der O va-kerero scheint sich zu den Be-vhuanct verbreitet zu haben, wenigstens
bei den westlichen Stämmen glauben viele an die Existenz eines
solchen gespenstigen Thieres, welches sie Znenura nennen, und das in der
Gestalt einem Löwen ähnelt, doch von geringerer Grösse; eigenthümlieh ist
ihm, dass es sich nur von dem Gehirn seiner Opfer nähren soll.
Natürlich glauben die Herero auch an Hexerei, deren Erfolg sie in
allen üblen Zufällen erkennen, und haben ihre Zauberdoetoren (J. I I a b n ’s
»Priester der bösen Mächte«), welche die Zauberer entdecken und deren
schädliche Einflüsse beseitigen müssen. Ihr Fanatismus ist in diesem Punkt
indessen nicht so gross als bei den Kaffem, und in Folge dessen wird Hexerei
nicht mit dem Tode bestraft.
Krankheiten, welche auch ohne Einfluss der Hexen entstehen können,
werden, wie bei den verwandten A-bantu durch allerhand sympathetische
Mittel von den Doctoren geheilt. Eine beliebte Medicin, die sich auch bei
den Colonisten Eingang verschafft hat und zwar innerlich genommen, während
die Zauberer sie hauptsächlich äusserlich zu verwenden scheinen, ist
Hyänenkoth, colonial Wolwenstränt genannt; aber ausserdem begleiten den
Herero Zaubereien und Amulette durch sein ganzes Leben, auf die jedenfalls
ein grösseres Vertrauen gesetzt wird als auf den Mo-kuru. Jeder treibt
ungestraft auf eigene Hand seine kleinen Zaubereien und wendet sympathetische
Mittel an, wovon A n d e r s s o n wie J. H a h n eine Menge Fälle an-
führen. So soll der glücklich von der Jagd Heimkehrende Wasser in den
Mund nehmen und dreimal über seine Füsse spucken, sowie in das Heerd-
feuer, um sich das Glück zu wahren; es nimmt Jemand Staub aus einer
Löwenspur und streut ihn auf die Spur seines Feindes mit der Verwünschung:
er möge vom Löwen gefressen werden. Der Aberglauben muss
auch ihre Faulheit unterstützen, indem die Herero in der Voraussetzung,
die Kühe würden sonst aufhören Milch zu geben, die zur Aufnahme bestimmten
Gefässe niemals waschen. Die Zauberdoetoren, welche im Grunde
auch Nichts anderes thun als die übrigen Stammesgenossen, nur dass ihr
Hocuspocus ausgedehnter und mannigfaltiger ist als der Einzelne in Ausübung
bringt, bilden sich im Stamme selbst und ihre Anschauungen stimmen
mit deijenigen der Menge in den wesentlichsten Punkten so überein,
dass gar keine Veranlassung vorliegt anzunehmen, sie wären es 'allein,
welche den Glauben an den Mo-kuru gewaltsam unterdrückt hätten (J. H a h n ) .
Der Lebenslauf des einzelnen Individuums entwickelt sich nur wenig
verschieden von demjenigen des Mo-chuana, doch hat die Jugend im Her er o-
Lande wegen des engeren Zusammenlebens der Aeltera auch einen besseren
Halt in der Familie und gegenseitige Zuneigung, sowie Pietät, entwickelt
sich daher in höherem Grade. Es tritt uns hinsichtlich der Herero wieder
in den Autoren die bereits öfter bei verschiedenen dunkel pigmentirten
Kacen aufgestellte Behauptung entgegen, dass die Kinder weiss geboren
würden, und sich erst später die Färbung der Haut einstellte. Dies beruht
jedenfalls auf einem Irrthum, oder besser gesagt, auf einer Uebertreibung;
es ist mit grösser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Nigritier sich
in dieser Hinsicht gleich verhalten, und ich kann aus eigener, bei den
Ba-ku&na gemachter Beobachtung versichern, dass das neugeborene Kind
die dunkle Färbung der Haut schon während der Geburt deutlich erkennen
liess, das Pigment zeigte nur nicht die Kraft, welche es später unter Einwirkung
des Lichtes bei gleichzeitiger besserer Füllung der Hautcapillaren
erhielt.
Der heranwachsende Knabe wird mit den Altersgenossen in feierlicher
Weise der Beschneidung unterworfen und auch hier verbindet der gemeinsam
durchgemachte Ritus die Jünglinge für den Rest ihres Lebens zu einer
engeren Verbrüderung. Bei dieser Feierlichkeit werden ihnen als ein besonderes
Zeichen der Aufnahme unter die erwachsenen Männer die beiden mittleren
Schneidezähne des Unterkiefers ausgebrochen, während man die oberen
in Form einer umgekehrten römischen Fünf ausfeilt (vergl. den Herero-
Schädel Taf. XXXII).
Auch das Mannbarwerden der Mädchen wird durch ein Fest gefeiert,
und dabei die Zahnoperation in gleicher Weise an ihnen vollzogen. Diese
eigenthümliche Sitte, welche in bestimmten Modificationen bei centralafri-
kanischen Stämmen ebenfalls vorkommt, hat einen ’merklichen Einfluss auf
die Sprache der Herero und bewirkt, dass der Accent einen lispelnden
Charakter annimmt.
Die Verheirathung der heranwachsenden jungen Leute findet in gleich
jungen Jahren statt wie bei den übrigen A-bantu, indem das Mädchen nicht
älter als 12 zu sein braucht, der Jüngling wenige Jahre mehr zahlt; auch
hier wird die Braut durch Geschenke an Vieh von den Aeltem erworben.
Verlobungen sollen zuweilen in ganz kindlichem Alter stattfinden.
Das spätere Leben fliesst ihnen dann gleichmässig dahin, indem die
beständige Sorge um den Lebensunterhalt die einzige Plage, die Wartung
des lieben Viehes ihre Freude und Stolz, gesellige Unterhaltungen verschiedener
Art ihre Erholung darstellen. In den* letzteren sind sie besonders
stark und verdienen dadurch wirklich den Namen der Fröhlichen. Sie sind
nicht verlegen um Veranlassungen zu Festen, wrobei in ähnlicher Weise wie
bei den Kaffern geschmaust und getanzt wird , doch nehmen die Frauen
daran einen activeren Theil als bei diesen, Und die Tänze zeichnen sich
zuweilen durch Lascivität aus. Im Allgemeinen sind sie auch hier mimischer
Natur, Krieg und Jagd spielen aber keine so grosse Rolle wie bei den Zulu
oder X.o8a, darum verherrlichen sie lieber ihr theueres Vieh, dessen Benehmen
und Bewegungen sie bei den Tänzen nachzuahmen pflegen. Indessen
verstehen sie auch ohne Feste fröhlich zu sein, sei e s, dass sie sich in der
oben angegebenen Weise musikalische Unterhaltungen verschaffen, oder sich
nur die Zeit durch Erzählungen vertreiben, wobei sie um den Stoff nicht