zuweilen aufgestellten Grundsatz: L'etat e’est moi! in ausgedehntem Maasse
zur Geltung brachte, erschienen die kleinen Unterhäuptlinge, soweit sie
nicht lediglich seine Knechte waren, überflüssig oder unbequem und verschwanden
daher von der Bühne. Die Masse der Nation brachte man alsdann
in grössere Abtheilungen unter, welche lediglich militairische Rücksichten
als Eintheilungsprincip hatten und von treuen Anhängern (Induna)
des obersten Knegsherrn geführt wurden, da die unbedingte Aufrechterhaltung
des königlichen Ansehens als der einzige Lebenszweck des Volkes galt.
Es verschwand so der gemüthliche patriarchalische K ra a l des Xosa,
und entstanden die beschriebenen Städte [Enkanda], welche man wohl r i c h tiger
als befestigte Lager bezeichnen dürfte. Die Bewohner der Hütten
hatten demgemäss auch nicht die Stellung von Familienvätern, sondern
bildeten Theile bestimmter Heeresabtheilungen, Regimenter oder Armeecorps
, welche unter ihren Führern zusammen lebten '). Frauen waren allerdings
auch vorhanden, diese stellten aber nur Concubinen dar, und gebaren
sie Kinder, so wurden dieselben in der Regel umgebracht. Hatten sich
bestimmte Regimenter mehrfach ausgezeichnet, und waren sie in vorgerückten
Jahren, SO erlaubte ihnen der König, als Gnadengeschenk, sich sämmt-,
i c zu verheirathen und die Niederlassung verlor alsdann den Charakter der
Enkanda, indem sieh wirkliche Familien bildeten.
Diese von Chaka ursprünglich eingeführte, militairische Organisation
wurde von Dingaan weiter entwickelt und mit besonderer Strenge durch-
gefuhrt, so dass der Häuptling sogar von den Kindern, welche ihm selbst
geboren wurden, aus Furcht, es möchte ihm darunter ein Nebenbuhler erwachsen,
kein Einziges schonte, sondern stets die Säuglinge sofort um-
bringen liess. ,
Es ist begreiflich, dass eine so ungemein grausame Sitte, welche allem
menschlichen Gefühl auf das ärgste widerspricht, nur so lange durehge-
fuhrt werden konnte, als die. eiserne Faust des Despoten für ihre'Aufrechterhaltung
sorgte. Sobald der Druck nachliess, kehrte die Menschlichkeit,
<) Es wurde seiner Zeit durch englische Autoren über Ruinen von steinernen »Be-
T - t im MataM° - G^ Hegen. In neuerer Z eit sind dieselben
von H ü b n e r genau beschrieben und abgebildet worden (Zeitsehr. f. Ethnologie I I I 1871)
im HinblicKauf A* \ * * D,Ier “ Beschaffenheit, ■ ■
da d aul H'e dabe1 verkommenden S c h m e l z ö f e n nicht den Matabele zuzuschreiben
s t e n iv a r f “ dCS Eis0nS ni0ht kennen- A“ h schliesse ich mich ihm voll-
• t " 'Venn " b ? a' ,p te t' sie könnten nicht dazu bestimmt gewesen sein einen.
tTn t e Ä S Stämmen welche bei ihren Kriegszügen gar keiner Wege bedurf-
, der den Humen kein hohes Alter zuschreibt, meint, die Eisenarbeiter
hatten sie zu ihrem Schutze errichtet, und dies möchten Abtheiiungen der Mashona gewesen
sein, welche erst von den MatdbeU in den vierziger Jahren aus den . bezeichnefen
Gegenden verdrängt wurden und denen die Ueberlieferung auch die Erbauung der Steinalle
zuschreibt Sollten die »phönmschen« Ruinen (?), welche K. M a u c h im Mashona
ande entdeckt haben will', nicht genau in dieselbe Art von Baulichkeiten gehören? V
zurück, und überall, wo der Arm des Königs-nicht hinreichte, stellte sich
das patriarchalische Verhältniss der Familie wieder her.
Wie die ZmIu körperlich den Typus der südafrikanischen A-bantu am
besten repräsentiren, so sind sie auch gute Beispiele für die bereits oben
im Allgemeinen dargestellte geistige Entwickelung und den Charakter. Sie
übertreffen indessen den Durchschnitt an manchen edlen Eigenschaften,
wpzu ihre Machtstellung wesentlich beitragen mag. Das Gefühl, der Kraft
giebt ihrem Auftreten noch mehr von der ruhigen Würde, womit der Kaffer
auch sonst wohl zu kokettiren pflegt; freilich macht es sie gleichzeitig auch
geneigter zu Gewaltthätigkeiten und zur Unterdrückung des Schwächeren,
wie es der von den Häuptlingen ausgeübte Despotismus am auffallendsten
erkennen lässt.
Gab ihnen die straffe, militairische Organisation die Möglichkeit, sich
mit bewaffneter Hand in den Besitz der Schätze zu setzen, welche das Herz
des Zulu erfreuen, so brauchten, sie dieselben nicht in gleichem Maasse
durch Diebstahl an sich zu bringen, wie es Angehörige schwächerer Stämme
mit Vorliebe thaten. Die Neigung zum Stehlen ist daher bei denselben
weniger ausgebildet, als es sonst bei den Eingeborenen der Fall zu sein
pflegt, wenn auch desshalb noch kein Grund vorliegt, an die von G r o u t
ihnen zugesprochene »scrupulous 'honesiy« zu glauben.
Die zahlreichen, glänzenden Erfolge, welche die Am a -zulu in blutiger
Feldschlacht errangen, belebten ihren Muth und drängten die natürliche
Feigheit in einen tieferen Winkel des Herzens zurück. Das Bewusstsein
ihrer Grossthaten erhöht den Stolz und das Selbstvertrauen jedes einzelnen
Mannes^ sowie der ganzen Nation, die sich nicht ohne Grund für die erste
Süd-Afrika’s hält.
Im Uebrigen dürften die oben bei den Xosa ausgeführten Züge des
Charakters in ähnlicher Weise auch hier auftreten. Es findet sich dieselbe
Sorglosigkeit, derselbe Mangel an idealen Vorstellungen, die gleiche Neigung
zum Aberglauben, und der daraus hervorgehende Cultus der Geister
der Verstorbenen, welche von ihnen »A?na-hlozi<f. genannt werden, während
der Mächtigste darunter den Namen » U'nkulunkulu« (der Gross - grosse)
erhält.
Ueher eigentlichen Namen und Herkunft dieses grossen Häuptlings
der Vorzeit ist nichts Bestimmtes überliefert. Die Sage berichtet von ihm :
» U'nkulunkulu wa-dabuka o-rhlangenii., d. h. U'nkulunkulu entsprang von
dem Urstamm. Durch ihn entstanden dann die Nationen in gleicher Weise.
Es liegt in der Einführung dieses »Urstammes« implicite der Protest des
Kaffern über Dinge, welehe die Gränzen des menschlichen Verstandes übersteigen,
weiter nachzudenken. Das Ungenügende, welches, der Anspruch
darbietet, hat manche Autoren (darunter B l e e k ) veranlasst, sich eine andere
Auslegung zu suchen und sie übersetzen »hlangeni« mit »Röhricht«. Der
Satz würde mit obiger Uebersetzung lauten: » U’nkulunkulu brach hervor