kleine Lücke, welche den Eingang bildet. Die Höhe und allgemeine Gestalt
ist sehr wechselnd, charakteristisch bleibt die Roheit der Ausführung und
der Mangel eines regelmässigen Gerüstes.
Wo die Buschmänner in nähere und freundschaftlichere Beziehung
mit Hottentottenstämmen kamen, nahmen sie zuweilen Einiges von der
Bauart ihrer Hütten an, wir sehen die allgemeine halbkugelige Form und
Mattenbedeckung wieder erscheinen, doch verräth auch dann die Unvollkommenheit
und Liederlichkeit der Ausführung, welch geringer Werth auf
die Errungenschaft gelegt wird. Die Annahme, dass die Buschmänner jemals
aus freien Stücken im Kreise angelegte, regelmässige Dörfer gebaut haben
sollten, halte ich für irrig.
Viel näher liegt es ihnen noch heute, wie T h e o p h . H a h n . sehr hübsch
beschreibt *j, sich ein behagliches Lager dadurch zu schaffen, dass sie auf
trockenem Sand ein grösseres Feuer anzünden, alsdann in den auf angenehme
Temperatur gebrachten Sand eine Höhlung graben und sich dahinein
betten, bedeckt von dem wieder zusammengescharrten Material und dem
unvermeidlichen Kaross.
3. Sitten und Gebräuche.
Man könnte meinen bei einem so u n g e s i t t e t e n Volksstamme, wie
ihn die Buschmänner darstellen, sei es überhaupt ein verfehltes Beginnen
von S i t t e n sprechen zu wollen, und manche Autoren haben sich in der
That in dieser Weise ausgedrückt, indem sie durch Absprechen irgend
welcher Gesittung ihre Unkenntniss derselben bekundeten.
Ist es schon im Allgemeinen keine leichte Sache, die Sitten eines
fremden Volkes kennen zu lernen , so muss dies in erhöhtem Maasse von
einem so abgeschlossenen, durch die schwersten Verfolgungen misstrauisch
und zurückhaltend gemachten Stamme der Fall sein. Dazu kommt die
unbekannte Sprache derselben, welche zwar im allgemeinen Charakter der
hotten tottischen ähnelt, aber doch so stark abweicht, dass beide Abtheilungen
der Koi-koin sich gegenseitig nicht verstehen, wenn sie ihre Muttersprache
reden. Die kurzen Vocabularien der Buschmannsprache, welche in neuerer
Zeit besonders durch das Verdienst D r . B l e e k ’s gewonnen wurden, haben
unsere Kenntniss wohl erweitert, doch ist wenig Aussicht, dass man zu
einem befriedigenden Ziele kommt, da die Sprache sehr starken dialektischen
T h . H a h n : Die Buschmänner. Globus 1S70.
Abweichungen unterworfen ist. So kommt e s , dass die einzelnen Horden
der Buschmänner, wenn sie aus etwas verschiedenen Gegenden stammen,
sich selbst unter einander nicht verstehen.
Sie sprechen ausser der Muttersprache in der Regel auch die Sprache
der benachbarten Stämme, und diese bildet das gewöhnliche Mittel, mit ihnen
zu verhandeln. Manches Wort geht dabei natürlich über, und es entsteht
ein buntes Durcheinander, was aber doch verstanden wird, da die ausserordentlich
lebhafte Geberdensprache der Buschmänner die etwaigen Lücken
im Verständniss ausfüllt. . Sie bezeichnen Menschen, deren Namen sie nicht
wissen, ganz kenntlich, indem sie nur ihr Wesen oder ihre Gewohnheiten
copiren; auch das Benehmen und die Laute der Thiere machen sie sehr
geschickt nach, sei es zum Zweck der Jagd oder lediglich zur Unterhaltung.
Bei einem so lebhaften Auffassungsvermögen konnte es nicht fehlen, dass
sie die Gebräuche ihrer Nachbarn kennen lernten und Manches davon
ist auch in ihre eigenen übergegangen, in anderen sind sie national
geblieben. Ueber Religion ist Nichts bekannt geworden, ohne Aberglauben
und Zauberer geht es aber auch bei ihnen nicht ab (das Individuum
auf Tafel XXVII mit den Hasenschwänzen war z. B. als Zauberdoctor bekannt)^
wenn die Anschauungen auch keinen eigenen, urthümlichen Charakter
tragen.
Am meisten eigenartig und durch bestimmte Regeln abgegränzt erscheint
das Leben in der Familie, welches in der That das Einzige ist, was
auf den Namen einer gewissen Organisation Anspruch erheben kann.
Auch dies lässt sich nur schwer feststellen, doch ist unsere Unkenntniss
der betreffenden Verhältnisse keineswegs so gross, um eine Entschuldigung
für die obigen harten Urtheile zu gewähren; manchen neueren Reisenden
ist es geglückt, Einblicke in das Familienlebe - vier Buschmänner zu
thun, und die Ansichten haben sich dabei viel besser gestaltet, als man von
vorn herein erwarten sollte.
Unter solchen Reisenden, die zugleich als Schriftsteller aufgetreten
sind, hat keiner sich einer so langen und vertrauten Bekanntschaft mit
diesen' Eingeborenen zu rühmen gehabt als mein nun leider ebenfalls verstorbener
Freund C h a p m a n 1) ; und da die Erfahrungen, welche ich selbst zu
machen Gelegenheit hatte, wenn auch keineswegs gleich ausgedehnt, mit
seinen Angaben in bemerkeriswerther Weise Übereinkommen, habe ich kein
Bedenken, mich seiner Autorität anzuschliessen.
Er war sich wohl bewusst, wie viel er der Hülfe der Buschmänner zu
danken hatte, und schätzte sich glücklich bei einer zweiten Reise seine
»alten Freunde« wieder anzutreffen. Aber nur dort fand er sie zugänglich,
wo'sie durch den Einfluss der Nachbarschaft noch nicht misstrauisch gemacht
oder » h o t t e n t o t t i s i r t « ' ;(!) waren, was für ihn gleichbedeutend ist mit
l ) Ch . T r . a. a. O. I I . p. 75.