Dinge gemacht haben als die Zulu. Ein Verstorbener ist ihnen ein Gegenstand
der Furcht, sie lassen ihn daher mit den unheimlichen Ba-rimo, in
denen wenigstens ein Theil der Stämme die Schatten der Abgeschiedenen
erkennt, in Beziehung treten und antworten, wenn man fragt, was aus
den Menschen nach dem .Tode würde? »Ba-rimo«. Dass damit gesagt sein
sollte, die Menschen gingen nach dem Tode zum Mo-rimo, als einem persönlichen
Wesen, oder gen Himmel, wird Niemand behaupten, der die
einschlägigen Verhältnisse einigermassen kennt.
So bringen es die Eingeborenen auch mit den Ba-rimo (dem »bösen
Dmg« unserer Ammenmärchen) in Verbindung, wenn Jemand von unerklärlichen
Krankheiten, besonders Geistesstörungen, befallen wird.
Als M o f f a t in das Land kam, hörte er niemals etwas davon, dass
der Mo-rimo Gutes thue, oder auch nur fähig se i, dies zu thun, und ich
glaube daher, man muss ihm beipflichten, wenn er es dem Einfluss der
Missionare zuschreibt, dass neuere Nachforschungen hier und da die Ansicht
auffinden lassen, der Mo-rimo könne den Menschen auch n ü t z e n . Unedel
und niedrig, wie die Vorstellungen der Be-chuana von dem Mo-rimo waren,
so hielten es die frommen Herren doch für geeigneter, an etwas Bestehendes
anzuknüpfen, . als den Versuch zu wagen, eine ganz neue Idee in den Geist
ihrer Zuhörer zu verpflanzen. Es war hier die weitefe Fortbildung und
Veredlung der nationalen Anschauungen möglich, weil sieh kein so ausgeprägter,
allgemein verbreiteter Cultus der abgeschiedenen Geister mit dem
Namen der Ba-rimo verband und ihnen selbst der Singular »Morimo«, obgleich
zuweilen im Hocuspocus der Zauberdoctoren und Regenmacher auftauchend,
keineswegs eine sehr bestimmte Vorstellung erweckte1)..
An Aberglauben und abergläubischen Gebräuehen ist auch bei diesen
Stämmen kein Mangel, obgleich der religiöse Charakter dabei noch mehr,
zurücktritt als bei den Xosa, und es lehrt dies zugleich, wie wenig ein
solcher erforderlich ist. Zwar spielen die Vorfahren auch bei ihnen eine
gewisse Rolle, es wird ihrer gedacht, die Leute schwören bei ihrem Namen,
aber ohne von der persönlichen Fortdauer derselben positiv überzeugt zu sein,
man ruft sie nicht in so feierlicher Weise an und hfingt ihnen keine eigent-
liehen Opfer.
Selbst bei den Ba-suto, welche auch in diesem Punkte etwas , durch
ihre Nachbarn beeinflusst scheinen, kommen zwar Anrufungen der Ahnen
vor, wie C a s a l i s 2) bezeugt, doch haben sie ihren Anschauungen über die
Unsterblichkeit der Seele keineswegs eine bestimmte, consequent durch-
') V e rg l. M o ffa t a . a . O. p . 2 67.
. 2) CafALIS a- a- P- 2 57- D ir e d ’u n e m a n iè re a b so lu e q u ’ils c ro ie n t à ^ ex is te n c e
a l im m o rta lité d e l’âm e s e r a it p e u t- ê tr e f a ir e u s a g e d ’e x p re s s io n s d ’u n e tro p g r a n d e p o rté e '.
I ls n ’o n t p a s d o n n é à leu rs id é e s , l à - d e s s u s , la fo rm e a r r ê t é e e t r i g o r e u s e d ’u n
d o g m e .
dachte Form gegeben. Bei den westlichen Stämmen sind mir keine solche
Gebete zu den Geistern der Verstorbenen bekannt geworden und auch
M o f f a t bestreitet s ie , indem er gleichzeitig den religiösen Charakter der
Ceremonien in Abrede stellt, wobei Vieh in besonderer Weise geschlachtet
wird, und die häufig als Opfer beschrieben werden.
Die verhältnissmässig grosse Trockenheit der Be-chuana- Gebiete macht
diesen Eingeborenen den Regen zu einer noch grösseren Wohlthat als den
meisten Uebrigen. Viel Regen ist ihnen gleichbedeutend mit Reichthum
und Wohlleben; denn Vieh und Aecker gedeihen unter demselben in herrlichster
Weise; ein Zuviel giebt es darin nicht für die inneren Landstriche.
Daher ist ihnen der Ausdruck »P u la « (Regen) ein so wichtiges, bei den
verschiedensten Gelegenheiten angewandtes Schlagwort, und zugleich unter
den Zauberdoctoren diejenigen, welche auf die Wolken Einfluss zu haben
vorgeben, die einflussreichsten Personen. Bei den mannigfachen, von den
verschlagenen Bfetrügern ersonnenen Ceremonien, um die himmlische Feuchtigkeit
auf die verdorrten Felder herabzubeschwören, kommen stets Tödtungen
von Vieh vor, aber nicht als Darbringungen für ein höheres Wesen, das
Einfluss auf die Wolken ausübte und günstig gestimmt werden sollte, sondern
vorgeblich um den Körpern der getödteten Thiere bald dieses, bald
jenes' für die Beschwörung nöthige Organ zu entnehmen, in Wahrheit aber,
weil der Regendoctor gemächlich von dein ihm überlassenen Fleische leben
will. Für die Spender, die sich einen Theil ihres werthvollsten Besitzthums
von der Seele reissen, bekommen die abenteuerlichen Unternehmungen
des Betrügers dadurch eine grössere Bedeutung und traurige Wichtigkeit,
wie es gerade für jenen erwünscht ist. Die Leute ersticken ihren Gram
durch die Hoffnung auf baldigen Ersatz vermöge der erhöhten Fruchtbarkeit
des Landes, und verfolgen mit ängstlicher Spannung, aber auch mit unglaublicher
Einfalt die Winkelzüge und Ausflüchte des Regendoctors. Hier
wie bei den vorher beschriebenen Stämmen handelt es sich stets darum, die
Geduld der Leute möglichst hinzuhalten, und schlägt dies fehl, so wendet
sich der Grimm und die Rache unerbittlich gegen den vom Glück verlassenen
Regenmacher. Es zeigt sich auch darin, wie wenig der priester-
liche Charakter auf solche Zauberdoctoren passen w ill, da keine Spur einer
gewissen Verehrung oder selbst Achtung für sie im Volke lebt, wie es die
Träger einer göttlichen Idée wohl auspahmslos auch bei den wildesten Völkern
finden. So lange sie glücklich sind, werden sie respectirt, man fürchtet
und hasst sie aber gleichzeitig, sowohl wegen der abergläubischen
Vorstellungen von ihrer Macht zu schaden, als auch wegen des Einflusses,
den sie durch ihren Hocuspocus auf das ganze Volk haben.
M o f f a t hat während seines vieljährigen Aufenthaltes unter den B e -
chuana reiche Erfahrungen darüber gesammelt und erzählt in dem bereits
mehrfach citirten Werke die Laufbahn eines solchen Regenmachers in sehr