aber wenigstens grösstentheils durch Ablegen der stinkenden Kleidungsstücke
sowie geeignete Reinigung des Körpers und hängt somit nicht mit der Ausdünstung
zusammen. Individuen, die durch den Einfluss europäischer Cul-
tur ihre unsauberen Gewohnheiten abgelegt haben, zeigen den Übeln Geruch
daher vielfach gar nieht.
hu Gegensatz zu der vollen, strotzenden Haut der .1 -hcjtbti ist die
der Koi-koin trocken, welk und bei nur einigermassen vorgerücktem Alter
schlaff und zur Faltenbildung neigend, wodurch in mittleren Jahren stehende
Personen schon den Eindruck von alten Leuten machen; bei wirklich bejahrten
Individuen nimmt dieser Umstand natürlich immer mehr und mehr
zu, was die Hässlichkeit des Gesichtes sehr steigert.
Zu Anfang treten kleine,- primäre Fäbtchen auf, die nur an Stellen, wo
die Haut sehr locker ist, wie am Halse, der Gegend der Achselhöhle etc.
deutlich erscheinen, bald aber gruppiren sich dieselben mehr, es bilden sich
tiefere secundäre p alten, die schliesslich auf Gesicht und Hals in förmliche
Furchen übergehen, wie die Portraits der beiden alten Hottentotten auf
Tafel XXI und X X n (Stompjes und Minell, Zöglinge der Missionsstation
Silok) in genügender Deutlichkeit erkennen lassen.
Die kleinen Fältelungen (die Photographie, welche dem Portrait
Taf. XXIII, Fig. 2b zu Grunde liegt, lässt .schon solche erkennen, obgleich
das betreffende Individuum im Jünglingsalter steht), treten so früh und so
häufig ein, dass sie nicht auf die Rechnung der Decrescenz gesetzt werden
können, sondern als ein normaler Charakter der Haut bei den Koi-koin zu
betrachten sind.
Verunstaltungen der Körperbedeckungen durch Tättowiren sind unter
den colonialen Hottentotten nicht üblich,, dagegen sollen die'Namaqua nach
A n d e r s so n ’s Angabe häufig dieser Unsitte fröhnen1). Allgemein gebräuchlich
ist es, das Gesicht mit rothen Erden in bestimmten Figuren zu bemalen,
während die A-bantu den ganzen Körper gleichmässig damit einzureiben
pflegen. Eine Darstellung . solcher Bemalungen findet sich in dem Werke
von B a in e s (Namaqua-Hottentot women begging), welche Abbildung, wenn
auch etwas earricirt, doch viel Zutreffendes an sich ha t2), Die Zeichnungen
bedecken meistens den mittleren Theil des Gesichtes, ziehen sich sattelartig
über die Nase, bilden Ringe um die Augen, welche nach der Schläfengegend
zu in Spitzen sich ausziehen, oder was sonst die Phantasie einer
koquetten Hottentotten-Schönen für Formen in den Sinn geben mag. Zuweilen
sieht man avuch, besonders in der kalten Jahreszeit, das Gesicht mit
einer schwärzlichen Kruste in so auffallender Weise bedeckt, dass es unmöglich
ist, durch einfache Unreinlichkeit . die Erscheinung zu erklären.
A n d e r sso n Lake Ngami pag. 334.
B. Explorations in South-West-Africa pag. 76
Diese Kruste besteht aus der Asche gewisser Pflanzen*) mit Fett zusammen
gerieben und wird aufgetragen, um beim Schlafen im Freien vor Erkaltung
zu schützen.
Aber auch abgesehen von diesem, im frommen Glauben absichtlich
aufgetragenen Schmutz findet sich an den übrigen Theilen des Körpers derselbe
weniger absichtlich meist in hinreichender Menge angehäuft, um die
Kälte einigermaassen abhalten zu können, und es ist daher die Naturfarbe
der Hautparthien nicht immer ganz ersichtlich2). Unterschiede der Pigmen-
tirung einzelner Regionen lassen sich daher nicht leicht feststellen, es schei- .
nen aber solche in der That nicht in nennenswerther Weise vorzukommen;
selbst die Färbung der Handteller und Fusssohlen, welche bei den A-bantu
wesentlich absticht, unterscheidet sich bei den Koi-koin nicht so merklich,
wenn auch eine etwas hellere Schattirung derselben zu erkennen ist.
Entfernen sich die letztgenannten Stämme von den ersteren m Hinsicht
auf die eben erörterten Punkte, so würden sie doch mit ihnen zusammen
zu ziehen sein, wenn man nach der Haarformation klassifieiren
wollte.
Wir finden bei den Koi-koin ebenfalls das eigenthümliche, dicht verfilzte
Haar, wie. es oben (pag. 29) beschrieben wurde, nur ist es durchschnittlich
noch krauser, die Windungen der einzelnen Haare sind noch
enger; ebenso tritt die Neigung, sich zu gruppiren besonders auf dem Kopfe
stärker hervor als bei den A-bantu. Werden sie kurz gehalten, sö drehen
sich die gruppirten Haare vollständig in sich zusammen und erscheinen als
kleine Ballen von Filz, zwischen denen die nackte Kopfhaut durchschimmert;
schneidet man eine solche Parthie ab, so sieht man, dass die Krümmungen
der Haare sich vollständig ringförmig sphliessen und man hat also ein Con-
volut von in sich verwickelten Haarringen vor sich , deren Durchmesser
etwa 2—4 MM. beträgt.
Bei stärkerem Wachsthum erscheinen die Ringe nicht vollständig geschlossen,
sondern die immer noch sehr gekrümmten Haare bilden dicht
verfilzte Zöpfchen von wechselnder Länge, ohne dass jedoch die Mächtigkeit
des Wuchses jemals so bedeutend wird als bei einigen Stämmen der A-bantu.
Schon P r u n e r Buy3} ■'bat in seiner trefflichen Abhandlung »de la
Chevelurec- betont, dass die Haare, welche die Haut in wesentlich senk'•
"’ *) Abgesehen von dem bereits erwähnten Bnchupulver ist es besonders eine, unserem
Pfefferkraut etwas ähnliche Pflanze, welche sie auch unter den Schnupftaback reiben. V.
2) S p a r k m a n n ergeht sich mit einer gewissen Behaglichkeit über das Thema des absichtlichen
Beschmierens, welches indessen in neuerer Zeit mehr und mehr eingeschränkt
wird. Damals, als S p. in Afrika reiste (1772-76) galt unter den Colonisten nach seiner
Angabe die Meinung, dass Waschen das Ansehen der Hottentotten durchaus nicht verbessere.
»Ein eingeschmierter Hottentotte sehe nicht so nackt und dabei völliger aus,
und eine ungeschmierte Hottentottenhaut schien, wie ungeputzte Schuhe, eine Nachlässigkeit,
einen Mangel an Pütz zu. verrathen.«. Sp . E. p. 175.
3) A. a. 0 . p. 8.