ling; welcher sich an den harmlosesten Geschichten erfreute, die der Fremde
ihm erzählt, giebt noch mit lachendem Munde seinen Trabanten den Auftrag
irgend einen Unglücklichen, der sich seine Feindschaft zugezogen hat,
vielleicht die Einwohnerschaft eines ganzen Dorfes zu vernichten, und die
That wird so kaltblütig ausgeführt, als wenn es sich um ein Nest Mäuse
oder ähnliches Ungeziefer handelte. Aus dieser Neigung zur Barbarei entsprang
wohl auch der. Kannibalismus, welcher öfters s p o r a d i s ch vorgekommen,
unter gewissen Stämmenaher fü r l ä n g e r e Z e i t üblich geworden
ist (vergl. weiter unten).
Wird die schlummernde Leidenschaft aufgeregt, wie es allerdings nur
ausnahmsweise zu geschehen pflegt, so geräth der Kaffer in einen Zustand
von Raserei, in welchem ihm die grössten Scheusslichkeiten ein besonderes
Vergnügen zu machen scheinen. Die Erregtheit geht vorüber, wie ein
Sturm, und Alles, was damit zusammenhing, ist am nächsten Tage vergessen,
denn da sich die Gedanken des Kaffem nicht gern längere Zeit mit
einem Gegenstände beschäftigen, s.o ist er auch nicht nachtragend und
rachsüchtig, die sorglose Heiterkeit gewinnt bald über den Zorn die Oberhand.
Bemerkenswerth ist die öfters beobachtete Thatsache, dass die in Rede
stehenden Eingeborenen, wenn sie sich längere Zeit in Diensten von Europäern
befinden, ihr heiteres Wesen verlieren und einen mürrischen, düsteren
Charakter annehmen. Es ist dies wohl nur dadurch zu erklären, dass solche
Diener von ihren Herren allmälig die Gewohnheit anriehmen, sich über
zukünftige Dinge Sorgen zu machen und dass ihr Gemüth die Beschäftigung
mit derartigen Sorgen nicht verträgt.
Es ist diese Aenderung des Charakters zugleich ein Beweis dafür, dass
die natürliche Anlage verbunden mit den Gewohnheiten des Lebens bestimmend
auf die Richtung einwirkt, welche die Entwickelung des Temperamentes
nimmt und aus gleichen Anlagen sehr verschiedene Temperamente
hervorgehen können. Die Neigung zur Gedankenlosigkeit, wie sie dem
uncivilisirten Kaffer eigen ist, muss als ein sehr bedeutendes Hinderniss
seiner Bildungsfähigkeit betrachtet werden; denn hätte er auch die besten
Verstandeskräfte, sein Geist besitzt nicht Elasticität genug, um die Belastung
mit weittragenden Gedanken auszuhalten.
Dies zeigt sich besonders bei Betrachtung der Vorstellungen, welche
sich die A — bantu von höheren Dingen bilden, zumal von solchen, die in
das Gebiet der Religion fallen.
Diese Seite ihrer geistigen Entwickelung ist wegen der unvollkommenen
Grundanschauungen ganz besonders durch Unklarheit ausgezeichnet,
und die Art und Weise, wie manche Missionäre versucht haben, mehr Licht
in die Fragen zu bringen, trägt wenig zur Aufhellung derselben bei. Hier
ist ja auch das Terrain zu günstig, um nicht tendenziöser Auslegung den
freiesten Spielraum zu gewähren, und eine vollkommen objective Anschauung
lässt sich der ganzen Natur des Gegenstandes nach schwer erringen.
Ausserdem erscheint es bereits fast unmöglich, überall das Nationale von
dem Importirten zu unterscheiden, wodurch die Verworrenheit ausserordentlich
zunimmt.
Sicher ist zunächst nur soviel, dass, wie sich der Kaffer schon über
die Dinge des alltäglichen Lebens, welche sich ihm nicht als unvermeidlich
aufdrängen, ungern Gedanken macht, er noch viel weniger über Transcendentales
ernstlich und consequent nachgedacht hat.
Es fehlt nicht an Leuten, welche behaupten, die Kaffem besässen
gar keine Religion, und in der That lässt sich in gewissem Sinne die Bemerkung
rechtfertigen. Verlangt man, dass irgend eine, wenn auch noch
so niedrige Idee der Gottheit da sei, als eines persönlichen, höheren Wesens,
welches Macht über uns hat, um den Begriff von Religion festhalten zu
können, so besitzen die Ama-Xosa keine Religion, denn es fehlt ihnen jeder
Ausdruck für Gott. Bei dén Am a-Zulu, den Be-chuana und O va-herero
ist es den Missionären gelungen, sich im Suchen nach solchem Wort an bestimmte
Ausdrücke anzuklammern, obgleich auch dort sich Manches gegen
ihre Auffassung sagen lässt, worauf weiter unten zurückzukommen sein wird.
Hält man dagegen gewisse verworrene Begriffe von überirdischen
Dingen und den daran sich anknüpfenden Aberglauben für ausreichend,
um das Vorhandensein von Religion darzuthun, so haben die genannten
Stämme alle Religion sowie religiöse Gebräuche und zwar stimmen die
Grundanschauungeñ der verschiedenen Stämme im Wesentlichen mit einander
überein. Sie haben unklare Vorstellungen von einer Fortdauer nach
dem Tode und die Ge i s t e r der v e r s t o r b e n e n Vo r f a h r en sind es,
welche bei den meisten Gegenstand eines gewissen Cultus werden.
Wo dieselben sich eigentlich befinden sollen, darüber erhält man von
den Eingeborenen, die nur ungern solche Punkte im Gespräch berühren,
wenig genügende Auskunft; doch scheinen die Xosa sich den Haupt—
aufenthalt derselben in unzugänglichen, unterirdischen Höhlen zu denken,
während die Be-chuana wie die Herero dieselben in der Höhe suchen.
Die Leute meinen, dass diese Geister sich ihnen nahen können, dass sie
Gewalt haben, ihnen zu schaden oder zu nützen, und dass es desshalb
nöthig ist, sie. bei günstiger Stimmung zu erhalten.
Ausser dem Cultus der Verstorbenen hegen die verschiedenen Abtheilungen
der A -b antu noch den mannigfachsten Aberglauben, worunter
der Glaube an Hexerei obenan steht und eine entsetzliche Verbreitung zeigt.
Ferner hat jeder Stamm seine besonderen Vorstellungen von allerhand räth-
selhaften Einflüssen, meist ausgehend von bestimmten dafür mit ausser-
gewöhnlicher Macht ausgestatteten Personen, den Doctoren; doch werden
die Wirkungen keineswegs in consequenter Weise auf höhere Wesen zurückbezogen,
sondern auch hier scheut der Kaffer die Grübelei viel zu sehr,
als dass er ein bestimmtes System in seine abergläubischen Vorstellungen
gebracht hätte. Sie sind darum auch sehr unsicher und geben einen