde. Das Letztere ist indessen
als Zufall zu betrachten, da die Zahl von 144.2 (Hottent. Fr Jr:jedenfalls.
unter dem Durchschnitt sein würde, wenn die entsprechende Reihe
länger wäre. Immerhin werden flie Frauen der Buschmänner denen der
Hottentotten an Grösse nicht viel nachstehen, während die Männer so auffallend
kleiner sind.
Der geringe Unterschied in der Gestaltung beider Geschlechter ist ein
Zeichen, dass die Ausbildung des Körpers überhaupt auf einer verhältniss-
mässig niedrigen Stufe stehen gehlieben ist, und ein Beweis dafür, dass
die vollkommene Entwickelung des Menschen gemäss der in seinem Organismus
vorhandenen Anlage nur unter dem Einfluss der Cultur erreichbar
ist.
Je geringer der Grad der Cultur, um so mehr nähert sich der Habitus
in vielen Beziehungen, die zum Theil auch schon weiter oben näher gewürdigt
worden sind, dem thierischen, ohne dass man desshatb die Schranke
zwischen Mensch und Affe fallen sähe. Das Thier im Menschen hat wohl
noch Niemand geleugnet, aber wenn es auch wegen Vernachlässigung der
höheren Anlagen in manchen Fällen stärker zu Tage tritt, bleibt das Individuum
immer noch ein menschliches Thier d. h. ein specifischer Mensch,
der nur nicht in der eigenartigen Weise entwickelt ist. Auch ohne Anstoss
vpn Aussen her brechen sich viele charakteristische Eigentümlichkeiten
Bahn und zeigen die Zugehörigkeit zur Species Homo, wenn auch die Un-
cultur die volle Entfaltung verhindert.
Wie das weibliche Geschlecht hei den Buschmännern dem männlichen
an Grösse gleichsteht, so bleibt es auch in Bezug auf Kraft und Fülle des
Körpers nicht viel hinter ihm zurück. Man könnte sagen, dies wäre überhaupt
nicht mehr möglich; denn in der That ist die Figur des Buschmannes
noch auffallender durch die entsetzliche Magerkeit und Dürre der Gliedmassen,
wie durch die geringe Grösse.
Fettleibigkeit kommt im männlichen Geschlecht, wie es scheint, nur
ausnahmsweise vor, die Haut zeigt sich von Jugend an auffallend trocken,
mager, weder durch Natur noch Kunst reich mit Fett ausgestattet, und
dabei ist sie von einer eigenthümlichen Textur, welche sich am ersten.mit
der von gegerbtem Saffianleder vergleichen lässt. Ebenso wie das Leder
durch den chemischen Process einen Theil seiner Elasticität verloren hat,
scheint hier die Haut am lebenden Körper schon diese Eigenschaft einge-
büsstvzu haben; denn überall, wo sie vorübergehender Ausdehnung unterworfen
ist, wie in der Achselgegend, auf dem Bauche, um die Knie
herum etc., spannt sie sich nicht wie bei anderen Racen, sondern legt sich
in tiefe Falten.
Schon bei den Hottentotten war die Neigung zur Faltenbildung hervorgehoben
worden, der Charakter dieser Eigenthümlichkeit ist aber bei
ihnen ein anderer, indem es sich dort wesentlich um eine allgemeine Run-
zelung der Oberfläche handelt, die weniger abhängig ist von der Körpergegend
und ihren Grund wohl hauptsächlich in frühzeitigem Schwund der
Fetthaut, nicht im Verlust der Elasticität hat wie hei den Buschmännern.
Demgemäss ist auch die feinste Markirung der Oberfläche bei beiden verschieden
; während bei jenen die kleinen in die Leistchen der Haut übergehenden
Fältelungen ‘charakteristisch sind, findet sich bei diesen eine viel
unregelmässigera, breitrissige Textur, welche stellenweise sogar beim Crferben
etwas stark gemisshandeltem Leder zum Verwechseln ähnlich sieht. Die
Hauptrichtung der genärbten Eindrücke fällt keineswegs immer mit der
Längsrichtung der Falten zusammen, sondern schneidet sich häufig damit
unter beliebig stumpfen Winkeln.
Dass diese merkwürdige Textur der Haut nicht allein eine Folge der
Lebensweise und klimatischer Einflüsse ist, lässt sich sehr leicht endgültig dar-
thun durch'den Hinweis auf die Kinder sogenannter gezähmter Bosjesmannen,
welche auf Farmhöfen wie die anderen Dienstboten auferzogen wurden. So
findet siqh das genärbte, lederartige Ansehen, in seiner charakterisehen Form
schon bei einem nur 13jährigen Knaben, den ich in der Nähe von Bloem-
fontein (Oranje-FrijStaat) zu photographiren Gelegenheit hatte. Die Photographie
zeigt die Verhältnisse in völlig beweiskräftiger Deutlichkeit, doch
ist es schwer im Stich von so minutiösen Details eine genaue Darstellung
zu geben (Carlo XXIX, Fig. 2 a). Der Farmer war englischer Abstammung
und hielt die Buschmänner mehr der Curiosität als des Nutzens willen, so
dass der Verdacht, das betreffende Individuum könnte durch schlechte Behandlung
verkommen sein, jedweder Begründung entbehrt; ich kann aus
eigener Anschauung versichern, dass die Leute so gut gehalten wurden,
wie sie es nur verlangen konnten.
Während die Kinder der Hottentotten sieh durch eine gewisse Fülle
der Formen auszeichnen, zeigen die der Buschmänner gerade das Gegentheil,
sie sind meist, von Geburt an mager, schlank und eckig, jedenfalls verliert
sich die etwa vorhandene kindliche Rundung des Körpers sehr bald, so dass
gerade die Jugendzustände beider Racen sich mit Leichtigkeit unterscheiden
lassen. Vergleicht man die Kinder in der Gruppe von Buschmännern (umstehend,
Fig. 66) , so sieht man selbst an dem Jüngsten bereits schlanke
Glieder, und unter den Portraits erhellt der Unterschied durch die Betrachtung
der etwa gleichaltrigen Kinder, die feiste Hottentottin (Taf. XXII,
Fig. 2a) und der eckige Buschmannknabe (Taf. XX IX, Fig. 2 ab). Zugleich
möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die Stellungen der drei Kinder
in Figur 66 durchaus, selbst^ewahlte sind, während man zugeben wird, dass
sich darin eine gewisse natürliche Anmuth verräth. Es ist nöthig, den
Umstand zu betonen, da W ood behauptet, die Kinder dieser Race seien