geneigt wäre, darin eine Affenähnliehkeit zu erblicken, eben so wenig wie
Luoae, welcher zuerst darauf aufmerksam machte1). Immerhin erscheint
das Vorkommen doch constant genug, um es als Racenmerkmal zu yerwer-
then, und a u s n a hm sw e i s e starke individuelle Schwankungen können die
Re g e l nicht umstossen. An den drei männlichen Skeletten schwankte die
Zahl zwischen 29?5 und 35?8, einen Durchschnitt von 32?2 ergehend.
Die Knochen des Unterarmes wie die der Hand sind, entsprechend der
beschriebenen äusseren Form dieser Extremitäten, lang und schmal, und besonders
die Hand deutet durch die geringe Entwickelung der Muskelansätze
nur unbedeutende Kraft an.
Die Knochen der unteren Extremität Sind denen der oberen im Habitus
ähnlich. Es ergieht sich dies schon aus den Verhältnissen des Femur,
dem sich eine entsprechend gebaute Tibia und Fibula anschlieest. Die
Kanten dieser beiden Knochen sind scharf, die Muskelansätze markirt,
wenn auch nicht sehr kräftig, die Malleolen massig vortretend.
Sehr auffallende Unterschiede bietet die Bildung der Füsse, von denen
drei typische Formen verschiedener Racen auf Taf. XLVIII abgehildet sind,
welche auf einen Blick zeigt, welche enorme Schwankungen zwischen Stämmen
Vorkommen können, die in nahezu denselben Gegenden leben. Der
Fuss des Kaffem ist lang und gestreckt, der Breitenindex des unter Fig. 1
der Tafel abgebildeten beträgt (die Länge = 100 gesetzt) nur 27.7 °/0 (Fig. .3
Index = 41.3). Der Körper des Fersenbeins mit seinem Höcker tritt weit
nach hinten vor, während die stark gewölbte obere Gelenkfläche des Sprungbeins
den hinteren Theil des Körpers dieses Knochens in der Ansicht von
oben fast ganz verdeckt. Der Kahnbeinhöcker und derjenige der Basis des
fünften Mittelfüssknochens springen nur mässig vor. Die schlanken Mittel-
fussknochen und Phalangen zeigen nirgends starke Vorsprünge; die Stellung
der Gelenkflächen zwischen dem ersten und der entsprechenden des Wiirfel-
beins erlaubt eine starke Abduction der grossen Zehe. Die zweite Zehe, ist
die längste. —
Der beschriebene Charakter des Skelettes auf ein zwar mässig umfangreiches
aber gutes Material und, soweit dies möglich war, durch zahlreiche
Beobachtungen am Lebenden gestützt, darf wohl wenigstens so lange aufrecht
erhalten werden, bis er durch grösseres Material modificirt ist.
c) Körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.
So ist der Körperbau des Kaffern beschaffen, sehen wir nun, was er
durchschnittlich mit demselben zu leisten im Stande ist. Es verhält sich
damit wiewohl überall unter ähnlichen Bedingungen: der unt e r mannig -
>) Arch. f. Anthrop. I pag. 275.
fa chen s c h ä d l i c h e n E i n f l ü s s e n e rwa c h s e n e Kö rpe r z e i ch n e t
s i c h in F o l g e der e r z i e l t en Ab h ä r tu n g me h r durch Z ä h i g k e i t
u n d Wi d e r s t a n d s f ä h i g k e i t g e g e n s o l c h e E i n f l ü s s e , al s d u r c h
b e d e u t e n d e p o s i t i v e L e i s t u n g aus.
Die Vitalität ist niemals sehr bemerkenswerth in ihnen; kurze Momente
heftiger Aufregungen abgerechnet, wie sie der Krieg, die Jagd oder
ein Streit bietet, ist das Wesen des Kaffem träge und dies spricht sich in
der ganzen Thätigkeit aus. Auch in diesem Punkte ist von den Autoren
viel gefabelt worden hinsichtlich der enormen Muskelkraft, der Fähigkeit zu
laufen etc., doch ist ein derartiges Lob nur eine Variation über das beliebte
Thema der allgemeinen Vorzüglichkeit dieser Wilden. Ein sonst normal gebauter
Körper wird bei Uebung und leidlicher Pflege stets ein ziemlich bedeutendes
Maass von Kraft zu leisten vermögen, und so sieht man denn auch
bei günstigen Verhältnissen unter den A-bantu Leute, welche recht im-
ponirende Lasten zu tragen vermögen, yvie z. B. die Hafenarbeiter votn
Stamme der Fingoe in Port-Elisabeth. Aber diese übertreffen in solchen
Thaten ihre ganz wilden Brüder - und leisten andererseits doch nicht mehr,
als ich von den mageren, schmächtig aussehenden Fellahs ägyptischer
Küstenplätze habe ausführen sehen.
Was den A-bantu wie wohl allen Nigritiern hauptsächlich fehlt, ist die
Leichtigkeit einer p l ö t z l i c h e n , e n e r g i s c h e n K r a f t l e i s t u n g und dies
spricht sich deutlich darin aus, dass ihnen das S p r i n g e n etwas ganz Ungewohntes
ist. So lange ich unter ihnen weilte, habe ich nie einen Mann
■einen irgendwie bemerkenswerthen Sprung ausführen sehen, und glaube, dass
andere Beobachter in Mieser Hinsicht nicht glücklicher gewesen sein werden1).
Der Kaffer lacht bei dem blossen Gedanken, er findet auch energische,
hastige Bewegungen, Hin— und Herrennen und Aehnliches, wie es Europäer
bei ihren Beschäftigungen gern thun, höchst lächerlich. Ein Mann der
A-bantu wird den Weissen d u r c h s c h n i t t l i c h niemals übertreffen, sei es
durch Kraft des Hiebes, Weite des Sprunges oder Schnelligkeit des Laufes
für kur z e En t f e r n u n g . Der letztere Punkt dürfte am ehesten Widerspruch
erfahren;' indem die Kaffern den Namen vorzüglicher Läufer haben-,
es kommt dies aber daher, dass man Schnelllaufen und andauerndes Laufen
nicht gehörig unterschieden hat. Das Letztere ist e s , wodurch sich die in
Rede stehenden Eingeborenen auszeichüen, und wobei ihnen die oben betonte
Zähigkeit und Ausdauer trefflich zu statten kommt. Ein Kafferbote
*) In W ood’s History of man wird von einer Prophetin erzählt, die unter mächtigen
Sprüngen ihren Hocuspocus ausführte; doch ist dies nur ein Zeichen, wie sehr solches
Gebahren Aufsehen erregt, was ja die Absicht der Person war. Ob die Sprünge in den
Augen eines Europäers wirklich sehr erstaunlich gewesen sind, ist nicht erwiesen, ausser-
dem wird ausdrücklich bemerkt, dass das Weib sich durch künstliche Mittel zu einem
hohen Grade von Erregung hinaufgearbeitet hatte (worked herself up to a pitch of terrible
frenzy pag. 205).