breit, dass er quadratisch genannt werden kann, das Kinn ist markirt, ohne
indessen stark hervorzutreten. Die Jochbeine sind ebenfalls kräftig, die
Brücken wenig geschwungen.
In der Vorderansicht erscheinen die Schädel am günstigsten, indem
die Gesammtform des Umrisses angenehme Verhältnisse zeigt, nur macht sich
auch hier die mächtige Entwickelung des Kauapparates bemerkbar. Die
Stirn ist breit, die Augenhöhlen sind geräumig, gerundet, oder leicht in die
Quere gezogen, ihre Ränder mässig gewulstet.
Als charakteristische Eigentümlichkeit, welche sich in solchem Grade
nur unter afrikanischen Stämmen zu finden scheint, ist die grosse Interorbitalbreite
bei unbedeutender Entwickelung der Nasenbeine zu nennen.
Die Letzteren sind kurz und flach oder niedrig gewölbt, so dass sie wenig
zur Verbreiterung dieses Schädeltheiles beitragen; dagegen sind die Processus
nasales des Oberkiefers sehr stark entwickelt und ersetzen, was den Nasenbeinen
an Breite abgeht.
Die Apertura pyriformis ist höher als breit, doch beginnt die letztere
Dimension schon auffallend zu werden und übertrifft die durchschnittliche
des Europäers. Darunter folgt das breite Gaumengewölbe mit dem. massiven
Gebiss von regelmässiger Gestalt und imponirender Festigkeit, was viel zu
dem rohen, wilden Eindruck des Ganzen beiträgt.
Die Jochbrücken springen in dieser Ansicht, da sie sich auf den breitesten
Theil des Schädels projiciren, wenig vor, sehr auffallend dagegen
erscheinen sie in der Ansicht von oben.
Betrachtet man den Schädel in dieser Richtung, so ist bei reiner Race
die Stenocephalie stets unverkennbar und zwar in einer Gestalt, welche als
Regel dem Europäer nicht zukommt, da die grösste Breite sehr weit nach
hinten liegt und die Seiten wenig gekrümmt nach Vorn verlaufen, wo sie
mit der queren Stirn einen deutlichen Winkel bilden. Die Form der Schädelkapsel
ist also lang eiförmig, seitlich zusammen gedrückt und vorn abgestumpft.
Die" Nasengegend tritt gegen die breit und kräftig gerundeten
Alveolarfortsätze sehr zurück1).
Die Ansicht von hinten bietet weniger charakteristische Merkmale,
welche den Schädel von anderen Racen mit Sicherheit unterscheiden Hessen.
Die Gesammtform ist, wie so häufig, undeutlich fünfeckig, der Apex leicht,
abgerundet, die Basis ziemlich breit, scharf gegen die Seitentheile abgesetzt,
die Processus mastoidei stark vorspringend.
Dieser allgemeine Charakter des Kafferschädels ist in den drei hier
abgebildeten sehr gut ausgeprägt. Alle drei gehörten Individuen an im
mittleren Lebensalter, von kräftiger Entwickelung des Körpers; sie starben
sämmtlich unnatürlichen Todes, indem zwei derselben (Nr.. 2 und 3 auf
1) Dies giebt wiederum einen bemerkenswerthen Unterschied gegenüber den längeren
Formen der Mumienschädel.
Taf. XXXI) Ama-Tembu ihres Stammes in Colesberg (östliche Colonie)
weo-en mehrfachen Mordes gehangen, der dritte aber (Fingoe) in Bloemfon-
tein (Orange Freistaat) vom Blitz erschlagen wurde. Die Skelette hat Verfasser
im Jahre 1864 und 65 selbst ausgegraben und fand sie noch sehr wohl
erhalten. Die Vorsprünge der Knochen sind scharf und kantig, die äussere
Lamelle glatt und fest. Besonders markirt ist die Linea semicircularis des
Stirnbeines, weniger die des Hinterhauptbeines, die Entwickelung der P ro -
tuberantia occipitalis ist verschieden; die Processus mastoidei sind sehr stark,
ebenso auch die Ansatzpunkte der Kaumuskeln; der Hamulüs ossis p te ry -
goidei ist breit und lang, und um die Mündungen der Canales pterygopala-
tini finden sich auf dem horizontalen Theil des Gaumenbeines und des Oberkiefers
scharfe Vorsprünge, welche zuweilen sich brückenartig verbinden.
Die Nähte sind mässig zackig, unverwachsen, die Zähne vollständig, unverdorben,
mässig abgekaut. Das Alter aller drei Personen dürfte zwischen
Dreissig und Vierzig geschwankt haben.
Die anderen hier in der Tabelle aufgenommenen Kafferschädel sind
entweder auch vom Verfasser gesammelt oder fanden sich bereits in dem
Berliner anatomischen Museum. Ihr allgemeiner Charakter stimmt, wie die
Zahlen ergeben, im wesentlichen ebenfalls mit den oben aufgestellten Grundzügen,
wenn der Typus auch nicht ganz so rein erscheint.
Der Schädel Nr. 4 (auf Taf. XXXII) , von einem Mo-chuana Mo -
kuena seines Stammes, wurde in der Nachbarschaft der Ba-kuena-Hauptstadt
Logageng noch ganz frisch aufgefunden, da die Hunde ihn aus dem seichten
Grabe gezerrt hatten. Derselbe ist offenbar der eines kräftigen Mannes, die
Bildung nähert sich sehr der typischen Form des Kafferschädels. Der Gesichtswinkel
ist 6 7 0 und die Entwickelung der Gesichtslinie zeigt so viel
Uebereinstimmendes, zumal in der Gestaltung des Oberkiefers, dass der fehlende
Unterkiefer zur Vervollständigung des Bildes von einem der anderen Schädel
entlehnt werden konnte (er ist daher nur im Umriss aüsgeführt). Von vorn
gesehen erscheint er etwas schmäler als der Durchschnitt der Kaffern, wie
auch von oben gesehen die Stirn eine geringere Breite erkennen lässt; die
hintere Ansicht stimmt zum Verwechseln mit der von Nr. 1. Die untere
Hälfte der Nasenbeine, sowie der rechte Supraorbitalrand ist durch das Benagen
der Hunde etwas ausgebrochen; die Zähne sind vollständig und wenig
abgekaut, die Sutura sagittalis ist fast gänzlich verwachsen und das Alter
des Individuum war wohl zwischen 40 und 50.
Der nächste Schädel derselben Tafel macht einen sehr abweichenden
Eindruck, doch zeigt die obere Ansicht, dass auch hier noch dieselbe Art
der Stenocephalie vorliegt. Er gehörte einem weiblichen Individuum vom
Stamme der Ba-mangwato an und wurde 1865 zu Shoshong ausgegraben.
Die Person war, nach dem, Zustand der Zähne zu urtheilen, welche, theil-
weise cariös und stark abgekaut, theilweise ganz ausgefallen waren, während
der Alveolarfortsatz in den Lücken atrophirt erschien, unzweifelhaft in vor-
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