Stärkerund allgemeiner durchgeführt sind die Verwandlungen, welche
in der Endung der Verben Platz greifen, wenn im Laufe der Bildung von
causalen Verben und von Perfecten, die Consonanten « u n d /, oder l und s,
oder l und l zufällig auf einander folgen mit dem scharfen Vokal i zwischen
sich.
Das l wird dann entweder in ein ts (welches vor dem passiven Index
-o zu th wird) verwandelt, oder in ein r-, und das s (oder T) nach l wird
gewöhnlich entweder mit ihm zusammengezogen, oder verschwindet gänzlich.
Natürlich ’giebt es hier mannigfache feine Abschattirungen und Besonderheiten
dieser Regel, die vollständig zu beschreiben uns zu weit führen
würde.
Derselbe Austausch zwischen l, ts und r findet sich in den Formen
der Pronomina der 10. Klasse, und hier entspricht das Kaffer z (Tekeza t)
ohne Unterschied allen diesen drei Buchstaben.
Das Abschwächen von l zu y , welches das besondere Merkmal des
Tefula-Dialektes der Z u lu -Sprache ist, wird auch in einigen grammatikalischen
Formen der Se-tshuana angetroffen, hauptsächlich in einigen Formen
der Pronomina der 5. (le) Klasse. Dies ist indessen nur in den westlichen
Dialekten der Fall.
Oestliclier Se-tshuana - Dialekt.
Der bedeutendste östliche Dialekt der Se-tshuana und der einzige, in
welchem Publicationen erschienen sind, ist das Se-suto, gesprochen im Le-
suto von den Ba-suto, deren Häuptling der Mo-suto Moshueshue ist.
D a s S e - s u t o .
Die Lautverschiebung, welche das wichtigste Merkmal des Se-tshuana
ist, findet in den östlichen Dialekten nicht überall in derselben Ausdehnung
statt als in den westlichen Dialekten. Allerdings in der bei weitem grössten
Anzahl von Fällen stimmt der Se-suto-Dialekt gänzlich mit den ändern
überein; aber in gewissen Beispielen hat er doch denselben ursprünglichen
Laut bewahrt, der auch im Kaffrischen angetroffen wird, oder einen zwischen
dem Kaffrischen und dem der westlichen Se-tshuana- Dialekten mitten
inne stehenden. Das Kaffrische f bleibt gewöhnlich im Se-suto und das
Kaffrische p wird f im Se-suto; während die westlicheren Dialekte, in
welchen f verloren geht, diesen Buchstaben in beiden Fällen in h *) verwandelt
haben.
*) Aber in den nordwestlichen Dialekten der Ba-toanketsi und Ba-mangwato wird
das Se-suto*sehe f in v verwandelt anstatt in h. Z. B. sagen sie s e - v u b a (Brust) für das
Kaffrische i s i f u b a , Se-suto s e fu b a ; Se-hlapi s eh u b a und l e v i v i darkness, für Se-suto
l e f i f i , Se-hlapi le h ih i (Rev. J . P . PELISSIER).
Zur Veranschaulichung der Verschiedenheiten dieser Dialekte mögen
auch die folgenden Worte dienen:
K a f f r i s c h : S e - s u t o : S e - h l a p i :
ngena kena tsena eintreten
amatambo masapo marapo krachen
amasi mafi mashi saure Milch
ilitye ley ne leintshue Stein.
Die Form lo des Pronomen der zweiten Person Pluralis und des Ablei-
tungsprefixes und Pronomen der elften Klasse der Nomina ist im Se-suto
le geworden, und hierbei scheint die 11. Klasse mit der 5. Klasse verschmolzen
worden zu sein. Dies würde die Zahl der Klassen von Nomina
und Pronomina auf 12 reduciren.
--Um den Begriff der Vielheit auszudrücken, gebrauchen die Ba-suto
den Stamm ngata (ursprünglich ein Bündel, eine Garbe) während die westlichen
Be—tshuana-Stämme zu demselben Zwecke den Stamm —nt s i anwenden
ij'-islsi Kaffrisch - n i n z i ; Zulu - n i n g i \ Tekeza n iy n g e \ Kamba, Herero,
Kongo - i n g i ; Mpongwe - enge ). Dies ist jedoch nur ein einzelner Fall;
denn der ¿fe-swfo’sche Wörterschatz scheint eine bei Weitem grössere Aehn-
lichkeit mit dem des Kaffrischen und vielleicht noch mehr mit dem der
Z u lu -Sprache zu zeigen, als mit denen der westlichen Dialekte.
Dies ist sogar in solcher Ausdehnung der Fall, dass es dadurch wahrscheinlich
wird, eine bedeutende Beimischung von Kaffer und vielleicht noch
mehr von Tekeza- und Fingoe - Flüchtlingen zur Ba-suto - Nation habe dazu
beigetragen, die durch den gemeinsamen Ursprung zwischen beiden Sprachen
bereits existirenden Aehnlichkeiten noch zu vermehren (!).
Westliche Se-tshuana-Dialekte.
Es giebt nur zwei westliche Dialekte. des Se-tshuana, in welchen
Publicationen erschienen sind, das Se-rolong und das Se-hlapi. Der Unterschied,
welcher zwischen diesen beiden Dialekten stattfindet, ist ausserordentlich
gering.
Bücher, in einem derselben verfasst, werden gleichwohl von dem
einen, wie von dem ändern Stamm verstanden, und selbst Personen, die
jahrelang mit beiden Stämmen vertraut gelebt haben, mögen auf den ersten
Blick leicht eine Publication im Se-rolong für ein Se-hlapi- Buch halten, und
umgekehrt.
In Betreff der Aussprache der Wörter scheint der Hauptunterschied
zwischen den beiden Dialekten zu sein, dass in gewissen Wörtern eine Art
von weichem r -Laut dem Se-rolong eigentliümlich is t, anstatt des h, welches
sich im Se-hlapi findet. Z. B. die Ba-rolong sagen tiro (Werk) für
das Se-hlapi tiho.