Die Augen sind charakteristisch durch den schmalen Schlitz der Lider,
das obere Lid ist häufig stark ü b e r d en ä u s s e r e n Wi n k e l h e r a b g e z
o g en und lä s s t ih n a l so t i e f e r e r s c h e i n e n a l s den i n n e r e n ,
wodurch auch selbst die entfernteste Aehnlichkeit mit mongolischen Gesichtszügen
verschwindet.
Die Backenknochen sind kräftig entwickelt und treten seitlich vor,
bilden indessen keine so scharfen Vorsprünge,, wie die colonialen Stämme
sie bei alten Leuten als Regel zeigen. Das Kinn ist ebenfalls stark markirt,
indem das Gesicht gegen dasselbe schmal zuläuft, ohne dass es jedoch auffallend
zugespitzt is t 1).
Auch hier finden sich häufig Unregelmässigkeiten im Wuchs, welcher
früher von mittlerer Höhe gewesen zu sein scheint, untermischt mit zahlreichen,
den Durchschnitt überragenden Personen, während jetzt die Stämme
sehr den Charakter des Verfalles an sich tragen., Die ausserordentlich zähe
Race der Buschmänner hat den zerrütteten Clanschaften vielfach neues Blut
zugeführt und dadurch theilweise die äussere Erscheinung geändert und das
Sinken der Statur veranlasst, welches ein Theil der Korana erkennen lässt.
Auch Kafferblut ist in jetziger Zeit wohl in beträchtlicher Menge unter
ihnen vertreten; dies übt aber einen günstigen Einfluss auf die Entwickelung
des Körpers, während die Hautfarbe dunkler wird. Der Häuptling
der Korana von Boshof, Zwart Jaan, welchen Verfasser zu photographiren
Gelegenheit hatte, gehörte, nach seinem Aeussern zu urtheilen, zu dieser
Klasse. Weisses Blut scheint weniger unter ihnen vorzukommen, indem
solche Mischlinge, »die Bastaarde«, sich in der Regel als etwas Besseres
dünken und eigene Vereinigungen bilden, oder unter den Colonisten leben.
Ueber die Bildung der einzelnen Gliedmaassen, über die Hände und
Füsse gilt hier ebenfalls, was oben im Allgemeinen in Bezug auf die Koi-
koin angeführt ist.
Ueber den Charakter und die geistige Entwickelung gehen die Ansichten
der Autoren wieder sehr auseinander, doch ist dies wohl nicht anders
zu erwarten, weil so vereinzelt lebende Gemeinden bei der wechselnden Umgebung
unter den verschiedensten Verhältnissen begreiflicher Weise sich sehr
ungleich verhalten mussten. Das Bild, welches dem Durchschnittscharakter
der Korana am besten entspricht, ist von L ic h t e n s t e in entworfen, m i t dem
auch B u r c h e l l wesentlich übereinstimmt, am wenigsten zutreffend und
zuverlässig sind hier wie in ändern Gebieten die Angaben von A r b o u s s e t ,
welcher die Korana, weil sie mehrfach feindlich gegen seine geliebten
Ba-suto auftraten, mit den ungünstigsten Farben malt.
Charakteristisch erscheint für die Korana im Vergleich zu ihren Verwandten
im Süden ein gewisser Stumpfsinn und Mangel an geistiger Regsamkeit,
während der coloniale Hottentot zwar träge zur Arbeit, aber munter
*) L i c h t e n s t e i n hat dieselbe Bemerkung über die Korana gemacht a. a. O. II p. 412.
und geschwätzig bei der Unterhaltung ist. Ihr Benehmen ist stiller, häufig
fast mürrisch, und sie überarbeiten sich ebenso ungern, als die übrigen
Koi-koin, wenn auch A r b o u s s e t ’s Beschreibung eines Korana-Tagewerkes,
bestehend aus abwechselndem Schlafen, Rauchen und Essen übertrieben
erscheint. Ich hatte selbst einen Kora für längere Zeit im Dienst, der
seine allerdings mässige Arbeit that, ohne -dass besonderes Antreiben nöthig
gewesen wäre; wirklich lustig habe ich ihn aber nur einmal gesehen, als
wir eine bitterkalte Nacht halb im Wasser verbracht hatten, und die-Leute
am Morgen vor Kälte klapperten. Unter diesen gewiss wenig verlockenden
Verhältnissen zeigte der zähe Eingeborene einen Galgenhumor, welcher auf
das drolligste mit der Umgebung contrastirte.
Von Natur sind sie gutmüthig und verrathen wenig Neigung zu
kriegerischen Unternehmungen, doch hält es nicht schwer, sie durch die
Aussicht auf Beute aufzureizen und auch in die unbedachtsame Wildheit zu
versetzen, welche so. charakteristisch ist für den Buschmann. Während die
Meisten von ihnen gewöhnlich friedlich in ihren Kraalen unter den Colonisten
leben und der Umgegend in keiner Weise lästig fallen, gerathen die Leute
bei unruhigen Zeiten in eine Art von Fieber, welches sie Thaten vollbringen
lässt, die ihrer Natur sonst völlig fremd sind. So geschah es in
dem bereits erwähnten Aufstande von 1858, wie in den Raubzügen der
Bergenaars und den neueren Friedensbrüchen; bei solchen Gelegenheiten
verbinden sie sich sogar mit den für gewöhnlich auch von ihnen gehassten
und verachteten Buschmännern.
In ruhigen Zeiten hat ihr Auftreten zwar weder die studirte Würde
des Mannes der A-bantu, noch den Ausdruck von Intelligenz und Beweglichkeit
des Buschmannes, aber sie werden doch nicht ungern unter den
Colonisten gesehen, weil ihre Geschicklichkeit im Behandeln und Abrichten
des Viehes sie zu brauchbaren Mitgliedern der Gesellschaft macht;, der
Transporthandel nach dem Inlande, welcher zur Zeit noch fast ausschliesslich
durch die schweren Ochsenwagen vermittelt wird, verwendet eine bedeutende
Anzahl von Personen dieser Stämme als Fuhrleute u. s. w. Auch
richten sie Reit- und Packochsen von besonderer Güte ab, und werden in
diesen Künsten nur von den Griqua übertroffen, bei welchen sich die
grössere Intelligenz und Energie europäischer Racen mit der Ausdauer und
Zähigkeit des Eingeborenen verbindet. In ändern körperlichen Fertigkeiten,
wie im Reiten und in der Behandlung des Feuergewehrs, gehören sie zu den
anstelligsten, die man finden kann, und sie haben daher öfters brauchbare
Hülfstruppen, für die Boeren gegen andere Eingeborene gestellt. Da sie für
gewöhnlich den Nigritiern ebenso feindlich gegenüber stehen als den Buschmännern,
blieb ihnen kaum eine andere Wahl, als sich an die Weissen
anzuschliessen, um nicht ganz erdrückt zu werden.
In den Missionsschulen sind sie wegen ihrer Indolenz und Trägheit
keine besonders erfreulichen Schüler; für geistige Bildung zeigen sie wenig