Veränderungen mit ziemlicher Sicherheit übersehen und auch nach Abzug
derselben bleibt ein sehr unregelmässig gebildetes Gesicht übrig. Das Portrait
stellt einen Fingoe dar., welcher noch in der Knechtschaft der Kaffern
gelebt hat, und dem Kern der Stämme angehörte, von denen diese Abtheilung
der Eingeborenen ihren Ursprung herleitet; trotzdem der Mann als
Schüler der Mission Siloh in europäischer Kleidung erscheint, so fällt die
Vergleichung mit dem unter ihm abgebildeten, unter einer gewissen Civi—
lisation aufgewachsenen Stammesgenossen, obgleich er nackt ist, unzweifelhaft
zu Gunsten des Letzteren a u s, zumal wenn man die Profile vergleicht.
In der Vorderansicht verleiht der starr auf den Apparat gerichtete Blick des
Mannes seinem Gesicht einen finsteren, wilden Ausdruck, welcher ihm im
Leben nicht zukam.
Die hier dargestellten Portraits sind ohne alle Absichtlichkeit ausgewählt,
und es darf versichert werden, dass andere nicht hier wiedergegebene
in demselben Sinne aufgefasst werden mussten, sowie dass es keinen
Schwierigkeiten unterliegen würde, die Zahl der Beispiele beliebig zu steigern.
Besonderheiten der Figur oder der Skelettbildung, welche die Ama-
xulu mit ihren Verwandten von der Gruppe der Am a -x o sa trennen
könnten, kamen nicht zur Beobachtung und es wurde daher für geeignet
gehalten, diese Kapitel bei den Letzteren lieber im Zusammenhang zu besprechen.
Gewiss, könnte die eingehende Vergleichung eines möglichst
reichen Materiales über, diese Stämme noch manches Interessante ergeben;
doch obgleich eine ganze Beihe von Forschern ihnen ihre specielle Aufmerksamkeit
gewidmet haben, so sind die Nachrichten über die physische
Beschaffenheit theils widersprechend, theils zu dürftig, um verwerthet werden
zu können. Nach dem Urtheil, welches sich der Verfasser selbst zu
bilden Gelegenheit hatte, ist die Verwandtschaft der Xosa und Zulu eine
sehr nahe und die Abweichungen beruhen wesentlich auf einer Sonderung
in nicht zu früher Zeit (etwa um’s Jahr 1000 n. Chr.), worauf Verschiedenheit
der Schicksale, sowie Veränderung in den Sitten die Unterschiede ver-
mittelt hat.
Eine nationale Eigenthümlichkeit, welche bei Betrachtung der Portraits
alsbald auffällt, sind die künstlich geformten Haartouren, deren bizarre
Formen viel zu dem wilden Ausdruck der Gesichter beitragen. Die Figuren
der Tafel III lassen erkennen, dass das natürliche^laar von der Beschaffenheit,
wie es die übrigen südafrikanischen Puhujc- Völker zeigen, nicht
bedeutend abweicht, und sich bei den Zulu nur durch eine grössere Ueppig-
keit auszeichnet. Bei den jungen Burschen hängt es wild um den Kopf
in dünnen, verfilzten Strähnen oder, was noch häufiger is t, sie ordnen es
in besonderer Weise, indem sie durch dichteres Verfilzen der Enden und
Einmischen von Gummi eine Kappe daraus formen. (Taf. II , Fig. 2), in
anderen Fällen quer gestellte Kämme daraus aufrichten (Taf. II, Fig. l)fe'
Die Strähnen bleiben dann entweder stehen, so dass die vorderste Parthie
eine Art Heiligenschein bildet, oder sie werden ebenfalls verfilzt und man
erhält so den Uebergang zu der Kappenform. Laune und besonderer Geschmack
des Zulu-Stutzers bringen eine Menge wunderlicher Formen dabei
zum Vorschein, deren Herstellung zum Theil eine sehr grosse Geduld und
Mühb in Anspruch nehmen muss. . •
Alle diese Trachten werden aber nur vorübergehend getragen, so lange
die Burschen noch nicht den Namen von Kriegern beanspruchen dürfen und
machen mit der Aufnahme derselben unter die erwachsenen Männer der
eigentlichen nationalen Haartour, dem Ringe, Platz, wie ihn die Portraits
der Tafel I zeigen. Zur Anfertigung einer solchen Tour wird der ganze
Kopf rasirt und*nur rings um den Scheitel bleibt ein schmaler Kranz von
Haaren stehen, welcher unter Benutzung von Sehnenfäden zu einem festen
Ringe geformt, darauf mit einem Gemisch von Akaziengummi und Kohlepulver
überzogen und, wenn trocken, mittelst Fett polirt wird.
Der Reif liegt alsdann unmittelbar auf der Kopfhaut, und stellt in
dieser Form die anständigste Tracht dar; mit der Zeit erhebt er sich aber
durch das Nachwachsen der Haare und bildet eine Art Krone, wie an den
Köpfen auf Taf. I. Es leuchtet ein, welche beständige Arbeit und Zeit
darauf verwandt werden muss, um eine solche Tour in Ordnung zu halten,
da zur Herstellung der glatten Oberfläche alle widerspänstigen Haarparthien
mit Hülfe kleiner Elfenbeinstäbchen verfilzt und glatt gelegt werden müssen;
ausserdem ist der Kopf öfters zu rasiren, und wenn nach einigen Monaten
die Höhe der Krone zu bedeutend geworden ist, schneidet man das Ganze
ab und die Arbeit beginnt von Neuem.
Zeit ist in Süd-Afrika von keinem Werthe,
zumal für die Eingeborenen, und man sieht
daher häufig ein paar Zulu mit seltener Ausdauer
hei einander auf der Erde hocken und
in aller Ruhe sich gegenseitig die Haarringe
zurecht machen, wie die beistehende Figur ,es
•zeigt (Figf 23). ■
Die Frisur der Frauen ist abweichend,
indem die Mädchen das Haar ohne besondere
Künstelei einfach kurz halten; bei den ver-
heiratheten Frauen aber rasirt man den Kopf
Fig. 23. Zulu-Friseur bei der Arbeit.
bis auf den höchsten Theil des Scheitels, wo
ein solides Haarbüschel stehen bleibt, welches durch Einreiben von Ockererde
und Fett zu einer dichten rothen Masse wird. Es bildet dieses Toupe
einen gewöhnlich etwas mehr als faustgrossen Wulst oder Knopf, der wie
eine Handhabe auf dem Scheitel sitzt und vielleicht oft genug als solche
gebraucht wird, wenn der Eheherr seiner Frau eindringliche Ermahnungen
giebt. * .Ga r d in e r hat in seinen Abbildungen die Büschel wohl etwas zu
dürftig angegeben, oder die damalige Mode war von d,er jetzigen verschieden.