Richtung anzudeuten, in der er sich alsdann mit verderblicher Wirkung über
die schwächeren Nachbarvölker ergoss.
Die geschlossene Fechtart macht die Matabele siegreich, so lange sie
es nicht mit überlegenen Feuerwaffen zu thun haben, zweifelhaft ist der
Ausgang nur, wenn sie mit Stämmen handgemein werden, die in gleicher
Weise zu kämpfen gewöhnt sind, wie ihre früheren Stammesgenossen die
Am a -zulu und Am a—swazi.
Heimgekehrt vom Streifzüge sinkt Alles, nachdem der Siegerrausch
vorüber is t , bald wieder in das einförmige Lehen zurück, die reichlichere
Fleischnahrung erinnert allein noch an den glücklichen Erfolg, welcher
vielleicht die ganze Existenz eines friedlichen Stammes vernichtet hat.
Die Art und Weise, wie die Errungenschaften des Sieges vertilgt werden,
ist beinahe eben so roh als die Art der Erwerbung. Häufig wird das
Fleisch nur in Streifen geschnitten, in der Asche des Feuers oder auf Stöcken
leicht angebraten und mit den daran klebenden Aschentlieilen noch halb
roh verzehrt. Eine besondere Delicatesse bilden auch die gerösteten Eingeweide
der Thiere,. ohne dass man sich die Mühe'nähme, dieselben vor der
Zubereitung zu waschen.
Es ist eigenthümlich, dass ein Stamm, der in solchem Grade mit der
Nahrung unsauber ist, sich hinsichtlich der Reinhaltung des Körpers so
gewissenhaft zeigt. Die Mäiabele waschen sich gern und oft und spülen
nach der Mahlzeit den Mund mit frischem Wasser aus, während die benachbarten
Be-chuana wiederum zwar in der Wahl und Zubereitung der
Nahrung sehr accurat zu Werke gehen, dagegen hinsichtlich ihres Körpers
'nachlässig und schmutzig sind.
In ihrer sonstigen Lebensweise, sowie hinsichtlich der Behandlung
und Stellung der Frauen, in ihrem Glauben an Hexerei und in ihren abergläubischen
Gebräuchen stimmen die Matabele mit den verwandten Stämmen
in den wesentlichsten Punkten vollkommen überein.
Als Chaka wie ein vernichtender Sturmwind unter den Eingeborenen
des Zulu - Landes hauste und die Abzweigung der Matabele unter TJ'mselekazi
veranlasste, entstand gleichzeitig auch eine andere Strömung von Stämmen
aus den Resten der aufgebrochenen Eingeborenenbevölkerung von verwandtem
Ursprung, welche sich aber südwestlich wandte, während die erstere nordwestlich
verlief. Die Geschichte überliefert noch eine ganze Reihe von
Namen jetzt verschollener Stämme, deren Ueberreste sich unter angeseheneren
Führern zusammenthaten, und im Kampfe um ihr Dasein Gleiches
mit Gleichem zu vergelten suchten, zuweilen aber durch Hunger und Elend
zu noch entsetzlicheren Gräuelthaten, wie Cannibalismus gebracht wurden.
Das besondere Vergnügen, welches die Betrachtung des Schauerlichen in
vielen Menschen hervorzurufen pflegt, ist wohl der Grund, dass gerade über
diesen Gegenstand zahlreiche Notizen in den Autoren Vorkommen und stets
init besonderer Vorliebe wieder abgedruckt werden. Sucht man nach der
positiven Grundlage für die Angaben, so stellt sich heraus, dass dieselbe
äusserst dürftig und schwankend ist. Die ältesten Notizen über Anthropophagie
unter den Ama-zulu scheinen mir die von G a r d in e r 1) zu sein, welcher
mehrere Stämme [Immithlanga und Upalluti) namhaft macht, bei denen
unter den angegebenen Verhältnissen diese Scheusslichkeiten zur Gewohnheit
o-eworden seien. Die Angabe über die Wohnplätze, sowie der Umstand,
dass diese Stämme einen Dialekt der »Aba sootu« (.Bä-suto) sprechen sollten,
lässt in ihnen Angehörige der Be-chuana — Familie erkennen, die weitere
Ausführung gehört also in den folgenden Abschnitt.
Obgleich in neuerer Zeit wieder äusserst positive Angaben über den
Anfang der Menschenfresserei unter den N a ta l— Stämmen gemacht werden
bis auf den Namen des Mannes j TJmdawa) , welcher als der Erste sich Cannibalismus
hätte zu Schulden kommen lassen, so wird jeder, der die Art und
Weise der Eingeborenen, solche Fragen zu behandeln, kennt, den Behauptungen,
welche lediglich von ihnen allein aufgestellt werden, das grösste
Misstrauen entgegen setzen. Unzweifelhaft ist wohl nur, dass Menschenfresserei
auch in Natal s p o r a d is c h vorgekommen is t, die Ausdehnung des
Lasters ist aber jedenfalls übertrieben worden, denn man hat keine vollgültigen
Beweise dafür, dass es irgendwo in d ie s em G e b ie t zur S i t t e
e in e s S tam m e s g ew o r d e n w ä r e.
Die wichtigsten Namen der durch Chaka aufgeriebenen Nationen, welchen
hier ein Plätzchen gegönnt werden mag als ein trauriges Mene-tekel
einer ganzen Bevölkerung, 'deren heutige Nachkommen auf nationale Unabhängigkeit
keinen Anspruch erheben können, sind folgende: Ama-hlubi,
Ama-fetcani, Am a -zizi, Ama-bele , Ama-zabizembi, Aba-sekunene, Ama-
tozakwe, Ama-relidwani und Aba-shwayo.
Sei e s, dass die geschlagenen und versprengten Reste dieser Stämme
es nicht verstanden, sich fest an einander zu schliessen, sei es, dass ihre
Führer weniger geschickt und glücklich waren, genug, sie fielen schliesslich
alle, soweit sie der feindliche Speer, Hunger und Elend nicht vernichtet
hatte, in die Hände der Ama-xosa, welche zwar das Leben der Flüchtlinge
schonten, aber sie in kläglicher Knechtschaft hielten.
Im Jahre L835, nach mehr als zehnjähriger Sclaverei, benutzten sie
den zwischen den Kaffem und der Colonie ausbrechenden Krieg, um sich
an den Gouverneur Sir B e n ja m in d ’U r ba n mit der flehenden Bitte um Befreiung
zu wenden. Der Gouverneur ging auf das Gesuch ein, deckte mit
militairischen Streitkräften den Auszug der Unglücklichen, und so traten
auf einmal 16800 Männer, Weiber und Kinder mit ihrem wenigen Vieh
und sonstigen Habseligkeiten in die Colonie über.
Diese Eingeborenen, deren nationale Benennungen verloren gegangen
waren, wurden von ihren Unterdrückern Am a -fen gu genannt, ein Name,
*) G a r d i n e r a. a . O . p a g . 186.