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haben, und so geht die Verhandlung hin und her, bis beide Theile befriedigt
sind. Ist der Preis anfänglich nicht voll bezahlt, oder wird eine Nachbezahlung
verlangt, so verpfändet der Vater zuweilen seine Kinder, ohne
sich dabei etwas Arges zu denken. Der Preis ist wie bei den eigentlichen
Kaffem, indem er je nach der Beschaffenheit und dem Rang der Person
von einigen wenigen Stücken Vieh bis zu fünfzig und mehr schwankt.
Aeltere oder wenig anziehende Frauen werden zuweilen auf Credit oder
gegen geringe Anzahlung abgegeben.
In allem Diesen liegt gewiss sehr wenig Poesie und Romantik, es
lässt sich aber nicht leugnen, dass unter dem Einfluss der Europäer stellenweise
auch darin eine Aenderung zum Besseren eingetreten ist. Ich habe
selbst bei meinem Aufenthalt in Natal ein junges Paar gesehen, das in
seinem Benehmen ein gewisses Interesse für einander zeigte, wie man es
bei Eheleuten zu erwarten pflegt; unter den durch Civilisation noch nicht
berührten Theilen der Bevölkerung gehört wahre Gattenliebe zu den ungewöhnlichen
Erscheinungen. Es liegt dies schon in der Erwerbung durch
Kauf; denn da es sich darum handelt, wer den grössten Preis- zu zahlen
vermag, so werden die älteren,, aber wohlhabenderen Leute, welche auf
zärtliche Neigung von Seiten ihrer Zukünftigen weniger Anspruch machen
können, vor den jüngeren, vielleicht wirklich geliebten Nebenbuhlern g e -
wohnlich den Vorrang haben.
Die Frauen leben in ihren Hütten ein ziemlich freudenloses Dasein
unter schwerer Arbeit im Felde und daheim, häufig sich'unter einander
bekriegend, oft auch von den Misshandlungen ihres Herrn und Gemahls
betroffen.
Die Stellung des weiblichen Geschlechtes ist bei ihnen durchschnittlich
nicht höher als bei den Xosa, aber niedriger als unter den Be-chuana und
selbst als bei den so allgemein verachteten Buschmännern. Als eine Ausnahme
von dieser Regel ist zu erwähnen, dass die nächsten weiblichen Verwandten
des Häuptlings in vorgerückteren Jahren , und besonders die Mutter eines
noch unmündigen Herrschers öfters eine nicht unbedeutende Rolle unter
diesen Stämmen gespielt haben. Solche Frauen erscheinen mehrfach in der
Geschichte unter dem stolzen Titel von Königinnen und übten auch wirklich
bedeutenden Einfluss auf ihre Umgebung aus, aber stets nur gls die
durch Blutverwandtschaft bezeichneten Vertreter des souverainen Verwandten.
G a r d in e r führt eine besondere Bezeichnung in der Z ulu- Sprache an für
derartige Personen, nämlich »Incosa-casen, von welchen in den Hauptniederlassungen
stets eine verweilte, die unter ändern Geschäften besonders
die Vertheilung der Provisionen unter sich hatte.
Hinsichtlich der Lebensweise, der Beschäftigungen und Unterhaltungen
kann auf das bereits oben bei den eigentlichen Kaffem Ausgeführte
verwiesen werden, wovon wenig bemerkenswerthe Abweichungen Vorkommen.
Als besonders kriegerische Nation hielten die Ama-zulu auch die
Kriegstänze vorzüglich in Ehren, welche bei feierlichen Gelegenheiten mit
grossem Gepränge ausgeführt wurden. Der phantastische Schmuck der
Krieger macht gerade bei ihnen den Anblick der Tänze zu einem sehr
malerischen und reizt zur Darstellung; so hat G a r d in e r 1) mehrere Abbildungen
derselben zur Zeit Dingaan’s gegeben, wobei die Betheiligten sich zu regelmässigen
Ringen formirten, und eine andere, ursprünglich von R a in e s herrührend,
ist mannigfach unter verschiedenem Titel reproducirt worden, z. B.
in der »Reise des Prinzen A l f r e d in Süd-Afrika«, wo das Bild einen Tanz
der Barolong zu Bloemfontein darstellen soll. Ein anderes Mal erscheint
dasselbe. Blatt wieder als Tanz der B a -su to , ein Zeichen, wie kritiklos
solche Illustrationen benutzt werden. Das Kostüm der Tanzenden, welche
in aufgelösten Gruppen unter wilden Gesticulationen gegen einen simulirten
Feind kämpfen, während im Hintergründe eine Gruppe von Europäern zu
Pferde zusieht, spricht unverkennbar für den Stamm, den die Skizze
ursprünglich darstellen sollte, wenn auch die übrigen Einzelheiten den
A-ibcmiu-Stiimmen in gleicher Weise zukommen.
Ein Fest besonderer Art, welches keipe Beziehung auf den Krieg hat
und bei den Amu - zulu besonders in Ehren gehalten wird, ist die feierliche
Begehung des neuen Jahres, TJKwechwama genannt, oder vielmehr der
neuen Aemdte. Da die Jahreszeiten der südlichen Hemisphäre umgekehrt
fallen wie bei uns, so trifft im Z u lu -Lande die Aerndte ungefähr in die
ersten Monate des neuen Jahres und das Fest wird daher im Januar gefeiert.
Auch bei diesem geht es natürlich nicht ohne grösse Tänze und Viehschlachten
ah, das Wesentliche aber ¿st, dass der Häuptling unter bestimmten
Ceremonien die Aemdte für eröffnet erklärt. Es geschieht dies,, indem
er gegen das Ende der festlichen Tage vor der im Halbkreis versammelten
Menge ein Solo ausführt und alsdann, nachdem er die feierliche Stimmung
durch seine, grotesken Sprünge möglichst gehoben hat, einen frischen
Flaschenkürbiss am Boden zerbricht als symbolisches Zejchen, dass es nun
erlaubt sei, auch die neuen'Feldfrüchte zu brechen und davon zu essen.
Vor dieser Ceremonie darf solches nicht geschehen, und wird, wenn es zur
Anzeige kommt, mit schweren Strafen belegt.
Die immer wiederkehrenden Kriegstänze, welche bei den Ama-Zulu
einen grossen Theil des Jahres andauern, werden auch desshalb in so ausgedehnten!
Maasse betrieben, weil man, abgesehen vom Vergnügen, darin
die beste Uebung der Krieger für das Feld erblickt. Wie bei uns etwa
zu den Herbstmanövern, so sammelten sich unter den grossen Häuptlingen
die Truppen in der Nähe des »grossen Ortes« und Monate gingen hin mit
der Ausführung der wechselvollen Evolutionen.
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