euteraitige Ansehen der Brüste beobachtet, welches bei den ändern Regel
ist, der busen ist vielmehr verhältnissmässig klein, zugespitzt, mit
vortretender Brustwarze, der Warzenhof überragt
die Oberfläche nur wenig, wenn nicht
wiederholtes Säugen- darin eine Aenderung herbeiführt.
Natürlich bleibt wegen der grossen
Hinneigung aller Hautparthien zur Faltenjaildung
auch die Formation der Brüste in späteren
Jahren nicht so wie sie eben beschrieben wurde,
doch ist es gerade aus' diesem Grunde um so
bemerkenswerther, dass man häuflg Personen im
Alter von Dreissig sieht, welche dieselbe noch
ziemlich unverändert zeigen. In noch höheren
Jahren hört dieser Körpertheil allerdings auf zu
4en Reizen des schönen Geschlechtes zu gehören
und die Beschaffenheit derselben, wie sie
Fig. 54 {eine ältere Frau) zeigt, ist eine durchaus
nicht ungewöhnliche. Fig. 55 stellt eine Person
dar, die gegen 30 .Jahre alt war, und doch wird
man zugeben, dass bei-ihr die Bildung der Brüste
keine unschöne genannt werden kann, ebenso
wenig wie die Gestalt der Arme.
Freilich —- um mit dem Dichter zu reden —- .»da unten aber ist’s
fürchterlich«, wir müssen aber nun einmal hier das
Wagniss des >Schauens bestehen, und darum fürchte
ich, wird das Gesammturtheil über die Schönheit der
Hottentottenfrauen wohl nicht sehr günstig ausfallen.
Es findet sich, wie ein Blick auf die angeführte
Figur lehrt, bei dieser Person, obyvohl sie an und
für sich gar nicht fettleibig genannt werden kann,
jene eigenthümliche Bildung, welche man als Steatopyga
bezeichnet. Diese Steatopyga besteht wesentlich
in einer gutartigen Hypertrophie der Fetthaut
über bestimmten Regionen des Körpers, vornehmlich
der Hinterbacken, aber auch seitlich an den Hüften,
sowie an der Aussenfläche des Oberschenkels. Die
hypertrophischen Parthien bilden Polster von lockerem
Fett, welche so wenig mit Bindegewebe durchwachsen
und fixirt sind, dass schon bei massiger Bewegung
Fig. 55. Gonaqua-Hottentotün. des Individuum ein lebhaftes Zittern und Schwanken
dieser Theile eintritt. Dass gerade der Steiss in so
bemerkenswerther Weise hervorspringt, beruht nicht allein auf der Ablagerung
des Fettes auf den Nates, sondern grosseptheils auch auf der Stellung
des Beckens, welches durch seine sehr starke Neigung nothwendiger Weise
ein Heraustreten des Kreuzbeines nach hinten bedingt. Die Figur 55 lässt
in dem Verlauf der Leistenbeuge, dem tiefen Einsinken der Lumbosacral-
krümmung, sowie dem bogenförmig nach hinten zur Schamfuge verlaufenden
Umriss des Unterleibes die erwähnte Bildung unzweifelhaft erkennen.
Dagegen verschwindet wegen der Profilstellung das Hervortreten der Fettpolster
auf dem Oberschenkel in der Gegend des Trochanter, welches wiederum
in Fig. 54 stärker in die Augetf fällt; bei dieser Person findet indessen
allgemeine Fettleibigkeit .statt,-und der Fall ist darum für die charakteristische
Form der Steatopyga nicht , so beweisend. Fig. 56 ist nach einer
Photographie des sögenanntpri1» Buschweibes Afandy « ausgeführt . Es fehlt
eine genaue Ortsangabe über die Herkunft dieser
Person, doeh steht zu vermuthen, dass sie aus den
westlichen Inlanddistricten der Capcolonie stammt.
Ihr ganzer Habitus hat nicht nur den Verfasser, sondern
auch andere Kenner südafrikanischer Racen
(z. B. T h e o p h . H a h n ) veranlasst, sie für eine Hotten-
tottin zu erklären, obgleich eine gewisse Vermischung
mit ’Buschmannblut, wie solche in den westlichen
Theilen der Colonie gewöhnlich is t, nicht mit Sicherheit
ausgeschlossen werden kann {vergl. pag. 259).
Vielleicht liegt es in diesem Umstande, dass die Steatopyga,
welche den Buschmänninnen nicht in gleichem
Grade eigen ist Wie den Hottentottinnen, weniger
stark hervortritt. Keine der drei Personen kann als
m o n s t r ö s angesehen werden; denn wenn auch bei
ihnen die fragliche Bildung sehr hochgradig erscheint, -’--‘r
so-finden sich doch so viele ähnliche und solche, die
d a s s e lb e Merkmal zwar schwächer aber immer noch | | | g ?
deutlich zeigen, dass die Neigung zur Steatopyga als
ein. normales Kennzeichen der Frauen unter den
Koi-hoin bezeichnet werden muss. Die hier dargestellten Personen galten
auch im Lande selbst keineswegs als Monstra, man darf sagen, sie fielen
Ortsangehörigen nicht einmal auf, sondern nur den Europäern, m so weit
sie an den Anblick dieser Eigenthümlichkeit nicht gewöhnt waren.
Die dem Leben nachgebildete Venus hottentotta ist m dem fraglichen
Punkte den hier nach Photographien' gegebenen Portraits recht ähnlich,
LE V a i l l a n t ’s 2) dagegen gehört zu den mannigfachen Phantasiegebilden
dieses Autors und kann in keiner Beziehung auf Correctheit Anspruch machen.
I) Ueber diese schliesslich in Europa verstorbene Person, sind mehrere Aufsätze von
L u sc h k a , K o c h , G ö t t e und G ö r t z erschienen, auf welche weiter unten zurückzukommen
sein wird.
- 2) l e V a i l l a n t ’s Reise in Süd-Afrika,