wiederholt hat. Der weggelaufene Dollmetscher Doman, welcher die Schwäche
der Ansiedler kannte, flösste seinen Landsleuten Muth ein und führte sie
seihst bei den Ueberfällen an1 deren Ziel wie gewöhnlich die Viehheerden
waren; doch zeigten sie, dass sie auch ernsten Kampf nicht scheuten, wenn
die Eigenthümer es wagten, ihren Besitz zu vertheidigen. In diesen Plänkeleien
war der Vortheil fast immer auf Seite der Eingeborenen, welche
sehr SGhlauer Weise die Regenzeit zu ihren Angriffen benutzt hatten,
wo die Feuerschlossgewehre der Ansiedler in vielen Fällen gänzlich versagten,
während sie seihst bei ihrer grossen Zahl massenhafte Assegaien
und Pfeile zu schleudern vermochten. Die Straflosigkeit steigerte ihre Kühnheit
so sehr, dass es hei einer bestimmten Gelegenheit 5 Hottentotten wagten
4 berittenen Ansiedlern Stand zu halten und mit dem störrischen Muthe zu
kämpfen, durch den sich die Koi-koin im Gegensatz zu den A-bantu auszeichnen.
Sie vertheidigten sich, obgleich ihnen Pardon angeboten wurde,
solange noch Lehen in ihnen war, und nur Anthonius seihst, der dabei war,
entzog sich dem Untergange durch die Flucht, nachdem ihn ein Schrotschuss
zum weiteren Kampfe unfähig gemacht hatte. Bei einer ändern Gelegenheit
trieben 20 Hottentotten 7 Ansiedler, welche ihr Vieh wiedererobern
wollten, in die Flucht.
Es stellte sich immer deutlicher gegenüber der täglich wachsenden
Verwegenheit der Eingeborenen die Unmöglichkeit heraus, vom Fort aus
die abgelegenen Farmen zu vertheidigen, und die freien Colonisten reichten
daher am 7. Mai 1659 dem Gouvernement eine Petition ein, worin sie auf
den dringenden Nothstand hinwiesen und sich bereit erklärten, im Falle
Feindseligkeiten es erheischten, wenn gestattet würde, ihre Heerden
in der Nähe des Fort unter militairischem Schutz weiden zu lassen,
auf Commando wenigstens einen bewaffneten Mann aus jedem Hause zu
stellen *). Dieser Petition wurde Folge gegeben, und es entstand gleichzeitig
eine Miliz, in welcher auch Farbige dienten, damals »Cape - SchutterS« genannt,
später als »Cape mounted-Riflesa bekannt, über welche der Comman-
deur in der Nähe des Fort die erste Parade abhielt, nachdem an die freien
Bürger die nöthigen Befehle erlassen waren.
Dies ist der Ursprung der berüchtigten Commando’s , welche noch heut
in Süd-Afrika gegen die Eingeborenen zur Anwendung kommen, deren
Geschichte aber von Anfang bis zu Ende mit Blut geschrieben werden
müsste. Wenn man bedenkt, dass dabei Leute die Büchse zur Hand nehmen,
welche gezwungen werden, ihr ruhiges Besitzthum und ihre Familie
schutzlos zu lassen, während sie gegen einen wilden Feind ziehen, der zwar
das grössere Recht auf seiner Seite hat, jedoch entschieden keinen löblichen
Gebrauch davon macht, so darf man nicht erwarten, dass diese Interimssoldaten
sich durch Milde gegen den Gegner auszeichnen sollten. Sehnen
sie sich doch möglichst bald ein Ende zu schaffen, um zu den Ihrigen
zurückzukehren, und in Zukunft mit grösserer Ruhe die Früchte ihrer Arbeit
gemessen zu können. Ausserdem aber findet sich im Phlegma des Holländers
ein entschiedener Hang zur Grausamkeit, welchpr durch die noch
heute nicht beseitigte Verachtung gegen alle Farbigen zu einer starken Entwickelung
gelangte.
Im vorliegenden Falle fand sich wenig Gelegenheit für die Colonisten,
ihren Grimm auszulassen; denn die Eingeborenen blieben während dieses
ersten Krieges durchgängig im Vortheil. Die abgelegenen Farmen mussten
zeitweise gänzlich. aufgegeben werden, und die Compagnie verlor in Raub-
anfällen, welche sich Schlag auf Schlag folgten, und auch einzelnen Europäern
( S im o n I n t v e l t der erste, welcher fiel) das Leben kosteten, den grössten
Theil ihres Viehes; die Ansiedler wurden muthlos und wussten sich nicht
mehr gegen ihre unerbittlichen Feinde zu schützen, da dieselben nach überraschenden
Angriffen stets fast spurlos verschwanden, und beim Anrücken
der Truppen, durch ihre Späher gewarnt, längst das Feld geräumt hatten.
Wie verzweifelt die Lage erschien, geht schon daraus hervor, dass sich die
Ansiedler gezwungen sahen, zur Vermehrung ihrer Streitkräfte einen Theil
der Sclffiven, welche meist aus Guinea und Angola stammten, von den
Ketten zu befreien und zu bewaffnen, um mit gegen die Hottentotten zu
Felde zu ziehen.
Die Nigritier bewiesen also auch im vorliegenden Falle den Hass gegen
die gelbbraunen Stämme, welcher ihnen im Allgemeinen eigen ist, und verstanden
nicht, dass es in ihrem Interesse sei , der Ausbreitung der Europäer
unter allen Umständen einen Damm entgegen zu setzen. Kaum konnten
die einzelnen Stämme der Koi-koin sich selbst hinreichend beherrschen, um
ihre privaten, kleinen Fehden für einige Zeit schweigen zu lassen, und
soweit sie nicht selbst mit den Ansiedlern engagirt waren, wenigstens Neutralität
zu bewahren. So erlaubte der Häuptling der Saldanhier, Oedasoa,
den Caepman, als sie sich vor den Commando’s zurückzogen, zwar einen
Aufenthalt in seinem Gebiet, doch fanden sich die Neugekommenen in gedrückter
Lage und sehnten bald sich nach ihren früheren Weideplätzen zurück.
Die Holländer andererseits hatten sich allmälig, indem sie sich mehr
concentrirten und Zuzug durch die Schiffe erhielten, wieder gekräftigt, so
dass sie in der unmittelbaren Umgebung der Niederlassung sich in gehörigen
Respect setzen konnten. Dass dies mit hinreichender Energie gesch
ah , dafür sorgte die rücksichtslose Grausamkeit der Regierung; denn
während sie anfänglich nur auf den Kopf des Anthonius, lebend eingeliefert
100, todt 50 Guilders gesetzt hatte, für einen gewöhnlichen Räuber aber
20 oder 10, so dehnte sie das letztere bald auf jeden Hottentotten aus, der
nicht notorisch mit ihnen befreundet war.
Die Race wurde also verfehmt und in gleicher Weise wie bei schädlichen
Raubthieren Schussgeld für ihre Tödtung bezahlt. Dies blieb auch