Schildkröte (Testudo Verrauxii?) mit gelben, sternförmig zusammenlaufenden
Streifen, welche in den Steppen lebt und gewöhnlich nur die Grösse einer
starken Wallnuss zeigt. Indem sie die Lücken bis auf die durch einen
Stöpsel verschliessbare Oeffnung verkitten, bilden sie aus dem Gehäuse in
einfacher Weise den beliebten Artikel.
Die Abbildungen zeigen allerhand solche Schätze an den Personen in
irgend welcher Weise angebracht, besonders an den Halsgehängen der Frauen,
worunter ein als Amulett geschätztes, kurzes Ziegenhorn mehrfach auftntt.
Lässt sich über die Kleidung der Buschmänner begreiflicher Weise
nicht viel Wunderbares berichten, so darf man erwarten, dass sie als Jägernation
in der Herstellung von Waffen sich hervorgethan haben werden.
Dies ist auch bekanntlich der Fall, aber nur in einer gewissen Richtung,
nämlich in dem Erfinden und Beschaffen der mit Recht gefürchteten Gift-
pfeile.
Pfeil und Bogen sind die nationalen Waffen gerade dieser Eingeborenen,
und sie allein verstehen es in Süd-Afrika sie kräftig zu bereiten. Es ist
sicher, dass die anderen Stämme d a r i n nichts Aehnliches hervorhnngen; wie
erwähnt, benutzen manche derselben zeitweise Pfeile, welche sie auch selbst
vergiften sollen, doch solange nur Euphorbia- oder Haemanthussaft benutzt
wird, dürften sie wenig damit ausrichten. Es wurde auch bereits angedeutet,
dass jedenfalls ein grösser Theil der vergifteten Pfeile, welche andere Eingeborene
führen, den Buschmännern ihre Entstehung verdankt, und es
zeigt dies zugleich, dass die Ändern in ihre eigenen Fabrikate wenig Vertrauen
setzen, und die Wissenschaft der sonst verachteten Race in dem
einen Punkte zu schätzen wissen.
Der Buschmann fasst die Schrecken der Natur kühn in’s Auge, für
ihn haben sie nichts Furchtbares, da er zwischen ihnen aufgewachsen ist,
mögen sie sich zeigen, unter welcher Gestalt sie wollen; wahrend der
Nigritier eine abergläubische Scheu vor einer Schlange hat,, die er im Hause
findet, draussen aber ihr furchtsam ausweicht, sieht der Buschmann m derselben
ein gütiges Geschenk der Natur, das er sich nützlich machen kann.
Er stachelt das .gefährliche Reptil bis zur höchsten Wuth, um sie möglichst
viel und wirksames Gift ahscheiden zu lassen und tödtet sie dann nach
seinem Gefallen. Es liest sich so Etwas ganz behaglich, aber wer die
Wildheit, Kraft und Schnelligkeit vieler der gefürchteten Schlangen in
der Natur kennen gelernt hat, weiss, es ist keine Kleinigkeit, eine beim
Schwanz zu ergreifen und den nackten Fuss ihr in den Nacken zu setzen,
wie der Buschmann thut. Ich selbst war Zeuge, dass eine Frau dieses
Stammes eine 5 Fuss lange Cobra capella (Naja Haye), die sie an einem
Wasser antraf, beim Schwänze ergriff und unverletzt herbeibrachte, obgleich
die Schlange sich mächtig bäumte, um die Frau von der Seite zu erfassen.
Die Furchtlosigkeit und Gewandtheit, mit welcher die Buschmänner giftige
Schlangen behandeln, ist ein Vorzug, der ihnen hei der Herstellung des
Pfeilgiftes zu Statten kommt. Dies stellt in der Regel ein Gemisch dar,
und zwar werden pflanzliche und thierische Gifte, am häufigsten das der
Schlangen, dabei vereinigt. Der Pflanzensaft giebt durch seine grössere
Consistenz und Klebrigkeit einen geeigneten Träger für die andere Substanz,
welche er zugleich in ihrer Wirkung unterstützt.
Zwei Pflanzen kommen dabei zur Anwendung: Die Gift-Amaryllis
(Haemanthus toxicariusf, wonach das Präparat, da die Zwiebel den Stoff
liefert, Bolletjesvergif genannt wird, und das Melkhout (Euphorbia tetragona
oder candelahrum) , tvelches stärker wirkt und unter dem Namen Malkop-
vergif bekannt ist, weil es ausser der übrigen Wirkung sehr bald Störungen
des. Sensorium herbeiführt und den Kopf irre (colonial: umal«) macht.
Ob die Pflanzensäfte ohne weiteren Zusatz von den Buschmännern
überhaupt verwendet werden, um kleinere, ungefährliche Thiere zu erlegen,
erscheint sehr zweifelhaft, da dieselben keine schnelle Tödtung herbeiführen,
und also der Hauptvortheil verloren geht; auch benutzen die Eingeborenen
den wenig gefährlichen Saft der Amaryllis wegen seiner klebrigen Eigenschaften
zum Kitten ihrer irdenen Geschirre; endlich ist es sicher, dass auf
der Jagd von ihnen auch unvergiftete Pfeile verwendet werden, wenn sie
darauf rechnen können, dass die Wunde an sich ausreichend ist, die Beute
in die Gewalt des Jägers zu bringen.
Für Pfeile, die gegen reissende Thiere oder im Kriege gebraucht
werden sollen, sind schnell und kräftig wirkende Gifte erforderlich, und der
Buschmann mischt daher zu den genannten Pflanzensäften Schlangengift,
welches er dem getödteten Reptil-, nachdem es lange vergeblich versucht
hat,3den schrecklichen Fangzahn in den Fuss seines Peinigers zu drücken,
sammt dem Behälter entnimmt; sehr geschätzt ist zu diesem Zwecke das
Secret der Puffadder (Echidna arietans) und der Cobra capella (Naja Haye).
Ausser den genannten Pfeilgiften kommen noch andere vor, von denen
besonders eins gefürchtet ist, welches den Namen »Klipgift« führt, da der
pflanzliche Stoff, der die Grundlage bildet, an Felsen gesammelt werden
soll, doch ist über die Natur desselben nichts Näheres bekannt. Von einem
neuen Gifte der Buschmänner des Herero-Landes berichtet der Reisende
H a in e s , und W o o d bildet in seiner History of Man auch die Insektenlarve
ab, N ’gwa genannt, von der es stammen soll. Nach dieser Skizze und der
dabei gegebenen Beschreibung zu schliessen, scheint man es mit der Larve
einer Chrysomeline zu thun zu haben, welchen sonst ein so heftiges Gift nicht
eigen zu sein pflegt. Der Saft des Thieres wird nach B a in e s ’ Angabe von
dem Buschmann vorsichtig ausgequetscht und direct auf die Pfeilspitzen auf-
getragen. Die Futterpflanze, eine mit starken Stacheln an Stamm und Aesten
besetzte Leguminose, und also wahrscheinlich das Thier auch, fehlen den
südlichen Gegenden.
Mannigfach wie die Gifte des Buschmannes sind, so ist auch ihre
Anordnung und die Gestalt des Pfeiles, indem nur der leitende Gedanke