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ihrer eigene* Familie Gegner zu schaffen, welche, gestützt auf die Opposition
im Volke, ihrer Herrschaft ein schmähliches Ende bereiten können.
Besonders berücksichtigt wird stets die Klasse der angesehensten Leute, der
Ama^pakati, eine Art Beirath, dessen Ansicht er zu hören pflegt, wenn
er auch die schliessliche Entscheidung nach eigener Machtvollkommenheit trifft.
Die Unterordnung unter die Autorität des Häuptlings und die Gleichgültigkeit
gegen das Schicksal Anderer ist zu gross, als dass der Despot
verhindert werden sollte, im einzelnen Falle seine Macht auf das gröbste zu
missbrauchen, jedoch ^'ird er sich hüten, solche Fälle allzusehr zu häufen.
Als Vollstrecker, seiner Befehle und Repräsentanten seiner Person fun-
giren in den kleineren Ortschaften bestimmte Mitglieder der Arno, -p a k a ti,
so dass jedes Dorf und jeder Kraal wieder seinen eigenen Häuptling hat,
welcher äKuliche Autorität über seine .Untergebenen ausübt, aber immer
gewärtig sein muss, dass dieselben an die höheren Instanzen appelliren.
In den Orten, wo die Bedeutung solcher Stellungen grösser is t, pflegt der
Häuptling selbst die Besetzung derselben zu veranlassen, doch erbt auch
diese' untergeordnete Würde häufig, wenn auch nicht immer, nach den
allgemeinen Regeln in den Familien fort. Der Zusammenhang der ganzen
Gruppe von kleinen Gemeinden wird in Friedenszeiten dadurch vermittelt,
dass die Angehörigen angesehener Familien, vor allem die zu den Am a -
pakati zählenden, zeitweise den Wohnplatz des Häuptlings, »den grossen
Ort«, aufsuchen', und daselbst wochenlang verweilen, während welcher Zeit
sie den Hofstaat des Häuptlings bilden. Sie werden vollständig als seine
Gäste verpflegt und mit allen Bedürfnissen des Lebens versehen, ohne andre
Gegenleistung, als dass sie ihn als persönliches Gefolge begleiten, seinen
Beirath in den laufenden Regierungsangelegenheiten bilden und zum Glanz
der Hofhaltung beitragen. Zu den unumgänglichen Lebensbedürfnissen eines
erwachsenen Kaffem gehören auch Frauen und die Sifte des zu Hofe Gehens
(.Susa) , hat eine andre in’s Leben gerufen (ITpundhlo), welche erst in jüngerer
Zeit wieder in Wegfall gekommen ist. Es wurde nämlich von der
Hauptstadt aus ein Trupp junger Leute in die Umgegend geschickt, welcher
alle unverheiratheten Mädchen, deren sie habhaft werden konnten, aufgriffen
und gewaltsam mitschleppten; diese dienten alsdann den zur Zeit am
Hofe verweilenden Fremden als Concubinen,' wurden nach einigen Tagen
entlassen, und ihre Stelle durch andre in derselben Weise zusammengetriebene
Mädchen ersetzt. Die häufigen, mehr oder weniger ernsten Händel,
welche diese Sitte im Gefolge hatte, waren der Grund, sie zu beseitigen,
doch ist wohl eine gewisse, durch europäischen Einfluss bewirkte,
Veränderung in den Anschauungen anzunehmen, um zu erklären, dass ihre
Abschaffung nothwendig wurde, weil sie lange genug bestanden hat, ohne
bedeutenden Anstoss zu geben.
Wie sollte sie aiich Anstoss geben, da bei den Kaffem die mannbaren
Mädchen in moralischer Beziehung frei sind und ihre Reinheit von