y
ergiebigen Stoff für Phantasien über religiöse Philosophie, indem die Autoren
sich die fehlenden Gedanken und den Zusammenhang nach ihrem Gefallen
ergänzt haben. In Folge dessen zeichnen sich die fraglichen Kapitel 'in
den betreffenden Werken meist durch epische Breite aus und durch eine
gewisse Behaglichkeit, mit welcher die Autoren sich möglichst ausführlich
über alle die mannigfachen, abergläubischen Gebräuche auslassen und, bald
hier bald da mit bewunderungswürdigem Scharfsinn feine religiöse Beziehungen
herauslesen. Nach dem was Verfasser davon kennen gelernt hat,
sind die äusseren Ceremonien und der Hocuspocus gewöhnlich die Hauptsache,
und es erscheint dies auch mit Rücksicht auf die bereits betonte
Thatsache, dass die Kaffern äusserst wenig Neigung , für die Philosophie
besitzen, nicht wunderbar. Die Betrachtung der Gebräuche,ist ausreichend,
um dem Unbefangenen deutlich zu machen, was als die »Religion« des
einzelnen Stammes betrachtet wird: damit es aber den Umrisssen des Bildes
nicht an Bestimmtheit fehlt, ist es nothwendig, vorher auch dem äusseren
Menschen und seiner Umgebung einige Aufmerksamkeit zu schenken.
2. Kleidung, Bewaffnung, Geräthe und Wohnungen der Ama-Xosa.
Die Toilette ein.es Kaffern nimmt unter seinen täglichen Beschäftigungen
gewiss die wenigste Zeit in Anspruch und zwar gilt dies vor allen Dingen
von den eigentlichen Kaffern (hier als Xosa zusammengefasst). Da die mehr
oder weniger nahe Verwandtschaft der in Frage kommenden Stämme keinem
Zweifel unterliegt, und dieselben ausserdem vielfach in engen Gränzen
neben einander wohnen und untereinander verkehren, so nimmt es nicht
Wunder, dass ihnen Vieles gemeinsam ist, was sich auf die äussere Erscheinung,
ihre Art zu leben, auf Sitten und Gebräuche bezieht. Es ist
in der That schwer, die Charakteristik der einzelnen Stämme darin scharf
von einander zu trennen, doch lässt sich andererseits nicht leugnen, dass
sich mancher eigenthümliche, zum Theil höchst bemerkenswerthe Unter1
schied findet und es desshalb ebenso verwerflich ist, Alles über einen Kamm
zu scheeren. —
Die paradiesische Einfachheit der Tracht, wie sie den Xosa eigen
is t, hat ihnen von den Colonisten den bezeichnenden Namen der »Kahl-
kaffern« eingetragen. Ihre Kleidung (sit venia verbo) beschränkt sich auf
ein kleines Büchschen verschiedener Gestalt, mit welchem sie die Glans
penis überziehen. Dieses Büchschen, dessen Oeffnung etwas verengt ist,
wird entweder aus kleinen runden Kürbisfrüchten gemacht, deren holzige
Schale zierlich eingeschnitten und gezeichnet ist, oder es wird von Leder
gefertigt und ist dann gewöhnlich von länglicher Gestalt, eventuell wird
auch irgend ein anderes Material dazu verwandt. Meist ist das Kleidungsstück
am oberen Ende mit' kleinen Schnüren von Glasperlen geschmückt
und am unteren pflegt eine Art Troddel von gleicher Beschaffenheit herabzuhängen.
In seiner Behausung legt der Kaffer auch dieses Büchschen
öfters ah, er zeigt aber dem Fremden gegenüber alsdann ein gewisses Schamgefühl;
so verbarg ein älterer Mann des genannten Stammes, den ich
Krankheitshalber untersuchte, seine Blösse dadurch, dass er die Genitalien
zwischen die Oberschenkel klemmte.
Trägt der Xosa, wie es allerdings häufig der Fall is t, einen schmalen
Ledergürtel um die Hüften, so dient derselbe wesentlich zur Zierrath, wiid
als Regel (im Unterschiede von den Zulu) nicht zur Befestigung irgend
eines Schurzes benützt und ist nur reich mit Glasperlen, blanken Knöpfen,
Kupferplättchen und dergleichen Gegenständen geschmückt. Auch um dass
kurz gehaltene Haupthaar wird ein ähnlich ausstaffirtes Band diademartig
oberhalb der Stirn befestigt. Die Muster, welche von den Glasperlen gebildet
werden, sind meist schräg gestellte Felder von dreieckiger oder viereckiger
Gestalt, Zickzackstreifen oder daraus combimrte Figuren. Das
Individuum, auf Seite 19 abgebildet, trägt ein solches Band mit Muscheln
besetzt, doch hat »die Kultur, die alle Welt beleckt, auch auf den Kaffer
sich erstreckt«; er erscheint daher mit einem Schurz, der von den Hüften
herabhängt. Eine solche Neuerung ist aber keineswegs ein dringend gefühltes
Bedürfniss seinerseits, sondern er wird dazu von Seiten der Colonisten
veranlasst, wenn er in den Städten verkehren will. Einen drolligen Anblick
gewährt e s, wenn den schwarzen Dienern, um civilisirte Augen, besonders
Damen, nicht zu verletzen, Hemden octroyirt worden sind, meist alte
Flanellhemden, welche bei dem hochaufgeschossenen Kaffer in der Regel
nicht weiter reichen als bis in die Gegend der Weichen; trotzdem kommt
sich der Herr darin ungewöhnlich anständig und reich bekleidet vor. Oefters
vertritt ein einfaches Band von einer lebhaften Farbe, besonders roth, die
Stelle des Perlenbandes, oder es wird ein Tuch in ähnlicher Weise um den
Kopf geschlungen, das letztere besonders bei kaltem Wetter oder in der
Nacht. Zu solchen Zeiten erscheint denn auch das einzige Kleidungsstück
des männlichen Kaffern, welches diesen Namen mit Recht verdient, ein
langer Fellmantel, dessen Anwendung allen südafrikanischen Stämmen, wenn
auch unter gewissen Modifikationen, eigen ist und sich einen gemeinsamen
colonialen Namen »Kaross«, herrührend, von einem ursprünglich hottentottischen
Wort, erw orben hat. Die Bezeichnung der Xosa für dies Kleidungsstück
ist, wenn es von Rindsfellen gemacht ist ulnguhbo«, ist er von Wildhäuten
angefertigt » Uneebe « (Lic h t e n s t e in ) .
Vornehme Personen liebten die Mäntel von Fellen des Leoparden, doch
galt das Tragen derselben vielfach als ein besonderes Prärogativ des
Häuptlings, oder solcher Leute seiner Umgebung, die er selbst damit zu