verlegen sind, sondern Wahrheit und Dichtung nach der Eingebung ihrer
Phantasie mischen.
Stirbt der Herero, so wird er von seiner Familie lebhaft betrauert.
Die Klageweiber erheben eine laute, anhaltende Wehklage, die Angehörigen
legen die Schmucksachen ab, die Männer tragen als Zeichen der Trauer
eine conische Miitze von dunklen Fellen, um den Hals aber ein Riemchen,
welches an den Enden Stückchen von Strausseneierschalen trägt, und schee-
ren das Haupthaar, was für mehrere Monate, zuweilen sogar für Jahre
fortgesetzt wird. Dem Sterbenden wird, wie bei den Be-chuana, ein Tuch
über den Kopf geworfen (auch soll man ihm, nach A n d e r s s o n ’s Angabe,
die Wirbelsäule mittelst eines Steines brechen), er wird in eine 'sitzende
Stellung gebracht, mit Fellen umhüllt und mit dem Gesicht nach Norden,
— um die Richtung anzudeuten, aus der sie gekommen seien — in einem
engen Grabe beigesetzt.
Auch die 0 va-herero haben die Vorstellung, dass die Berührung der
Todten verunreinige und entsühnen sich nach der Beerdigung, indem sie dem
Verstorbenen Vieh schlachten, wovon die Gehörne über dem Steinhaufen,
der das Grab bedeckt an -einem Baumstamm aufgehängt werden ¿(vergl.
A n d e r s s o n ’s Skizze eines solchen Grabes a. a. O. p. 2 2 7 ) . Ist der Verstorbene
der Häuptling des. Ortes gewesen, so verlässt der Stamm die Gegend,
um erst nach längerer Zeit wieder zurück zu kehren; Fei der Rückkehr
bringt der Nachfolger dem Verstorbenen am Grabe wiederum Opfer dar, um
ihn günstig zu stimmen, er bittet ihn, gnädig zu sein und ihnen zu gewähren,
was von den Gütern dieser Erde den Herero erfreuen kann. Nachdem
dies geschehen, wird der Feuerheerd und der Opferplatz an demselben
Platze hergestellt, wo er ehedem gewesen, und auch alles Uebrige wieder
in gleicher Weise eingerichtet.
Zuweilen sollen Häuptlinge auf ihren dahin geäusserten Wunsch hin
nicht begraben, sondern in ihrer Hütte auf einem zu dem Zweck besonders
errichteten Gerüst beigesetzt werden. Man sucht alsdann durch Abschliessen
des Ortes und Errichten von Domenzäunen die wilden Thiere sowie anderweitige
Störenfriede vom Grabe fern zu halten; auch" um die Steinhaufen
der Gräber im Felde errichtet man zu gleichem Zwecke dichte Dornhecken.
Wie bei den übrigen Stämmen werden auch bei den 0 va-herero den
Verstorbenen Gegenstände des täglichen Gebrauches, welche sie benutzt
haben, in ihre letzte Ruhestätte mitgegeben, oder man hängt sie an dem
über dem Hügel errichteten Stamme auf.
V. Kurze Charakteristik
der
südafrikanischen Eingeborenen - Sprachen
nach
Dr. BLEEK i).
Genealogische Tafel von 78 afrikanischen Sprachen und Dialekten2).
A. Suffix-pronominale Sprachen.
Das Geschlecht anzeigende Familie.
S ü d a f r i k a n i s c h e A b th e i lu n g .
1. Hottentot-Sprache.
a. Nama-Dialekt;
.. b. K.orac.
Oestlicher -
d. Cap’scher -
2. Buschmapn- Sprache.
N o r d a f r i k a n i s c h e A b t h e i lu n g .
Semitischer Zweig.
1. Westliche Gruppe.
a. Haussa-Sprache.
b. Temashirt (Berber).
2. Ostafrikanische Gruppe.
a. Galla - Sprache.
b. Dankali - -
c. Somali -
d. Harari -
3. Semitische Gruppe.
Südliche Species.
а. Amhära- Sprache.
б. Arabische -
Nicht classificirte Geschlecht
anzeigende.
Irloigob - Sprache.
a. Kuafi-Dialekt.
b. Masai -
1) Mit Rücksicht auf die nur oberflächliche Kenntniss der Eingeborenen-Sprachen,
welche der Verfasser allein zu erwerben Gelegenheit fand, hielt er es für ungeeignet, selbst
einen Abriss derselben zu geben, sondern stützte sich lieber auf eine unserer ersten Autoritäten
in diesem Gebiet, Dr. B l e e k , zur Zeit in der Capstadt, von welchem mehrere
einschlägige P u b lic a tio n e n existiren, die umfangreichste d a ru n te r: A comparative Grammar
of S. Africain Languages. Dieser ist die beistehende genealogische Tafel der Sprachen
entlehnt; die folgenden Grundzüge sind aus einem früheren W e rk , betitelt: »Sir Ge o r g e
Gray’s Library«, übersetzt, und mit Erlaubniss des Verfassers, welcher die Güte hatte,
die Uebersetzung selbst zu revidiren, hier abgedruckt. Es wurde daher in diesem Kapitel
auch die Orthographie des genannten Autors, welche in manchen Punkten von der im
übrigen Text gewählten abweicht, beibehalten, doch wird der Leser keine Schwierigkeit
finden, die Namen zu identificiren.
2) Comparat. Gramm, of S.-Afr.. Lang. p. 4. Das Original wurde mit möglichster
Treue wiedergegeben, obgleich die Orthographie späterer Publicationen Dr. B l e e k ’s , wie
bereits oben erwähnt, auch manche Abweichungen zeigt, um durch einseitige Veränderungen
die Verwirrung nicht zu vergrössern.