verschonte Stamm fiel ihnen noch jetzt zum Opfer, doch fanden sie auch
stärkere Gegner in diesen Ländern vor, an welchen ihre Macht gänzlich zerschellte
und sich in die Bruchstücke auflöste, deren Reste noch heut daselbst
gefunden werden.
Ein neuer Häuptling war unterdessen aufgetaucht, dessen Namen sich
in gleicher Weise mit dem Gedanken an Blutvergiessen verbinden sollte,
wie Chaka’s im Zitlu-1 .muht; dies war ZPmselekazi (Moselikaf.se der Be-chuana)
wie man sagt, ein entfernter Verwandter Chaka’s , welchem es glückte um’s
Jahr 1820 starke Trümmer der zerschmetterten Stämme zu sammeln und
rechtzeitig durch das Ausweichen nach Westen vor dem Untergang zu
bewahren. Vor seinem Andringen wichen die Makololo des Harrismith-
Distriktes, glücklicher als die Mantati, mit welchen sie nicht zu verwechseln
sind, nördlich aus und erreichten die Zambesi-Niederung, wo sie unter
dem Häuptling Sebituane eine blühende Niederlassung hei Linyanti gründeten.
Die Anhänger TJ’mselekazis, welche den Namen Matabele annahmen,
durchstreiften nun den heutigen Orange-Freistaat, in glücklichen Gefechten
ihre Zahl und ihr Ansehen vermehrend. Hier formirten sich damals gleichzeitig
vier verschiedene Partheien, von denen keine ein volles Recht auf
die umliegenden Gegenden, noch auch die Macht hatte, ein solches geltend
zu machen.
Beim Versuch der Ausdehnung, ihrer Herrschaft geriethen sie natürlich
in Collision und der Ausgang des Kampfes entschied für die Machterweiterung
des Siegers; jeder suchte alsdann seinen Rechtstitel auf historischer Grundlage
festzustellen, während hier ebenso wie in der Colonie das Recht des
Stärkeren allein die Entscheidung gebracht hatte.
Als die frühsten Bewohner der in Rede stehenden Gegenden sind ausser
den Buschmännern einzelne Horden von Korana zu nennen, welche längs
des Vaal- und Hart-Riviers abwärts vordrangen und dann ihre Wanderungen
an den Ufern des Orange-Flusses fortsetzten >). Diese Eingeborenen dehnten
sich anfangs nicht stark nach Osten aus und kamen daher auch erst spät
in Collision mit den Bewohnern der von den grossen Flussthälern entfernten
Gegenden. Hier hausten dunkelpigmentirte Stämme, zu den Be-chuana
zählend, von geringer Bedeutung, welche sich an die Gebirge anlehnten,
um dort Schutz zu suchen. Einige derselben, später unter dem Namen
Ba-sulo vereinigt, konnten keine grössere Bedeutung beanspruchen wie die
Nachbarn, als ein Mann an ihre Spitze trat, der sich als ein Häuptling
von grösser Begabung zeigen sollte. Im Jahre 1815 starb ihr Häuptling
Mo-tlumi und es ging die Würde auf einen Vetter von ihm aus einer jüngeren
Linie, Namens Mosheshwe über, unter dem die zersplitterten Clans sich zu
') Nach Versicherung des Herrn W u r a s von der Kai-amt-, Mission sind die Tradi-
tionen über diese Wanderungen unter den ICorcma noch heut lebendig.
einem mächtigen Stamm vereinigten, dessen Einfluss auf die Geschichte der
Inlanddistricte von grösser Bedeutung wurde.
Dass sich seinem Clan, den Ba-mokoteri, allmälig die übrigen an—
schlossen, bewirkte er besonders durch schlaue Politik, indem er den
Sitten des Volkes gemäss für die Aermeren seiner Unterthanen aus dem
reichen Besitzthum an Vieh Frauen kaufte, doch mussten sich die so Begünstigten
verpflichten, das für die Töchter eventuell wieder erlangte Heiraths-
gut ihm zurückzuerstatten. Er verhalf auf solche Weise seinen Unterthanen
zu Frauen und legte sein Capital auf Zinsen. Seine milde und doch kraftvolle
Führung liess seine Unterthanenzahl mehr und mehr anwachsen, so dass
er schon im Jahre 1818 im Stande war, die durch Chaka herauf beschworenen
Stürme zn überdauern. Ihn berührten zunächst die äussersten Trupps der
dritten, noch nicht, besprochenen Völkerströmung, welche schliesslich in
ihren Ausläufern unter dem Namen Ama-fengu [Fingoe) in der Geschichte
der Colonie eine Rolle spielen sollten. Dies waren die Fetcani unter Matuana
und die Ama-hlubi unter Pacarita, deren vor Chaka fliehende Schaaren
sich gegenseitig und die Nachbarschaft bekämpften.
Die genannten Eingeborenen unterschieden sich sehr wesentlich von
dem Mantaü, stimmten dagegen mit den Zulu in ihrer äussern Erscheinung,
Kleidung und Bewaffnung überein, man darf also in den Fingoe
ebensowenig Reste der Mantati sehen als in den Matabele oder in den
Makololo, welche ebenfalls von manchen Autoren, weil sie aus dem Harri-
smithdistrict kamen, Mantati genannt werden.
Pacarita von Matuana geschlagen, gerieth in die Gewalt von Moshesh
und soll von demselben getödtet worden sein, während ein Theil der Unterthanen
in den Stamm der Ba-suto Aufnahme fand. Matuana griff darauf
selbst die Ba-suto an, erlitt jedoch eine Niederlage und wurde südlich auf
die Ama-tembu gedrängt; es erfolgte im Jahre 1827 eine grosse Schlacht
zwischen diesen Partheien an der Hanglip im heutigen Queenstown-District,
in welcher die Fetcani zurückgetrieben wurden, doch schon im nächsten
Jahre wiederholte sich der Angriff. Jetzt erbaten sich die Ama-tembu, zu
schwach, allein den Einfall zurückzuweisen, die Hülfe colonialer Truppen,
worauf Major D u n d a s im Verein mit ihnen und Abtheilungen der Ama-
gcaleka .am Bashee—Fluss Matuana gänzlich auf’s Haupt schlug und ihn
zwang, noch einmal nordwärts zu fliehen; der schlaue Moshesh erlaubte
ihm den Durchzug nach N a ta l, einen Theil der Unterthanen benutzte er
aber wieder zur Stärkung seines Stammes.
Wie die beiden genannten Stämme auf ihren südwestlichen Wanderungen
erscheinen, um nach Erduldung von schweren Verlusten zu verschwinden,
erscheinen nun ab und zu mehrere derselben von verwandtem Charakter,
die ein gleiches Schicksal erduldeten, und es entstand so jene Masse von
Resten verschiedener Stämme, welche einige Jahre später unter dem Namen
Ama-fengu aus den Händen ihrer Unterdrücker befreit wurden.